Rübenach Grab 389
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Der ehemalige Ort Rübenach ist heute ein Teil der Stadt Koblenz. Das Gräberfeld ist eines der größten fränkischen Gräberfelder des Rheinlandes.
Insgesamt wurden 829 Gräber mit 837 Bestattungen aufgedeckt. Die Gesamtzahl der Gräber ist aufgrund von teilweiser vollständiger Zerstörung des Bestattungsplatzes nicht zu ermitteln.
Ursache hierfür ist die moderne Beraubung in den 188er und verschiedene Straßenbaumaßnahmen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.
Doch bereits früher wurden die meisten Gräber (etwa 70%) beraubt. Zahlreiche Gräber waren vollkommen Beigabenlos, andere enthielten –wenn auch für die Datierung wichtig- nur noch Gefäßscherben.
Es drängt sich die Vermutung auf, das die Grabräuber den Inhalt der Gräber kannten und vor allem das die Gräber an der Oberfläche markiert waren. Für eine solche Markierung spricht auch, das es auf dem Reihengräberfriedhof zu nur unwesentlichen Überlagerungen beim Grabbau gekommen ist.
Die Geschlechterbestimmung anhand der Beigaben ist daher nur ein wenigen Fällen möglich: in 111 Fällen waren es Männergräber, in 90 Fällen Frauengräber. Dazu waren 60 Kindergräber feststellbar.
Die ermittelte Belegungszeit reicht von 450 bis 750 n. Chr. und gliedert sich wie folgt:
Stufe II 450-525
Stufe III 525-600
Stufe IV 7. Jahrhundert
Stufe V 1. Hälfte 8. Jahrhundert
Die Glasperlen
Die Übersicht der Glasperlentypen von Rübenach richtet sich nach deren Häufigkeit im Gräberfeld.
Damit die folgende Darstellung nicht zu Verwirrend ist habe ich auf die Wiedergabe der absoluten Häufigkeit (also der Anzahl der Perlen vom jeweiligen Typ auf dem Gräberfeld) verzichtet.
Ebenso habe ich nicht jede einzelne Farbvariante jedes Perlentyps wieder nachgebildet.
Ringförmige Perlen sind zwischen wenigen Millimetern und bis zu 3,3 cm groß. Die durchschnittliche Größe beträgt 0,7 bis 1cm. Die Perlen sind durchscheinend grün, blau und farblos, während die Mehrheit der opaken Perlen in verschienenden Gelbtönen und in braun bis rotbraun auftreten. Seltener sind blaue oder dunkelgrüne Perlen. Einfarbige und verzierte ringförmige Perlen aus durchscheinendem Glas und verzierte aus opakem Glas treten zuerst selten in der Stufe II auf, am häufigsten sind sie in der Stufe III und werden bis in die Stufe IV verwendet. Opake zylindrische Perlen sind in der Stufe IV am häufigsten.
Tönnchenförmige Perlen treten verziert bereits in der Stufe III, häufiger in der Stufe IV auf. Die einfarbigen Exemplare sind eine Spätform und sind nur in den Gräbern der Stufe IV zu finden. Die Farben sind opak braun bis rotbraun gelb, weiß und grün (in verschiedenen Abstufungen).
eihenperlen aus opaken Glas sind immer verziert, der Grundkörper gelb, rotbraun bis braun und grün mit Abstufung nach grünblau. Die unverzierten Reihenperlen sind aus durchscheinendem, blauen oder blaugrünen Glas und in der Regel mit Gold- oder Silberfolie überfangen.
Nur ein Grabfund wurde in die Stufe III datiert, ansonsten treten diese Perlen ausschließlich in der Stufe IV auf.
Doppelkonische Perlen, einfarbig oder verziert, sind immer aus opakem Glas. Die geläufigste Farbe ist rotbraun bis braun, während nur wenige Exemplare aus weißem bzw. weißlichgrauem oder weißlichgrünem sowie blaugrünem sind. Nur eine einzige Perle ist aus schwarzem Glas.
Einfarbige doppelkonische Perlen kommen nur in den Gräbern der Stufe IV vor, die verzierten hingegen bis auf ein Exemplar ausschließlich in der Stufe III.
Prismatische Perlen sind, bis auf eine Perle der Stufe IV aus blauem Glas, ausschließlich aus opakem meist rotbraunen oder gelbem, seltener weißgrauem oder schwarzem Glas. Vereinzelte Exemplare treten in der Stufe III auf, vermehrt treten sie jedoch in der Stufe IV auf.
