in "kurz"
Glasperlen zählen in der Wikingerzeit (ca. 793 bis 1066) mit Nägeln und Gefäßscherben zu den zahlreichsten Funden.
Dominierend sind monochrome Glasperlen, gefolgt von mit Faden- und Punktauflagen verzierten Perlen. Durch die zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten gibt es unzählige Verzierungsvarianten, wobei bei weitem nicht alle (denke ich) ausgeschöpft wurden.
Nicht jede Art der Verzierung von Perlen, die entstandenen Typenb sind regional und zeitlichbegrenzt, es finden sich dennoch sehr ähnliche oder auch identische Perlen an verschiedenen Orten in ganz Skandinavien, andere hingegen sind einmalig.
Die Handwerker haben offensichtlich nur eine begrenzte Zahl eines Perlentypus innerhalb
kurzer Zeit hergestellt. Vielleicht wurde auch mal ein Perlentyp von "Handwerker A"
gefertigt und von "Handwerker B" imitiert. Dennoch ist es sehr selten das mehrere identische polychrome Glasperlen als Beigabe in einem Grab anzutreffen sind. Beispielhaft ist der Fund aus Skalberg, Vestfold Tjölling parish.
In diesem Perlenensemble finden sich 41 verschieden farbige Perlen davon 5 mehrfarbige sowie 109 kleine runde blaue Perlen und vor allem: 24 schwarze Perlen mit gelben Tupfen. Dieser letztere Perlentyp findet sich nur an vier weiteren Fundstellen (Östergötland, Aska Frälsegard; Birka Grab 825; Birka Grab 847; Östa (Grab 2), Ärentua parish, Uppland SHM 25342) und dort nur mit ein bis vier Exemplaren.
Ein seltener Fund wie dieser vermittelt das Gefühl, das fast der gesamte Bestand eines
Handwerkers von einer Person gesammelt gekauft wurde und nur wenige Perlen weiter gehandelt wurden. Hingegen ist auch dieser Perlentyp einfach her zu stellen und die verschiedenen Perlen können durchaus an verschiedenen Orten entstanden sein.
Ebenso kann es zu zeitlich verschieden starkem Auftreten von Perlentypen kommen. Als
Beispiel hier einmal kleine einfache blaue Perlen. Während der Wikingerzeit waren diese
Perlen in der Zeit von etwa 790-820 n. Chr. am häufigsten zu finden, in der Zeit von 820-885 werden die Funde stetig weniger. Erst nach 885 steigt die Anzahl der Fundstücke wieder an, um dann zwischen 915-950 wieder rückläufig zu werden. Zwischen 950 und 980 hingegen sind sie wieder zahlreicher vertreten und verstärken sich weiter zwischen 980-990, wobei die Funde nicht so zahlreich sind wie zwischen 820 und 885 n. Chr.
Bitte beachten: Die Jahreszahlen sind keine strikten Grenzen, sondern nur ein archäologischer Rahmen. Des weiteren sagen die Jahreszahlen nichts darüber aus, wann die Perlen hergestellt, erworben oder wie lange sie getragen worden sind. Die Datierungen sagen nur, wann die Verstorbene "in etwa" bestattet wurde.
Ob die jeweiligen Perlen aus der Mode kamen, sie aus anderen Gründen weniger und gar nicht mehr produziert wurden, oder warum sie ggf. nicht mit in die Gräber gegeben wurden lässt sich derzeit nicht feststellen. Gründe können auch Rohmaterialmangel oder versiegende Handelswege sein. Sicher ist, dass die Verfügbarkeit von Glasperlen einen Einfluss auf die Zusammenstellung der Ketten hatte. Man trug was man bekommen konnte und so entsprechen nicht alle Ketten unbedingt dem heutigen Geschmack. Die Zusammenstellung kann zuweilen willkürlich und unharmonisch erscheinen. Es scheint das farbenfrohes Aussehen und der Wert der einzelnen Perle eine höhere Priorität gehabt hat als das gesamte Ensemble.
