Vorgestellt: ein wohnortnaher Fund
Irgendwie schon unvorstellbar, eine Brandbestattung der Mittel-/Spätlaténe, direkt bei mir um die Ecke. Die Katalogisierung erfolgte von T. Haevernick 1938/39 im Städt. Heimatmuseum, Inv.nr. 2231.
T. Haevernick hat ihre Dissertation "Die Glasarmringe und Ringperlen der Mittel- und Spätlatènezeit auf dem europäischen Festland" 1960 schließlich veröffentlichen können.
Es gibt nur die Textbeschreibung, ohne Größenangaben. Ich werde dem mal nachgehen.
Mittlerweile hat mir das Stadtarchiv ein Bild der Originale zur Vergüng gestellt. Also nur nach dem Text gearbeitet sieht das ganz anders aus, das werde ich noch einmal nacharbeiten.
Ich habe nun von der Museumsdirektion eine Antwort, die zeigt, das Zusammenfassung nur bedingt geeignet sind. Der Fundkatalog um 19 ! ringförmige Perlen aus hellem honiggelbel Glas, Dm. 3,5 cm die größten, Dm. 1,5 cm die kleinen, außerdem 7 Perlen aus blauen Glas. Ich persönlich gehe davon aus, das die "honiggelben" tatsächlich allesamt Glasperlen mit "gelber Folie" sind.
Und mit der Vermutung lag ich falsch.
Das mir nun (23.12.2021) zur Verfügung gestellte Bild spricht Bände. Ich werde das gelegentlich noch einmal fertigen, aber dies ist das Ergebnis einer Recherche und tollen Zusammenarbeit.
Glasperle der Laténe D2
La Téne, Glasperle mit radialer Bänderung
Das Muster ist nicht nur auf den Perlenkörper aufgeschmolzen, es geht auch durch das Perleninnere! Auch Spiralperle bezeichnet, aber nicht: spiralig aufgelegte Fäden.
Die Lt D2 ist mehr als "perlenarm". Die derzeitigen Primärquellen (die sich vorrangig mit den Glasarmringen auseinandersetzen; Gebhardts Ausgrabungen in Manching habe ich nicht mit einbezogen, wäre aber sicherlich noch interessant) weisen diese sehr deutliche Fundarmut aus:
Maciej Karwoski hat den latènezeitlichen Glasringschmuck aus Oberösterreich (ISBN 3-7001-3285-9) behandelt. Glasringschmuck taucht für die Lt D1 nur noch vereinzelt auf. Leider wird nicht näher auf "einfache Perlentypen" eingegangen. Gesamt lässt sich hier das Bild erkennen, dass es sich nur um vereinzelte Ringperlen und andere einfache Perlen handelt. Einfache Perlen sind kugel- oder scheibenförmige bzw. runde Perlen, die i.d.R. einen Durchmesser von weniger 1 cm haben.
Heiko Wagner widmete seine Aufmerksamkeit dem "Glasschmuck der Mittel- und Spätlatènezeit am Oberrhein". Wagner kartiert nur noch eine Werkstatt für Ringperlen (Villenue-St.-Germain), wo kleine einfarbige Ringperlen von unregelmäßiger Form hergestellt worden sind. "In Gräbern am Titelberg (Lamadeleine) und anderswo treten noch vereinzelt Ringperlen auf." Lt. Katalog sind dies am Titelberg die Fragmente
- einer klaren Ringperle (5 cm, Lochdurchmesser 7-8 mm)
- Fragmente zweier klaren Ringperle mit gelber Folie
- einer klaren Ringperle mit gelber Bänderung
- einfarbigen blaue Ringperle
- einer blauen Ringperle mit weißen Bändern
- einer Ringperle mit Netzgitter
- einer purpurfarbene Ringperle mit Netzgitter in 2 Farben
- einer blauen genoppten Perle
Und letztendlich das Standardwerk von Maria Zepezauer, nach/mit den Unterlagen von Th. E. Havernick: "Glasperlen der vorrömischen Eisenzeit III, Mittel- und Spätlatènezeitliche Perlen". M. Zepezauer schreibt zu dieser Zeitstellung (S. 97) "In Lt D2-zeitlichen Zusammenhängen sind nur Perlen und Ringperlen aus braunem und blauem Glas bekannt geworden" und sie schließt sogleich Fehlzuordnungen durch vermischte Inventare aus.
