Metalketten- und Glasperlenverteiler
Da Gotland nicht wie das Baltikum ist - hier noch einmal die Besonderheiten der Metallketten- und Glasperlenverteiler auf Gotland.
Erneut: auf Gotland wurden zu keiner Zeit Ovalfibeln paarig auf der Brust getragen.
- Glasperlenverteiler (» weiter)
- Verteiler für Metallketten (» weiter)
- Fazit (» weiter).
Perlenverteiler
Die Perlenverteiler, nicht Kettenverteiler, bestehen in der einfachsten Form aus einer flachen Schiene mit mehreren Löchern. Die Länge variiert zwischen 6 und 10cm.
Es gibt etwa 60 Funde, hiervon etwa 20 Grab- bzw. Depotfunden paarweise.
Diese liegen in den Gräbern paarweise am Hals, zu beiden Seiten der Dosenfibel, mit Glasperlenreihen dazwischen, ggf. auch Kaurimuscheln. Es konnten bis zu fünf Reihen dokumentiert werden, wobei in wenigen Fällen die unterste Reihe komplett aus fischkopfförmigen Hülsen gebildet war. Die Perlenreihen bestanden aus 100 bis 250 Perlen und 18 bis über 30 Hülsen (alle Typ 1).
In den Depots war die Zahl der Perlen und Hülsen (Typ 2) geringfügig höher.
Glasperlenverteiler mit Glasperlen
Typ 1
Typ 1 Eine bandförmige Schiene ohne Dekor. Bei breiteren Schienen kann die schmale Schauseite mit Furchen oder Stempeln verziert sein. Etwa ein Dutzend Funde. Anwendungszeit VIII:2 (Nr. 15 a – b)
Glasperlenverteiler
Typ 2
etwa 5 Funde. Auf die gelochten kantigen Grundstreifen wurde ggf. ein
Blechstreifen mit getriebenen Buckelchen gelötet, die von einem getrieben
Perlenkränzchen umgeben sind. Einmal wurde in das Blech ein
vendelzeitliches Tierornament getrieben. Anwendungszeit Ende VIII:1 –
Anfang VIII:2
Glasperlenverteiler Typ 2
Typ 3
Über 30 Funde. Früh anzusetzen ist ein Exemplar das von einem kurzen Tierkopf in Stil III abgeschlossen ist. Hinzu kommen Exemplare mit elliptischen Zierplatten mit Greiftierornamentik in erhöhtem Relief in abgesetzten Rundfeldern, in den Enden Dreipaßknoten. Eine andere Gruppe hat versenkte Felder mit Reliefornamentik. Eine kleine Gruppe weist geriefelte Bänder, Spiralen und Tiertatzen im gotländischen Jellingstil auf.
Vergoldung ist häufig. Die Enden sind oft in Form von Napoleonhüten mit häufig Silberplattierung mit Gravur und Nielloeinlagen. Die Zierscheibe ist zum Teil doppelschalig. Anwendungszeit VIII:3, wobei Fundzusammenhänge eine Verwendung von der VIII:1 bis VIII:4 indizieren
Glasperlenverteiler Typ 3
Kettenverteiler
Kettenhalter wurden verwendet um dauerhaft montierte Ketten aus Metall zu tragen. Der Kettenhalter ist flach, glockenförmig im Umriss und hat mehrere Ösen zur Aufhängung der Ketten. Die Ketten wurden angepasst symmetrisch befestigt.
In nur zwei Gräbern wurde die Lage dokumentiert. In Ire Gr. 479, lag das Skelett seitlich, die Kettengarnitur
vor der Brust. In Eke, Hallvide (links) lagen die Spitzen der Kettenhalter
unmittelbar unter den Tierkopffibeln.
Von den TKF (6, b) beiderseits des Brustkorbes hängen zwei Kettenverteiler (10) herab. Zwischen diesen Kettenverteilern sind mehrere Bronzeketten (4) befestigt.
Ergänzt wird das Ensemble aus Perlen und einem Kragen aus fischkopfförmigen Hülsen im oberen Brustbereich.
Typ1 Vendelzeitlich. Die jüngeren Exemplare haben sich bis in die ältereWikingerzeit erhalten. Sie sind plan und plattenförmig, mit linearer Stempelzier an den Seiten und Mittelachse. Die Trageöse ist schmal,
unansehnlich. Höchstens für Haltelöcher. Anwendungszeit VIII:1, besonders erste Hälfte.