Als Grabbeigabe finden sich Perlen in allen Schichten der weiblichen Bevölkerung. Gräber mit reichen Beigaben (Schmuck, Haushaltsgegenstände, die generelle Ausstattung oder auch die Bestattung selber) können wenige Perlen aufweisen, hingegen können (fast) beigabenlose Gräber (hingegen) über eine reiche Perlenausstattung verfügen. Natürlich gab es auch reich ausgestatte Gräber mit entsprechend reicher Perlenausstattung. Eine generelle Aussage über den sozialen Status und die Anzahl oder Art der Perlen kann nicht getroffen werden.
Die Perlen wurden in der Regel als Kette dicht um den Hals oder weit den Oberkörper hinab reichend getragen, wobei letztendlich die Trageweise der Ketten durch regionale, zeitlich abhängige Modestile beeinflusst war. So kann die Wahl des Schmucks auch den Wunsch eine bestimmte Identität (Stammeszugehörigkeit, Status...) auszuweisen ermöglichen. Auf der schwedischen Insel Gotland waren seit ca. 650. n. Chr. so genannte Perlenverteiler sehr beliebt. Hier wurden zwischen 2 "Trägern" mehrere Perlenketten befestigt. Außerhalb von Gotland von Gotland finden sich diese Perlenverteiler nur sehr selten. Glasperlen als ein oder mehrere Reihen zwischen den paarig auf der Brust getragenen Ovalfibeln hingegen waren auf Birka (Schweden) verbreitet.
Auf das Alter der Schmuckträgerin kann durch die Perlen kein Rückschluss gezogen werden, obwohl häufig junge Mädchen/Frauen und ältere Frauen weniger Perlen als Grabbeigabe hatten.
Zu beachten bleibt, dass durch mögliche Brandbestattungen die Anzahl der Perlen zu Lebzeiten und zur Niederlegung verfälschen. Die Inventare solcher Bestattungen geben über die tatsächliche Perlenpracht kaum eine realitätsnahe Auskunft.
Perlen in Männergräbern sind sehr selten. Die zahlreichste Beigabe waren drei Perlen, wobei diese Perlen auch nicht als Halsschmuck getragen worden sind, sondern als Schwertperle oder in einem Beutel als Verschluss oder Beigabe verwendet wurden. Die Perlen in den Männergräbern waren zum größten Teil rot.
Eine einzigartige Ausnahme hiervon ist ein Grab auf dem Östra begravningsplatz bei Visby, Gotland. Dem Verstorbenen wurde nicht nur wie fünf weiteren dort Bestatteten ein Schwert mit gegeben, er erhielt des weiteren 100 Glasperlen um den rechten Arm. Vielleicht sollte diese außergewöhnliche Beigabe ihn von den anderen hervorheben.
Mit der fortschreitenden Christianisierung endete die Beigabensitte, die auch durch andere Faktoren wie den derzeitigen Wohlstand beeinflusst worden sein konnte.
Literatur:
Bencard, Mogens; Ambrosiani, K.; Nösman, U.: Wikingerzeitliches Handwerk in Ribe, Acta
Archaeologica 49-8
Pöche, Alexander: Die Glasfunde des frühmittelalterlichen Handelsplatzes von Groß
Strömkendorf bei Wismar; Kiel 2001
Arrhenius, B.: En vendeltida smyckeuppsättning, Fornvännen 55, Stockholm 1960
Bead Study Trust: Ornaments from the Past: Bead Studies after Beck, ISBN: 974-911659-3
Ethelberg, P: Hjemsted – en gravplads fra 4. Og 5. Arh e. Kr., ISBN: 87-87584-04-2 Pick It!
Hruby, V: Staré Mesto, Velkomoravské Pohrebiste „na Valách“, 1955
Steppuhn, P: Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu, Bd.32 : Die Glasfunde von Haithabu, ISBN: 3529019321 Pick It!
"Viking Beads, Fröjel Port of Trade - Gotland, Sweden"
ISBN 91-973304-3-4 Pick It!
