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---wurden Perlen aufgefädelt

Diese Frage wurde mir in den letzten Jahren immer wieder gestellt.

Diese Aufstellung beinhaltet alle Funde mit "Fädel-Material", die mir in den letzten ca. 10 Jahren (Stand 27.04.2009,mittlerweile sind es mehr) "untergekommen" sind.

Das ganze ist wertfrei und nicht berücksichtigend was heute wirklich praktikabel ist oder was für exaktes Material es war...sondern wirklich nur das was in Gräbern nachgewiesen wurde und wie es in den verschiedenen Veröffentlichungen bezeichnet wird. Da ich diese Zusammenstellung kurzfristig für einen thread (hier) zusammen gestellt habe, gibt es nicht überall Literaturhinweise.

Hier die Materialnachweise

La Téne:
Wederath, Grab 1205: "ein kleines Fragment des Kettenzwirns, r. wirr gedrehte Schafswolle"

Wederath Grab 1216: Armreif aus Eisen mit 8 Glasperlen

Dürrnberg: nach den Bildern im Museum waren hier in mehreren Gräbern die Glasperlen auf Bronzedraht aufgezogen. Angaben zur Stärke kann ich nur per Augenmaß geben, etwa 2-3mm.

Römische Kaiserzeit:
Plen, Ostktosch, Maslomecz Grab 64, Ende 2. Jhr. n.Chr.; 11 Bernstein und Glasperlen in Silberdraht eingehängt (Kokowski, Andrzej in: Schätze der Osttogen, Konrad TheisVerlag GmbH & Co. Stuttgart, 1995)

Altsächsisch
Liebenau, Landkreis Niedersachsen:
"Die Halskette aus dem Grab H11/A1 war auf ein 0,6-0,7cm starkes Garn (Material unbestimmbar) in leichter Z-Drehung aufgezogen" Siegmann, Maren: Bunte Pracht, S. 853)

"Bei der Freilegung der mehrreihigen Halskette F17/A1 wurde ein "gedrehter Faden" beobachtet und dokumentiert"

"Die Perlen der Fibelkette aus P09/A1 waren wohl auf ein Lederbändchen gezogen, die kleineren Perlen (wohl Ausschnittbesatz) auf einem 4-fach gezwirntem, ca. 0,5 mm starken Garn aus unbekanntem Material"

"Aus P10/A2 schließlich zwei Fadenreste von Spirale bzw. Sehne der Fibeln Nr. 1 und 2, und zwar ein einfaches Wollgarn von 0,7mm von der Fibelspirale der Fibel Nr. 1, von der Sehne der Fibel Nr. 2 stammt ein 4-fach Zwirn von 2,0 mm Durchmesser. Da als Träger der Fibelkette nur die beiden Stützarmfibeln Nr. 2 und 3 in Frage kommen, werden die Perlen auf dem dicken gezwirnten Garn aufgezogen gewesen sein."
(alles: Siegmann, Maren; Bunte Pracht)

Alamannisch, Mengen
"An einigen Perlen aus Mengen haben sich in den Fadenlöchern noch Reste von Lederbändern erhalten, die zumindest über die Art der Auffädelung Aufschluss geben. "
(Walter, Susanne: Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Mengen)

Wenden in Pommern zur Wikingerzeit:
Soltin, 24 Glasperlen auf einem Bronzedraht
Zewelin, 69 Glasperlen und mehrere Bronzeringe auf mehreren Drähten aufgezogen
Wahlendow, 9 Perlen auf einem Bronzedraht aufgezogen
Köslin, 7 Glasperlen auf einem Bronzedraht aufgezogen
(Eggers, H.J.: Funde der wendisch-wikingischen Zeit in Pommern)

Kreis Erfurt, slawisch
Rempel, H. Reihengräberfriedhöfe des 8. bis 11. Jahrhunderts aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Berlin, Akademie Verlag, 1966

Slawisch, Kreis Erfurt, Landkreis Sömerda, "Leubinger Hügel"
an einem Schläfenring wurden Reste eines Lederbandes entdeckt

Wikinger, Dänemark (Haithabu)
Grab 810
Die Grablage: zwei Schalenfibeln und dazwischen eine gleicharmige Fibel. "um diese Fibeln herum, wie auf einer Kette aufgezogen, fand man mindestens 78 Perlen, z.T. auf einen Eisendraht aufgefädelt".
Das ganze ist wie ein Bogen (zum Bogenschießen), die Wölbung nach unten. Zwischen der oberen (übertragend "Sehne") und unteren Linie (="gespannter Bogen") sind weitere Verbindungen, wie ein Zickzack auf- und ab. Überall auf diesem Draht befinden sich Perlen.
Die Angaben stammen aus der nicht gedruckten, nur als Micro-fiche Veröffentlichten Dissertation von U. Arents über die Grabfunde aus Haithabu. Dieses Werk soll endlich im Herbst 2010 in Druck gehen!!!

