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Perlen bis 5. Jh. n. Chr.:

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Das älteste echte Glas in Mitteleuropa

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Foto einer Glsaperle mit Fadenauflage und vergangener Fadenauflage, nur noch als Ritzung zu erkennen

Bronzezeit HaA-HaB

Quelle: Haevernick, T. 1951

1700 v. Chr. bis 1200 v. Chr.

Für die Hügelgräberzeit (1.700-1.200 v. Ch.) gibt es in Deutschland nur sehr wenige Perlenfunde. Die einfachen runden Perlen in verschiedenen tranluzenden blauen Tönen sind in der Regel stark verwittert. An zweiter Stelle der unverzierten Perlen finden sich gerippte Röhrchen bzw. segmentierte Perlen. Für Auswertungen zur Herkunft und Chronolgie haben diese Perlen keine Aussagekraft.

Zu diesen ersten Perlen gehören z.B. 24 stark angeschmolzene helltürkisblaugrüne Glasperlen aus Bad Schandau sowie auch drei Glasperlen aus zwei Gräbern in Dresden-Laubegast. Eine davon ist eine Pfahlbautonnenperle, die als erste mehrfarbige Glasperle gilt und zu Beginn der Bronzezeit auftritt. Diese Perlen sind langgestreckt bis tonnenförmig und haben meist einen blauen / blau-grünen bzw. dunkel bis sehr dunkel erscheinenden Perlenkörper mit einer weißen Spiralwicklung, teilweise gekämmt, was jedoch eher selten ist.

Diese Perlen waren sehr weit verbreitet. Entsprechende Funde gibt es auch in England, Skandinavien, im Süden Spaniens und an der Westküste Afrikas. Es sind typische Vertreter der Bronzezeit.

In der späten Bronzezeit (1.200-1.100 v. Ch.) treten die bereits oben genannten Pfahlbautonnenperlen verstärkt auf und halten sich bis in die erste Hälfte der Hallstattzeit (Ha A, 1.200-1.000 v.Ch. und Ha B 1.000-700 v. Ch.), in der Ha B sind sie zahlreicher, aber dann schnell verschwindend. Anhand der Funde lässt sich erkennen, dass die Perlen am häufigsten als Halsschmuck zusammen mit Perlen aus Perlmutt, Knochen, Bronze oder Bernstein getragen worden sind.

Die Anzahl dieser Perlen in den einzelnen Gräbern ist nicht sehr hoch, meist nur ein einzelnes Exemplar. Mehrere Exemplare finden sich in reicher ausgestatteten Gräbern und in Hortfunden.
Die Zahl der einfachen Perlen ist wesentlich höher.

Glasperlen zur Bronzezeit dürften daher ein seltenes und hoch geschätztes Gut gewesen sein, wobei das Erscheinungsbild dieser Perlen sehr schlicht war.

Beispiele:




Jünger und nicht so stark vertreten sind schmale blaue bis blaugrune Perlen mit abgesetzten hellen Augen.
Zur Herkunft der Glasperlen

In vielen Abhandlung wird auf eine Herkunft der Pfahlbautonnenperlen auf Ägypten bzw. den Orient verwiesen. Dort sind aber keine dieser Perlen zu finden und es scheint schwerlich zu akzeptieren, dass alle Perlen dieser Art von dort exportiert worden sind.

„Der gesamte südeuropäische Raum (ist) absolut fundleer von diesen Perlen“ (Thea Haevernick, Die Perlen von Ripdorf-Molzen, Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen 15, 1981).

Die Herstellung von blauen, himmelblauen und wenige rote Glasperlen, auch mit weißer Spiralfadenauflage, wurde für Frattesina di Fratta Polesine (Rovigo), Italien, nachgewiesen. Datiert wurde diese Handwerkersiedlung auf das 9. bis 7. Jhr. v. Chr. Hinweis: die seltene Rotfärbung scheint bei einem weiteren Verbrennungsprozeß, wie der Brandbestattung, eher zufällig, als beabsichtigt bei der Herstellung, aufgetreten zu sein.

Desweiteren haben Neuninger und Pittoni die blauen Glasperlen des Gräberfeldes von Volders bei Insbruck näher untersucht (Archaeologica Austriaca, Heft 26, 1959).

In diesem auf die Hallstatt A datierendem Gräberfeld wurden in Grab 340 wurden 78 hellblaue transluzende Ringperlen geborgen. Spektographische Untersuchungen durch die Glasschmucksteinfabrik Swarowski & Co. belegen, dass das Glas eine sehr hohe Qualität besitzt und kein zufälliges Nebenprodukt bei der Bronzeschmelzung gewesen sein kann.

Die Autoren haben nachgewiesen, dass Kupfer aus Lagerstätten der direkten Umgebung von Volders zur Färbung des Glases eingesetzt wurde. Genannt wird die ehemalige Bertagrube am Pirchanger in Schwarz.

Weiterreichend stimmen diese Glasperlen in ihrer Zusammensetzung exakt mit Perlen in Mühlau (sechs Perlen , gesamt 31 Perlen, datierend auf Ha A a), Wilten (drei Perlen), Linz-St. Peter Brandgrab (40 blaue Ringperlen) sowie Funden aus Niederösterreich und Italien überein.

Das Besondere an diesem Grab ist jedoch nicht die hohe Perlenanzahl selbst, sondern dass anhand des Leichenbrandes nachgewiesen werden konnte, dass es sich bei der bestatteten Person um eine männliche Person gehandelt hat.

Gibt es eine Begründung für die reiche Ausstattung dieses Mannes? Ist er derjenige gewesen, der die Perlen hergestellt hat ?

Auch wenn dies nur Spekulation ist, zeigen die Untersuchungen, dass nicht nur Glasperlen importiert worden sind, sondern dass auch Rohglas vor Ort eingefärbt und dann zu Glasperlen verarbeitet wurde.

Als weitere Perlen werden für das Gräberfeld in Volders genannt:
- 2 tonnenförmige Perlen, die eine blau, die andere rot (s. Anmerkung oben) mit weißer Spiralfadenauflage
- 1 kugelförmige blaue Perle mit weißer Spiralfadenauflage
- 2 runde Perlen, ohne näher bestimmbare Farbe, unverziert
Weitere Literatur

Thea E. Havernick, Einige Glasperlen der Lausitzer Kulturen in Sachsen, Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalplfege, 1951, Teil 2. S953

T. Haevernick: Urnenfelderzeitliche Glasperlen

T. Haevernick hat eine Übersicht über die ihr bekannten urnenfelderzeitlichen Glasperlen erstellt und diverse Ausführungen gemacht.
(siehe Ausschnitt).

Wer sich hierfür interesiert, folge bitte dem externen link, da ich Ausführungen hierzu für übertrieben halte. (Stand: 25.09

Haevernick, Thea: Urnenfelderzeitliche Glasperlen : eine
Bestandesaufnahme,
Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte Bannd, Heft 3, 1975


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