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Da der kurze folgende Überblick doch etwas umfangreicher ist, hier die Unterseiten, die sich auf bestimme Gebiete spezialisieren:
Eine -kurze und allgemeine- Übersicht
Glasperlen zählen in der Wikingerzeit (ca. 793 bis 1066) mit Nägeln und Gefäßscherben zu den zahlreichsten Funden.
Dominierend sind monochrome Glasperlen, gefolgt von mit Faden- und Punktauflagen verzierten
Perlen. Durch die zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten gibt es unzählige
Verzierungsvarianten, wobei bei weitem nicht alle ausgeschöpft wurden. Und nicht jede Art von Perle gab es zu jeder Zeit an jedem Ort. Sehr ähnliche oder auch identische Perlen finden sich an verschiedenen Orten in ganz Skandinavien, andere hingegen sind einmalig.
Die Handwerker haben offensichtlich nur eine begrenzte Zahl eines Perlentypus innerhalb
kurzer Zeit hergestellt. Vielleicht wurde auch mal ein Perlentyp von "Handwerker A"
gefertigt und von "Handwerker B" imitiert. Dennoch ist es sehr selten das mehrere identische polychrome Glasperlen als Beigabe in einem Grab anzutreffen sind. Beispielhaft ist der Fund aus Skalberg, Vestfold Tjölling parish.
In diesem Perlenensemble finden sich 41 verschieden farbige Perlen davon 5 mehrfarbige sowie 109 kleine runde blaue Perlen und vor allem: 24 schwarze Perlen mit gelben Tupfen. Dieser letztere Perlentyp findet sich nur an vier weiteren Fundstellen (Östergötland, Aska Frälsegard; Birka Grab 825; Birka Grab 847; Östa (Grab 2), Ärentua parish, Uppland SHM 25342) und dort nur mit ein bis vier Exemplaren.
Ein seltener Fund wie dieser vermittelt das Gefühl, das fast der gesamte Bestand eines
Handwerkers von einer Person gesammelt gekauft wurde und nur wenige Perlen weiter gehandelt wurden. Hingegen ist auch dieser Perlentyp einfach her zu stellen und die verschiedenen Perlen können durchaus an verschiedenen Orten entstanden sein.
Ebenso kann es zu zeitlich verschieden starkem Auftreten von Perlentypen kommen. Als
Beispiel hier einmal kleine einfache blaue Perlen. Während der Wikingerzeit waren diese
Perlen in der Zeit von etwa 790-820 n. Chr. am häufigsten zu finden, in der Zeit von 820-885 werden die Funde stetig weniger. Erst nach 885 steigt die Anzahl der Fundstücke wieder an, um dann zwischen 915-950 wieder rückläufig zu werden. Zwischen 950 und 980 hingegen sind sie wieder zahlreicher vertreten und verstärken sich weiter zwischen 980-990, wobei die Funde nicht so zahlreich sind wie zwischen 820 und 885 n. Chr.
Bitte beachten: Die Jahreszahlen sind keine strikten Grenzen, sondern nur ein archäologischer Rahmen. Des weiteren sagen die Jahreszahlen nichts darüber aus, wann die Perlen hergestellt, erworben oder wie lange sie getragen worden sind. Die Datierungen sagen nur, wann die Verstorbene "in etwa" bestattet wurde.
Ob die jeweiligen Perlen aus der Mode kamen, sie aus anderen Gründen weniger und gar nicht mehr produziert wurden, oder warum sie ggf. nicht mit in die Gräber gegeben wurden lässt sich derzeit nicht feststellen. Gründe können auch Rohmaterialmangel oder versiegende Handelswege sein. Sicher ist, dass die Verfügbarkeit von Glasperlen einen Einfluss auf die Zusammenstellung der Ketten hatte. Man trug was man bekommen konnte und so entsprechen nicht alle Ketten unbedingt dem heutigen Geschmack. Die Zusammenstellung kann zuweilen willkürlich und unharmonisch erscheinen. Es scheint das farbenfrohes Aussehen und der Wert der einzelnen Perle eine höhere Priorität gehabt hat als das gesamte Ensemble.
