Viele Fundorte
Eine neue (1884, neu, da sie als pdf nun frei gegeben ist) umfassende Arbeit bietet für die Bronzezeit, Ha A bis Ha D verschiedene kleine Einzelfunde (Glasperlen, zum Thema Urnen viel mehr) aus Niedersachen; allerdings nichts berauschend Neues. Anzutreffen sind kleine blaue Glasperlen verschiedener Farbintensivität, diese häufig auf Ohrringe gezogen.
Den Fundumständen von Steinfeld, Kreis Rotenburg, lässt sich folgern, dass in der Ha A bis Ha D mehrere Ohrringe, nicht nur einer pro Ohr getragen wurde. Ziemlich modern.
Auf die Aufzählungen der Anzahl der unzähligen Urnen verzichtete ich, da es auch mal heisst: "unzählige" oder auch "tausende".
Die Fundorte
Kreis Nienburg, bei „Schäferhof“
Hier wurden „etwa 50 Urnenbestattungen angetroffen.
In einer fanden sich „auf den gebrannten Gebeinen ein (…) grösserer Eisenhaken und Ring, auf diesen ein kurzes Ende einer dünnen Kette, worin sieben in einander hängende Ohrringe von Bronze eingehängt waren, drei mit Glasperlen verziert (…). Nach der Schwäche der Knochen zu urtheilen, gehörten diese einem Kinde an. In einer andern fanden sich sechs Ohrringe von Bronze, in zwei derselben sind je eine blaue, weissemaillirte Glasperle und je ein zerbrochener Ohrring (…).
„In dem fünften der Hügel, dem äussersten gegen Osten, war in der Mitte schon
früher gegraben, nach der Senite zu aber, von Süden gegen Osten, stiess man auf etwa
30 (weitere) Urnen und Knochenlager, unter den ersteren fanden sich auch einige von schönen
Formen, aber grade diese waren nicht zu erhalten. Von den Metallsachen werden nur
erwähnt: eine Spange von Bronze mit rückläufiger Spitze, das Gewinde VOll Eisen,
und ein paar verwitterte Ohrringe von Bronze, - sonst nichts. Ausserdem einige
Glasperlen.
Kreis Nienburg, bei Lachen
„An den Haidhöhen, rechts am Wege von Volthausen nach Bergen, wurden
gefunden: eine Urne von gewöhnlicher Form und neben derselben zwei kleine Schälchen
von einer fettigen mergelartigen Tonmasse und mit blauer glänzenden Glasur; ein
drittes zerfiel. Neben diesen Gefäßen lagen mehrere blaue Glasperlen, an Farbe und
Gehalt der Glasur ähnlich, auf einem Bonzedrahte.“
Kreis Gifhorn, bei Offen
„Im Forstorte Riessel in den Jahren 1851, 1853 und 1857 angestellte Ausgrabungen
ergaben folgende Resultate, (…) 2.(Hügel): Schädel, blaue Glasperlen
und Schmlucksachen von Bronze“
Kreis Uelzen, Lehmke
„In einer Urne Knochen von einem weiblichen Skelett, eine Haarnadel
von Eisen, 2 Ohrringe von Bronze, der eine mit 2 blauen Glasperlen.“
Kreis Lüchow, bei Bevensen
„kleine hellblaue Glasperlen, gefunden mit einer s. g. Spiralbrustspange von
Bronze“
Kreis Lüchow, Rebenstorf
„Ohrringe von Eisen mit Glasperlen 2“
Kreis Lüneburg, Niendorf
In einem Grabhügel „folgende Gegenstände ge~und~n: d.~ei B~onzerill~:,
sechs Glasperlen und einige unkenntliche Bronzestücke sowIe eIn Stuck Sllher. ::lw
lagen neben einer Urne mit Knochen.
Kreis Stade, Issendorf
Es fanden sich „unzählige Urnen“, dazu zitiert der Autor: "Alle gefundenen Urnen zu specificiren, würde sich der Mühe nicht verlohnen,auch zu weitläuftig fallen, indem deren wol ein halb Tausend sein mogten, welches
man ohne Aufschneiderey versichern kann."
Erwähnenswert daher hier „mehrere Glasperlen, darunter 3 röhrenförmige (Pfeifencorallen), die eine roth und die beiden anderen gelb, dann eine runde blaue und desgleichen eine facettirte“. Hier ist schwer zu entscheiden es sich bei den roten und gelben in der Brandbestattung verfärbte Perlen handelt oder originär Perlen von dieser Färbung. Hierfür spricht das Vorkommen der polyedrischen Perle, eine weit jüngere Form die erst mit den Einfluss römischer Importe in Deutschland auftritt. Als Bronzezeitlich sehe ich diese Bestattung nicht.
Kreis Neuhaus, Landstedt (Heidenplatheau)
„viele Urnen mit Bronzefibeln, desgl. Scheeren und Glasperlen“
Kreis Stade, Nindorf, Grundstück des Gastwirst „zu Westersode“
„Gefäße, Glasperlen, Fibeln und Scheeren von Bronze“
Kreis Achim, Quelhorn
„zwei geschmolzenen Glasperlen und einer durchbohrten kleineren“
Kreis Rothenburg, Steinfeld
„Erwähnt werden dann zwei Ohrringe von Bronze mit eingehängten blauen Glasperlen.“
Und weiter, der Nachweis, das mehr wie ein Ohrring pro Ohr getragen wurde (?)
"Weil aber gemeiniglich sowol von diesen Sorten als auch den eisernen in
einer Urne mehr als ein Paar, oftmals zwey, auch wohl mehrere Paar beygelegt gefunden
worden, hat man sich anfangs nicht darin finden können, bis man an einem
Paar beide Corallen zusammen geschmelzet gefunden. Daraus man geschlossen, dass
man zu denselben Zeiten mehr als ein Paar in den Ohren zu tragen pflegen und also
in jegliches Ohr zwey oder drey gehänget, und also in des Feuers Gluth die an einander
hangenden Corallen zusammengeschmolzen seyn."
Kreis Aurich, Tannenhausen
„Bernsteinperlen von verschiedener Form (Anzahl?), drei Glasperlen, zwei grün und eine dunkelblau“
Literatur
Dr. J. H. Müller: Alterthümer der Vor- und frühgeschichte der Provinz Hannover; Verlag von THEODOR SCHULZE'S Buchhandlung.
1893.
Quelle
https://publikationsserver.tu-braunschweig.de/receive/dbbs_mods_00029777 (Stand: 02.12.2019)