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Datierungen mit Perlen

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in Arbeit, Stand 27.02.2020

Ja, das ist möglich.


Ich habe heute die Anfrage zu der Datierung von drei Perlen aus Birka bekommen.

Im ersten Schritt, Abgleich der Perlentypen mit übereinstimmenden Perlen nach J. Callmer.
Ich datiere nur anhand der Perlen. Dies auf dem Veröffentlichungsstand 1976 – soweit mir keine relevanten Arbeiten vorliegen, wie, z.B:

Orientiert anhand der Funde aus » Ribe verläuft die » "blau-weiße"-Phase nun von 705-725 n. Chr., gefolgt von einer "blau-roten"-Phase von 725 -760. n. Chr. Für ihn nun eher vendel-/wikingerzeitlich.
1976 verliefen die Phasen 60 Jahre später. Es besteht somit die Unsicherheit bei dem Typ B433 (s.u.), das diese Perle „locker“ bis zu 60 Jahre älter ist.
Früher datierende Perlentypen wurden von J. Callmer als vendelzeitlich angesprochen.

Es bleibt nur eine weitere Recherche. Grab 606 / Taf. 121, Nr. 5 b; Callmer B443,
Eine dunkelblaue, würfelförmig, grüne Punkte von einem rot-schwarzem Reticella eingefasst.
Die Zeichnung von Callmer rechts unten (1976) schemematisiert den Perlentyp deutlicher. Es gibt nur diesen einen Fund aus Birka.
Glasperlen, Wikinger, Datierung; blau mit rot und grün verziert
Die zweite interessante Perle hier ist B630, die Grundfarbe in türkis. Es gibt nach Callmer nur Exemplar, das von ihm in die BP III bis VI. datiert und somit keinen Anhaltspunkt für eine Datierung dieser Bestattung gibt. Glasperlen, Wikinger, Datierung; weiß, Augen aus Strahlen
Grab 1028 / Taf. 123, Nr. 32; bei J. Callmer finden sich keine opak-blauen Perlen mit dieser Verzierung. Bekannt sind sie mir von Gotland, auch wie hier würfelförmig. Eine Datierung gibt es dort nicht. Glasperlen, Wikinger, Datierung, schwarz mit rot-weißem Punkt
In der Bestattung fand sich auch drei grauweiße Perlen mit braunroter Achterfadenauflage (Typ Callmer B016), somit unter den polychromen Perlen in dieser Bestattung vorherrschend.

Verbreitung überregional. Vorkommend in jeder Perlenperiode, am häufigsten in der BP I, 790-820 n.Chr.
Glasperlen, Wikinger, Datierung, weiß mit roten Fäden
Nächster Versuch ist eine flache, schwach gelb-braune Perle mit eingeschmolzener, jetzt ausgefallener Fadenauflage (blau?)

Mir ist kein vergleichbarer Fund bekannt.

Diese Farbkombination gibt es nur mit blauen Sprenkeln, B232, ein einziger Fund aus Uppland, keine nähere Datierung.
Glasperle der wikinger, durchsichtig mit Fäden
Zu guter letzter A177, am häufigsten in BP I, in BP II weniger, in BP II mehr, in BP IV noch seltener als BP II, BP VII wieder etwas häufiger, und in BP III wieder weniger. In BP IX viel zahlreicher, aber nicht wie in BP I, noch mehr dann in BP XII. (zu "BP" siehe unten)

Das gemeinsame Vorkommen der B016 (2x) und A177 indiziert m.E. eine Datierung der BP I.
Glasperlen, Wikinger, blau melonig gerippt
Grab 1084 / Taf. 123, Nr 31 a

Typ B013, 2 Varianten. 2 Exemplare in Uppland), je eines in Birka und Östergötland. Damit ist dieser Perlentyp nur in Schweden vertreten.

Datiert BP I, II und IV. 790-820 n.Chr., 820-845 n.Chr. und 860-885 n.Chr.
Glasperlen, Wikinger, Datierung; weiß mit zwei blauen Fäden

Die "bead periods"

I

790- 820

II

820-845

III

845-860

IV

860-885

VII

885-915

VIII

915-950

VI

950-960

IX

960-980

XII

980-990 (1000)

Früher datierende Perlentypen wurden von J. Callmer als vendelzeitlich angesprochen.

Nun aber zur Stellungnahme, gab es in Birka I Datierungen zu den Bestattungen und wenn ja, weichen diese ab?

Der Vergleich

  Birka Stufe Bead Period Anmerkungen
Bj 606 JBS, 900-1.000. n Chr. BP I, 790-885 n. Chr. um 900?
Achtung, Umdatierung der BP in 2007
Bj 1028 nicht datiert BP I, 790-820 n. Chr.  
Bj 1084 JBS, 900-1.000. n. Chr. BP I, 790-820 n. Chr. nur anhand der nicht wirklich ausagekräftigen Perlen würde ich hier weitere Grabfunde zur Datierung heranziehen. ...

...Sonst 790-1.000 n.Chr. Wenn die Perlen die einzige Grabbeigabe waren, ist es eben ein umfangreicher Zeitrahmen. Nur für die Perlen gilt der Zeitraum 790-885 n. Chr., wobei deren Laufzeit natürlich bis 1000 reichen kann.

Fazit

Callmers Perlenchronologie lässt die Perlen immer Älter erscheinen, die die Birka-Stufen. Dies hat, so meine Vermutung, seinen Ursprung, das er die Perlen für gesamt Skandinavien und nicht für einen einzelnen Fundort, wie die Birka-Funde an sich, datiert hat.
Zwar war es möglich, zwei Bestattungen anhand weiterer Beifunde chronologisch ein zu ordnen, einen dritten anhand von Vergleichsfunden, die ersten beiden Funde.. mir bereiten diese Umstände kein gute Gefühl.

Meine Abschließende Bemerkung zu der Thematik „Chronologie Birka“ im direkten Anschluß:

Zur Chronologie Birkas

„Ältere Birka Stufe“ (ÄBS) und die „Jüngere Birka Stufe“ (JBS). Diese Stufen entsprechen dem 9. Jh. (ÄBS) und 10. Jh. (JBS) nach Christus. Und je nach Literatur/Autor heisst es auch mal: Jüngere Birka-Stufe, 850 – 975 n. Chr.. Auf die schon damals nicht sichere Abgrenzung der Birka-Stufen wies schon G. Arwidsson in Birka III:1, Chronologie, hin. Mir ist bis heute keine nähere Abgrenzung bekannt.
Soweit zur reinen Perlenchronologie. Weitere Beifunde können dieses Bild der Niederlegung/Chronologie beeinflussen. Vielleicht würden sich dadurch die Widersprüche in den Datierungen aufheben.


Literatur

Callmer, Johann: Bead and bead Trade, 1976
Callmer, Johann: „blue, white and red“, Archaelogica Polona, vol. 43:2007, 83-97)

Abbildungen

Arbmann, H.: Birka I, Tafeln

Online kostenlos verfügbar:
» https://historiska.se/birka/digitala-resurser/litteratur/digitaliserad-litteratur/ (Stand: 27.02.2020)

sowie Abb. B433 aus Callmer,, 1976


@ Torben Barthelmie, 2003 - 2023