Um es leider noch deutlicher zu sagen: "Sowohl das Fehlen von Glasobjekten in Lt D2-zeitlichen Siedlungen als auch der kaum nennenswerte Fundanfall in Lt D2-zeitlichen Grabkomplexen sind Indizien dafür, dass dem chronologische Ursachen zugrunde liegen. Geht man davon aus, dass die hier behandelten Perlen in den Oppidia hergestellt wurden, die fast alle mit dem Ende von Lt D1 abbrechen, so scheint das plötzliche Ende der Keltischen Glasproduktion leicht erklärbar." - Das Ende der Oppidia bedeutete auch den Niedergang der keltischen Glaskunst.
Viele Glasobjekte dürften somit Altstücke (wie die obigen polychromen) sein bzw. es wurden nur noch Glasperlen einfacher Art mit bescheidenen Mitteln hergestellt. Die Abbildungen der einfachen Perlen sind allesamt nur als Typen gezeichnet, Bilder gibt es keine. Dass auf diese Perlen kaum Bezug genommen wird, begründet sich derzeit darin, dass Perlen dieser Art zu jeder Zeitstellung auftreten (können) und für Datierungen sehr schwer bis gar nicht zu verwerten sind.
Glasperlen der Laténe
Ringperlen mit Sprenkeln
Ringperlen zählen mit über 1.000 Exemplaren zu dem häufigsten Perlentyp der Mittel- und Spätlaténe (Stufen Lt C und Lt D, ca. 300 bis um Christi Geburt) im Gebiet der BRD (mit den Grenzen bis 1990), Liechtenstein, Österreich und der Schweiz. Sie sind somit ein charakteristischer Perlentyp dieser Zeitstellung.
Eine seltene Untergruppe sind Ringperlen mit Sprenkelverzierung.
M.A. Zepezauer verzeichnete in „Die Glasperlen vorrömischen Eisenzeit III“
53 Ringperlen, mit einer deutlichen Fundkonzentration blauer Ringperlen mit Sprenkeln in Manching, Pfaffenhofen und Wederath. Diese Perlen konnten aufgrund der Fundzusammenhänge auf eine Niederlegung zwischen 150/100 v. Chr. bis um Christi Geburt (der Laténe D1) datiert werden. Wann diese Perlen aber von einem Handwerker erworben worden sind und wie lange sie bereits in Gebrauch waren ist nicht zu beurteilen.
Die nähere Datierung anderer Sprenkelperlen(typen) ist nicht möglich, da viele der vor 1950 ergrabenen Gräberfelder bereits zerstört waren. Erschwerend kommt hinzu das die Perlen überwiegend in Brandgräber gefunden wurden.
Die Ringperlen haben einen Durchmesser von 1,7 bis 4,5cm und die Grundfarben sind klares, grünes, blaues, braunes und purpurnes Glas. Die Verzierungen sind bei den klaren und grünen Ringperlen ausschließlich gelb, ansonsten in weiß oder gelb.
Fazit
... leider... gibt es kaum noch Perlenfunde für diese Zeitstellung und die Farbenpracht der früheren Zeiten gibt es nicht mehr. Die Polychromen Perlen treten erst (gem. Magdalena Tempelmann-Maczynka) wieder ca. 1. n. Chr. auf.
Kelti, der keltische Glashund aus Wallertheim
Der keltische Glashund aus Wallertheim ist in seiner Art als figürliche Nachbildung eines Hundes aus Glas einzigartig. So richtig gelungen ist er mir noch nicht, aber es ist ein Versuch...