Altslawen in der Oberpfalz
Diese Ausarbeitung erfolgt basierend auf des “ Materialheftes zur bayrischen Vorgeschichte Heft 4“ von Armin Stroh behandelt von 1954 und basiert auf den Funden bis zu dem Jahr 1952.
Von damals führenden Archäologen wurde eine ethnische Zuordnung „zu den Slawen“ alleine anhand der Präsenz von Schläfenringen vorgenommen; die Datierung erfolgte z.B. anhand einer geflügelten Lanzenspitze - in die karolingische Periode. Eine frühere Datierung „wäre“ durchaus möglich. Die „slawische Heidenzeit (dauerte) in Bayern bis in das 11. Und 12. Jahrhundert“. (Stroh; S. 5). Allerdings wurde diese heidnische Zeit, nun als Altslawisch bezeichnet, später auf das 9. Jh. Begrenzt, da sich die Christianisierung der Slawen immer weiter durch setzte.
Es wurde 1927 von P. Reinecke (nach Stroh) geäußert „Verschiedenes Kleingerät, das spezifisch als „slawisch“ galt, insbesondere der charakteristische „Schläfenring“ erweise sich als gemeinkarolingisches oder doch als „durchaus gebräuchliches Kulturgut mindestens den germanischen Bajuwaren, Alamannen, Ostfranken und Thüringern der Karolingerzeit“. Hiernach hätte bei dem Forschungsstand nicht nur die Slawen dieses individuelle Schmuckstück getragen – es wäre jeder ethnischen Zugehörigkeit zuordnungsbar gewesen. A. Stroh ging dann in seiner Arbeit hingegen davon aus, dass der Schläfenring „REIN SLAWISCH“ war. Mir ist vom heutigen Stand der Archäologie auch keine andere Interpretation bekannt.
(Anm.: Ich will einen Delorean mit Flux-Kompensator um DAS zu prüfen; sowohl auch einen Universalübersetzer.)
Letztendlich wurden zwei Bestattungsplätze in der Oberpfalz als alt-slawisch (heidnisch) bestimmt. Diese will ich hier detailliert an der Perlenmode vorstellen: Krachenhausen und Kallmünz.
Die besprochenen Funde stammen aus Notgrabungen; es ist nicht sicher zu sagen ob jedes Objekt geborgen wurde oder wie groß das jeweilige Gräberfeld tatsächlich war. Da viele Gräber ohne Beigaben waren, war damals eine letztendliche Geschlechtsbestimmung nur anhand der Beigaben möglich. Für Männer waren dies Sporen, Feuerstahl, Waffen, Riemenschnallen und Zungen. Bei Frauen Schläfenringe und Perlenschmuck.
Es folgt im Anschluß eine Übersicht für die Altslawen in der Oberpfalz datierbare Glasperlenfunde sowie im Anschluß eine Auflistung der einzelnen Grabinventare.
Ebenso gibt es eine Übersicht der Perlenytpen für die Jungslawen. Weitere Perlentypen die nicht näher zeitlich erfassbar sind stelle ich derzeit nicht vor.