Kugelige Perlen sind aus opakem Glas und gewöhnlich groß und bunt verziert. Die Grundfarben sind wiederum braun bis rotbraun, gelb und schwarz. Diese Perlen verteilen sich, ebenso wie einfarbige kleine- und Miniaturperlen auf die
die Stufe III und IV, wobei größere Exemplare in die Stufe IV datieren.
Verzierte und unverzierte kugelige Perlen kommen nie gemeinsam in einem Grab vor.
Gerippte Perlen sind äußerst selten. Sie sind aus durchscheinendem, hellgrünem oder leuchtend blauem aber auch aus opakem, weißem oder dunkelgrauem Glas. Sie können bis zu 2,5cm messen und datieren auf die Stufen II bis IV.
Spindel- bis flachmandelförmige Perlen sind eine Sonderform. Der Querschnitt ist meist oval oder rhombisch, der Körper aus durchscheinendem grünem, blaugrünem, leuchtend blauem und blassviolettem oder aus opakem grünem bis blaugrünem und rotbraunem Glas. Die Perlen treten nur einmal in der Stufe III, dann vermehrt in der Stufe IV auf. Jedoch konnte nicht jedes Grab mit diesen Perlen datiert werden.
Vierkantperlen mit quadratischem Querschnitt sind mit fünf Exemplaren vorhanden, eine hiervon ist aus durchscheinendem grünem Glas, während die anderen aus opakem, rotbraunem Glas, von länglicher Form und durch gelbe Punkte verziert sind. Von den vier Gräbern, aus denen sie stammen, lässt sich nur eines in die Stufe IV datieren.
Diskusperlen oder besser: scheibenförmige Perlen. Diese Perlen haben einen Durchmesser von 1,7 cm haben und aus opakem gelbem Glas hergestellt sind. Die Verzierung befindet sich lediglich auf der Oberseite, während auf der Unterseite nur Farbreste schlierenartig auslaufen. Das Grab 389 (Abb. links), in dem sie gefunden wurden, ließ sich nicht näher datieren.
Mosaikperlen
Die vorhandenen Mosaikperlen stammen aus drei Gräbern. Sie sind von annähernd kugeliger oder prismatischer Form und weisen meist eine rote Randeinfassung auf. Als Verzierungen kommen neben weißen oder gelben Blütenmustern auch rot-weiße Kreisaugen vor. Unter ihnen fällt wegen ihrer Größe (Dm. 3cm) eine annähernd kugelige Perle aus Grab 391 auf, zwischen deren weißen Blütenmustern sich ebenfalls regellos angeordnete rot-weiße Kreisaugen finden. Die Geschichte zu dieser Replik kann hier nachgelesen werden(weiter). Ich danke Christin für diese wunderbare Perle.
Repliken aus Rübenach
oben eine Kette aus Grab 312, darunter einzelne Perlen aus verschiedenen Gräbern
Trageweise und Verwendung
Außer den normalen einreihigen Perlenketten kommen vereinzelt mehrreihige Ketten am Hals vor. Die Gräber 163 und 429 enthielten je eine dreireihige, die Gräber 394 und 560 je eine zweireihige Kette. Eine solche könnte auch aus Grab 287 vorliegen, bei dem der Befund unsicher ist.
Perlen wurden auch zur Verzierung der Kleidung verwendet. In Grab 163 wurden die Glasperlen als Gürtelgehänge getragen und eine Reihe von 47 kleinen schwarzen Glasperlen säumte dazu mit Sicherheit das Obergewand von der Brust bis zur Hüfte.
Fazit
Perlen aus opakem Glas sind weitaus zahlreicher sind als diejenigen aus durchscheinendem Glas. Bei durchscheinendem Glas ist die am häufigsten vorkommende Farbe ein leuchtendes blau, gefolgt von hellgrün. Bei opakem Glas ist die mit Abstand am meisten benutzte Farbe braun bis braunrot.
Der größte Farbreichtum besteht offensichtlich in Stufe III, während in der Stufe
IV die zahlreichen Farbabstufungen der Grundfarben weniger werden. Ähnliches lässt sich auch bei den Verzierungen beobachten.
Während in der Stufe III noch das Farbenreichtum durch viele bunte Perlen ins Auge fällt, sind es in Stufe IV mehr die monochromen Perlen verschiedener Farbe und vor allem Form, die die Ketten bunt erscheinen lassen.
Literatur
Christiane Neuffer-Müller und Hermann Ament: Das Fränkische Gräberfeld von Rübenach. Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit Serie B. Die Fränkischen Altertümer des Rheinlandes, Band 7. Hrsg.: Kurt Böhner, Berlin 1973