Wikinger, Schweden (Birka)
Birka II:3 besagt nur, das "an den Kanten der Spangen und Spangennadeln, an denen sowohl die Trägerösen der Röcke als auch manchmal gewebte Bänder erhalten sind". Achtung: das sagt nicht das gewebte Bänder in den Perlen waren.
Es wird für die Gräber in Birka kein Material genannt auf welchem Perlen(ketten) aufgefädelt waren. Es gibt nur Gräber mit ein bis drei Perlen, wo diese auf einen Draht aufgezogen und als Anhänger verwendet wurden.
Die Gräber weisen ansonsten kein Material auf, auf das Perlen tatsächlich aufgefädelt wurden.

Wikinger, Schweden (Örebro)
Auf etwa 800 n.Chr. datiert fand sich hier in Grab 36 ein Bronzering von 4cm Durchmesser mit 14 Glasperlen.
(Damell, D. & Edlund, M.: En vikingatida by i Linde bergslag, Örebro län, 2006.Fornvännen 101.)

Wikinger, Gotland
Hellvi, Ire Grab 218a
"zwischen 2 Perlenverteilern 105 Glasperlen sowie 24 fischkopfförmige Hülsen. In den Hülsen (Bronze) fanden sich Reste von Leder."
(Lena Thunmark-Nylen: Die Wikingerzeit Gotlands IV:1, 2000.)
Da steht nu zwar nicht, das auch die Glasperlen so aufgefädelt worden sind, aber das ganze ist nun einmal ein zusammenhänges Collier, und bei dem Umfang des Colliers ist dies auch vorstellbar.

Wikingerzeit, Finnland a)
H. Ranta hält ihre Aussage etwas allgemein: "In identified necklaces, the beads where strung on a length yarn or a leather band."
(Ranta, Helena: Glass Beads form Iron Age Graves in Finnland, Studies in Technology and Culture Vol.2)
Leider nennt sie keines dieser Gräber, aber textile Überreste finden sich hier:

Wikingerzeit, Finnland b)
Yliskylö, Pernio
"Am Halse hatte die Verstorbene ein Perlenband gehabt, von dem noch eine 6 cm lange Wollschnur nebst 24 darauf aufgefädelten Perlen"

Nun ist es mittlerweile Sommer 2010 und den ein oder anderen Nachweis mehr gibt es schon, aber keiner wird das folgende Bild verändern:

Glasperlen konnten auf textiles oder ledernes Material sowie auf Metall aufgezogen werden.

NICHT vergessen sollte man, das die Perlen aus anderen Gräbern nicht schwerelos um den oder die Trägerin geschwebt sein werden!!! Diese Aufstellung gibt nur die wenigen Funde wieder, die es gibt!
Island

Endlich mal etwas neues zu der Frage worauf Perlen aufgefädelt wurden.
- zwei einfarbige blaue Perlen auf einem roten Faden, aus einem Männergrab: SM-006 Brennistaðir Eiðahreppur
7604
- 4 blaue und eine Perle mit Silberfolie in einem Frauengrab auf einen Metalldraht gezogen, SM-052 Stóra-Sandfell (Mið-) Skriðudal

bei den Langobarden, in Mödling Niederösterreich

wurden zwölf gleiche feuervergoldete Bronzeperlen auf einen Flachsfaden aufgezogen.
Quelle: Stadler, Peter: Das langobardische Gräberfeld von Mödling, Niederösterreich
Article in Archaeologia Austriaca · January 1979

Rus-Slawen, Kaukasus

„In einzelnen Fällen konnte beobachtet werden, daß die Perlen auf Pferdehaar aufgezogen
Waren“

JUSˇKO, A. A. (1967): Raskopki kurgana XI-XII vv. u s. Pokrov Moskovskoj oblasti (Ausgrabung eines Kurgans des 11.-12. Jh. beim Dorf Pokrov des Gebietes Moskau). – Kratkie soobsˇcˇenija instituta archeologii Akademii nauk SSSR 110: 48-53.


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