- doppelkonisch, dunkel Ocker, klein
- doppelkonisch, dunkel Ocker, klein
- doppelkonisch, dunkelblau transluzend, rote Schultern
- doppelkonisch, hellblau transluzend, mittige rote Fadenauflage, darüber weiße Zickzackfadenauflage
- doppelkonisch, opak blau, weiße Achterschleife und erhaben weiß-blauen Schichtaugendoppelkonisch, opak blau
- dunkelgrün transluzend mit Zickzackfadenauflage
- flach tropfenförmig, im Querschnitt oval, transluzend blau
- flachkugelig, transluzend, mattbla
- gerippt, transluzend blau
- gerundet doppelkonisch breit, dunkelbraun, gelbe Kappen und mittige Zickzackfadenauflage
- größerer Lochdurchmesser, opak, gelb bzw. trlz. klar
- halbkugelig, transluzend grün mit roter Endkappehalbkugelig, transluzend grün mit roter Endkappe
- Kubooktaeder, transluzend blau
- kugelig blau transluzid, weiß-blaue Schichtaugen
- kugelig mit Kupferhülse, bläulich grün, transluzend
- kugelig rot, weiße Achterschleife
- kugelig, rot, mit gelber Achterschleife und mittigen Punkten
- kugelig, transluzend blau, mit zweifachen erhaben weiß-blauen Schichtaugen
- kurz, groß, tonnenförmig, rot, weiße Spiralfadenauflage
- kurzylindrisch blau, Schichtaugen weiß und rot kugelig
- kurzzylindrisch blau, drei rote Girlanden und gelbe Endkappe
- kurzzylindrisch, hellblau transluzid mit zwei weißen Girlanden
- länglich braun mit vier weißen Wellenlinien
- länglich tonnenförmig, dunkelbraun, gelbe bzw, weiße Spiralfadenauflage
- längliche rote Wespenperle, mittlere Auflage im leichten Zickzack gelegt
- Wespenperle, braun mit gelben Auflagen
- Wespenperle, rot mit weißen Auflagen
Die Perlenfunde der Bestattungsplätze
Krachenhausen
Grab 5: je eine mit größerem Lochdurchmesser, transluzend, dunkelblau und eine gerundet doppelkonisch sehr schmal, dunkelbraun, gelbe Kappen, mittige Zickzackfadenauflage; eine flach tropfenförmig, im Querschnitt oval, transluzend blau
Grab 9: am Hals 10 Perlen: einmal sehr stark doppelkonisch, schwarz; dreimal größerer Lochdurchmesser, opak, gelb; einmal tonnenförmig, leicht doppelkonisch, hellgelb opak; dreimal tonnenförmig, leicht doppelkonisch, hellgelb opak und gedrückt Olivenförmig, mit Kupferhülse, klar; einmal rhombisch, leicht konisch, schwach transluzend meergrün
Grab 12: am Hals 10 Glasperlen: zweimal kugelig mit Kupferhülse, bläulich grün, transluzend; einmal tonnenförmig, halbtransluzend, Meergrün; eine aus dunkel Glas unregelmäßig geformt; tonnenförmig, opak braun, gefiederte weiße Spiralfadenauflage; eine tonnenförmig, gelbe Endkappen und mittige Zickzackfadenauflage sowie eine gerundet doppelkonisch, dunkelbraun, gelbe Kappen und mittige Zickzackfadenauflage; zweimal doppelkonisch, dunkelblau transluzend, rote Schultern, mittige weiße Zickzackfadenauflage
Grab 15: zwei Frauen übereinander bestattet:
die Obere: in der Halsgegend 11 Glasperlen: alle olivenförmig mit Kupferhülse, transluzend, hellgrün, um die Kupferhülse rotes Glas bzw. gedrückt olivenförmig, mit Kupferhülse, klar und am Hals;
Die andere Frau am Hals 12 Perlen: eine Hohlperle, einzeln, tonnenförmig, klar, Goldfolie; sechsmal Hohlperle, einzeln, Olivenförmig, klar, Goldfolie; einmal Hohlperle, olivenförmig, Silberfolie und dreimal Hohlperle, zweifach gerippt, blau transluzend, Goldfolie
Grab 17: an der linken Hand: dreimal doppelkonisch, dunkel Ocker, klein; zweimal olivenförmig mit Kupferhülse, transluzend, hellgrün, um die Kupferhülse rotes Glas