Als Grabbeigabe finden sich Perlen in allen Schichten der weiblichen Bevölkerung. Gräber mit reichen Beigaben (Schmuck, Haushaltsgegenstände, die generelle Ausstattung oder auch die Bestattung selber) können wenige Perlen aufweisen, hingegen können (fast) beigabenlose Gräber (hingegen) über eine reiche Perlenausstattung verfügen. Natürlich gab es auch reich ausgestatte Gräber mit entsprechend reicher Perlenausstattung. Eine generelle Aussage über den sozialen Status und die Anzahl oder Art der Perlen kann nicht getroffen werden.
Die Perlen wurden in der Regel als Kette dicht um den Hals oder weit den Oberkörper hinab reichend getragen, wobei letztendlich die Trageweise der Ketten durch regionale, zeitlich abhängige Modestile beeinflusst war. So kann die Wahl des Schmucks auch den Wunsch eine bestimmte Identität (Stammeszugehörigkeit, Status...) auszuweisen ermöglichen. Auf der schwedischen Insel Gotland waren seit ca. 650. n. Chr. so genannte Perlenverteiler sehr beliebt. Hier wurden zwischen 2 "Trägern" mehrere Perlenketten befestigt. Außerhalb von Gotland von Gotland finden sich diese Perlenverteiler nur sehr selten. Glasperlen als ein oder mehrere Reihen zwischen den paarig auf der Brust getragenen Ovalfibeln hingegen waren auf Birka (Schweden) verbreitet.
Auf das Alter der Schmuckträgerin kann durch die Perlen kein Rückschluss gezogen werden, obwohl häufig junge Mädchen/Frauen und ältere Frauen weniger Perlen als Grabbeigabe hatten.
Zu beachten bleibt, dass durch mögliche Brandbestattungen die Anzahl der Perlen zu Lebzeiten und zur Niederlegung verfälschen. Die Inventare solcher Bestattungen geben über die tatsächliche Perlenpracht kaum eine realitätsnahe Auskunft.
Perlen in Männergräbern sind sehr selten. Die zahlreichste Beigabe waren drei Perlen, wobei diese Perlen auch nicht als Halsschmuck getragen worden sind, sondern als Schwertperle oder in einem Beutel als Verschluss oder Beigabe verwendet wurden. Die Perlen in den Männergräbern waren zum größten Teil rot.
Eine einzigartige Ausnahme hiervon ist ein Grab auf dem Östra begravningsplatz bei Visby, Gotland. Dem Verstorbenen wurde nicht nur wie fünf weiteren dort Bestatteten ein Schwert mit gegeben, er erhielt des weiteren 100 Glasperlen um den rechten Arm. Vielleicht sollte diese außergewöhnliche Beigabe ihn von den anderen hervorheben.
Mit der fortschreitenden Christianisierung endete die Beigabensitte, die auch durch andere Faktoren wie den derzeitigen Wohlstand beeinflusst worden sein konnte.
Literatur
Bencard, Mogens; Ambrosiani, K.; Nösman, U.: Wikingerzeitliches Handwerk in Ribe, Acta
Archaeologica 49-8
Pöche, Alexander: Die Glasfunde des frühmittelalterlichen Handelsplatzes von Groß
Strömkendorf bei Wismar; Kiel 2001
Arrhenius, B.: En vendeltida smyckeuppsättning, Fornvännen 55, Stockholm 1960
Bead Study Trust: Ornaments from the Past: Bead Studies after Beck, ISBN: 974-911659-3
Ethelberg, P: Hjemsted – en gravplads fra 4. Og 5. Arh e. Kr., ISBN: 87-87584-04-2 Pick It!
Hruby, V: Staré Mesto, Velkomoravské Pohrebiste „na Valách“, 1955
Steppuhn, P: Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu, Bd.32 : Die Glasfunde von Haithabu, ISBN: 3529019321 Pick It!
"Viking Beads, Fröjel Port of Trade - Gotland, Sweden"
ISBN 91-973304-3-4 Pick It!