Typ 2 Einschalig, mitgegossener Oberflächenverzierung, reliefverziert. Schmale Aufhängeleiste, diese vielleicht mit der Andeutung eines Gesichts verziert. Die Schauseite ist schwach gewölbt oder
Leistenverziert. Eine kleine Gruppe hat ein fast nierenförmiges Oberteil. Hiervon läuft eine dreieckige
Partie mit einziehenden Seiten herab. Dieser Teil ist glatt oder mit einer Figur versehen, ggf. mit einem Perlenrand umgeben. Die Halter haben fünf bis sieben Löcher. Anwendungszeit VIII:1 und Angang VIII:2
Typ 3 gibt es in mehreren Varianten. Sie sind größer und gröber. Der obere Teil der Platte ist fast kreisförmig, der gesamte Halter reliefverziert. Die erste Variante ist einschalig. Zuoberst gibt es ein Zierfeld mit Greiftierornamentik. Der dreieckige untere Teil beinhaltet ovale Felder mit Greiftierornamentik. Sieben Kettenlöcher. Häufiger ist die zweite Variante, mit drei Paaren und zwei einzelnenExemplaren vertreten. Die gesamte Platte ist mit Greiftiergewimmel bedeckt, diesem ist das Rahmenwerk untergeordnet. Die Platten sind durchbrochen, manche doppelschalig, ggf. bildet die Rückseite ein Blech,mit Bronzestäbchen gehalten. Sieben oder acht Löcher. Die Variante 3 ist mit einem Exemplar bekannt. Der Halter ist einschalig, ohne Durchbrüche, mit Greiftiergewimmel bedeckt. Die Motivanlage und
das Rahmenwerk unterscheiden sich von den anderen Varianten. Anwendungszeit VIII:3 und Anfang VIII:4
Typ 4 Gibt es in verschiedenen Varianten. Sie stimmen darin überein, dass die Aufhängepartie wie eine Gesichtsmaske unter einem Napoleonhut geformt ist. Bei doppelschaligen Exemplaren ist das zurechtgeschnitten Bronzeblech an mitgegossenen Zapfen auf der Rückseite der Oberschale befestigt. Ein anderer Teil ist durchbrochen, aber einschalig gegossen. Die Verzierung wird von großen Tierköpfen mit nach oben gerichteten Schöpfen gebildet. Sieben bis acht Löcher. Anwendungszeit Beginn oder
Mitte VIII:2
Metallkettenverteiler
Metallkettenverteiler
Vier vendelzeitliche Kettenverteiler für Metallketten. Vendel-, nicht Wikingerzeit
Auf Gotland wurden drei Kettenhalter gefunden, die nachträglich zu Fibeln
umgebaut wurden. Entweder wurde die Lochreihe entfernt oder die Nadelspitze
weist Richtung Lochreihe, die als Nadelhalter fungiert.
Zwei gotländische Kettenhalter wurden außerhalb von Gotland angetroffen. Einer
in Lettland in einem Männergrab. Dieser wurde der lokalen Traditionen angepasst
und die Ketten durch dreieckige Hängebleche ersetzt. Ein weiter findet sich in
Estland.59
Kettenhalter ähnlich dem Typ 1 wurden in Grobin in Lettland und in Ostpreußen
entdeckt. Diese sind größer und besitzen andere Proportionen. Aus einen
Brandgrab in Östergötland und ein paar weitere Kettenhalter wurden auf Aland
angetroffen. Diese sind jedoch „ungeschickt ausgeführt worden“.
Die Kettenhalter aus dem Ostbaltikum besitzen andere Formen und wurden dort
an den Trachtnadeln befestigt. Entweder paarig oder wie stränge herabhängend.
Fazit
Das klassische, gehobene und vollständige Trachtzubehör besteht aus paarigen TKFn, TNn sowie einer DF, ggf. ergänzt durch eine Gerätefibel. Die TKFn wurden beiderseits der Brust auf Höhe der Ellenbogen getragen, die TNn beiderseits des Halses und die DF unterhalb des Kinns. Die Gf lag unterhalb einer TKF, wohl mit einer eigenen Befestigungsvorrichtung links der Brust.
Bildsteine legen die Existenz eines schürzenartigen Gewandes nahe. Ebenso, deutlich, ein Kleid. Das Trachtzubehör indiziert ein seitlich offenes Gewand durch die TKFn. Wie dies aussah, ob ein Poncho, Peplos oder eine Art Messdienergewand ist unklar.