Grab 19: 39 Glasperlen und eine Bernsteinperle unregelmäßig vierkant. Glasperlen: sechsmal doppelkonisch, weiß opak; einmal tonnenförmig, opak weiß; eine doppelkonisch, weiß opak; tonnenförmig, opak weiß; eine flachkugelig, transluzend, mattblau; eine sechsseitig, transluzend, grasgrün; eine tonnenförmig opak rot; sechsseitig, transluzend, grasgrün; tonnenförmig opak rot; je eine Scheibenperle, opak blaugrau; scheibchenförmig, opak, blau; sehr stark doppelkonisch, schwarz; kugelig, rot, mit gelber Achterschleife und mittigen Punkten; tonnenförmig, groß, rot, beidseitig weiße Zickzackfadenauflage; längliche rote Wespenperle, mittlere Auflage im leichten Zickzack gelegt; F102; kugelig rot, weiße Achterschleife; gerundet doppelkonisch breit, dunkelbraun, gelbe Kappen und mittige Zickzackfadenauflage; braune Wespenperle, braune Wespenperle, mittlere Auflage ist im Zickzack gelegt; länglich braun mit vier weißen Wellenlinien; doppelkonisch, dunkelblau transluzend, rote Schultern, mittige weiße Zickzackfadenauflage; kurzylindrisch blau, Schichtaugen weiß und rot; kugelig, rot mit gelber Achterschleife und mittigen Punkten; Kubooktaeder, transluzend mittelblau, groß; schwach doppelkonisch, opak blau, weiße Achterschleife und erhaben weiß-blauen Schichtaugen; zweimal gedrückt olivenförmig, mit Kupferhülse, klar; gerundet doppelkonisch breit, dunkelbraun, gelbe Kappen und mittige Zickzackfadenauflage; dreimal tonnenförmig, gelbe Endkappen und mittige Zickzackfadenauflage
Grab 20: am Hals 26 Perlen: viermal doppelkonisch, weiß opak; tonnenförmig, opak weiß; zweimal tonnenförmig, opak gelb und tonnenförmig opak rot; dreimal größerer Lochdurchmesser, opak, gelb; einmal tonnenförmig, Erbsengrün; eine dunkel opak; eine dunkelblau unrein schmierig; eine je kugelig, grünlichblau; tonnenförmig, gelbe Endkappen und mittige Zickzackfadenauflage; gerundet doppelkonisch breit, dunkelbraun, gelbe Kappen und mittige Zickzackfadenauflage; länglich vierkantig, opak dunkelbraun mit einer gelben Endkappe und weißer Achterschleife; doppelkonisch breit, braun, weiße Endkappen und Mittellinie, doppelkonisch, weiß, blaue Fadenauflage, schwarz, weiße Schultern und mittige Achterschleife, braune Wespenperle (eingeschmolzen)
Grab 22: am Hals viermal Hohlperle, einzeln, tonnenförmig, klar, Goldfolie
Grab 25: am Hals: je einmal größerer Lochdurchmesser, transluzend, dunkelblau; f69; zwölfflächig dunkel opak; gerundet doppelkonisch, dunkelbraun, gelbe Kappen und mittige Zickzackfadenauflage
Grab 27 am Hals je einmal ringförmig, transluzend dunkelgrün mit Zickzackfadenauflage und kugelig, transluzend blau, mit zweifachen erhaben weiß-blauen Schichtaugen; oberhalb der Frau ein Kind mit drei Perlen; zweimal olivenförmig mit Kupferhülse, transluzend, hellgrün, um die Kupferhülse rotes Glas und eine mittelblau mit ausgefallenen Augen
Grab 35: Kind; 6 Perlen; zweimal olivenförmig mit Kupferhülse, transluzend, hellgrün, um die Kupferhülse rotes Glas; eine polyedrisch hellblau transluzend; gerundet doppelkonisch, dunkelbrauch, weiße Schultern mit Achterschleife und darüber mittig eine grade Fadenauflage
Grab 37: Kind; 6 Glasperlen; dreimal gedrückt olivenförmig, mit Kupferhülse, klar; einmal je olivenförmig mit Kupferhülse, transluzend, hellgrün, um die Kupferhülse rotes Glas und zweimalzweifach gerippt, glatt gerollt, transluzend blau
Grab 39: am Hals 4 Perlen zweimal je vergangene Perlen mit gelber Einlage und zwei olivenförmig mit Kupferhülse, transluzend, hellgrün, um die Kupferhülse rotes Glas
Grab 40: am Hals 13 Perlen; drei Kubooktaeder, transluzend mittelblau, klein; einmal je länglich tonnenförmig, dunkelbraun, weiße Spiralfadenauflage; eine doppelkonisch, dunkelblau transluzend, rote Schultern, mittige weiße Zickzackfadenauflage; eine doppelkonisch, dunkelblau transluzend mit gelben Schultern und erhabenen Punkten; eine kurzzylindrisch, hellblau transluzid mit zwei weißen Girlanden; doppelkonisch, hellblau transluzend, mittige rote Fadenauflage, darüber weiße Zickzackfadenauflage; zweimal länglich tonnenförmig, dunkelbraun, gelbe Spiralfadenauflage und eine dunkle kubische mit ausgefallener Einlage
Grab 42: am Hals 5 Perlen; je einmal „Bild Entwerkstatt folgt F-122“; sechsseitig, transluzend, grasgrün; kugelig, blau transluzid blau mit einfachen und mehrfachen weiß-blauen Schichtaugen; einfach gerippt, transluzend blau und der Splitter einer klar transluzenden.
Auswertung
Von 46 Gräbern wurden 12 als weiblich bestimmt und alle enthielten Glasperlen. Von 6 Kindergräbern enthielten zwei Glasperlen.
In Krachenhausen gibt es keine „charakteristische Leitperle“. Nur die Perlentypen flachkugelig, transluzend, mattblau; Olivenförmig mit Kupferhülse, transluzend, hellgrün, um die Kupferhülse rotes Glas und F46 doppelkonisch, dunkel Ocker, klein, F19 und F46 treten einmal je in drei verschiedenen Gräbern auf.
Die Streufunde hinzugezogen, wenn auch mit vier Exemplaren vertreten, die die Perle F12 kein wirklicher Leittyp.
Kallmünz (Kinderheim)
Grab 3: Frau; am Hals acht Perlen; je einmal Bild Entwerkstatt folgt F-124; Bild Entwerkstatt folgt F-125; kurz, groß, tonnenförmig, rot, weiße Spiralfadenauflage; halbkugelig, transluzend grün mit roter Endkappe; kurzzylindrisch blau, drei rote Girlanden und gelbe Endkappen; Bild Entwerkstatt folgt F-125
Grab 6: am Hals 2 Glasperlen; eine länglich tonnenförmig, dunkelbraun, gelbe Spiralfadenauflage und eineF 117
Grab 7: am Hals vier Glasperlen je einmal sehr stark doppelkonisch, klein, durchscheinend hellblau; gedrückt olivenförmig, mit Kupferhülse, klar; gedrückt olivenförmig, mit Kupferhülse, klar; tonnenförmig, opak weiß
Grab 14: am Hals zwei Glasperlen; tonnenförmig, gelbe Endkappen und mittige Zickzackfadenauflage und die andere olivenförmig mit Kupferhülse, transluzend, hellgrün, um die Kupferhülse rotes Glas
Grab 19: am Hals eine Perle; Silberfolienperle, zweifach, schwach gerippt
Dazu kommen 33 weitere Perlen; die keinem Grab zugeordnet werden können. Somit wurden in Kallmünz von 28 Gräbern fünf Bestattungen als weiblich bestimmt und alle enthielten Glasperlen.
Nur F9 ist zweimal vertreten, F91 dreimal. Ansonsten sind alle Perlen Einzelstücke.
Zieht man jedoch die Streufunde mit in Betrachtung, ist die Perle F19 mit 10 Exemplaren der Leittyp.
Fazit
Beide Gräberfelder zusammen betrachtet, ist die Perle F19 mit 15 Exemplaren der Leittyp für die Altslawen in der Oberpfalz. Alle anderen Perlen können zwar bis zu viermal auftreten, aber sie bilden damit keinen zahlenmäßig auffallenden Perlentyp, also typischen Vertreter
Literatur: Stroh; Armin: Die Reihengräber der Karolingisch-Ottonischen Zeit in der Oberpfalz; Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte; 1954, Hrsg. vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
Auswertung und Interpretation: ich ;)
*) sollte ich keine Mengenangabe machen so handelt es sich um EINE Perle dieses Typs.