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Thüringen

slawische Glasperlen

Thüringen, Espenfeld, Grab 63/95

Thüringen umfasst hier die Bezirke Gera, Erfurt und Suhl. Die Fundangaben beziehen sich auf das Gräberfeld von Espenfeld, das knapp 1.000m² mit 438 bestatteten Individuen, davon 110 Frauen, umfasst. Es wurde in den späten 1950ern bis frühen 60ern ausgehoben. Zu dieser Zeit war es das erste vollständig erfasst Gräberfeld in Thüringen.

Die Gräber waren allesamt W-O, mit leichten Schwankungen, orientiert. Nach Bach und Dusek käme für diese Orientierung (51° nördlicher Breite) ein Sterbezeitraum Ende März oder Ende September, da zu diesen Zeiträumen ein bestimmter Winkel der Sonne (sehr astronomisch zu erklären) identisch ist, in Frage. Es wurde geschlussfolgert, dass vorrangig im Frühjahr und Herbst gesturben wurde und nur wenig im Sommer und Winter. Abschließend wurde ein Vergleich mit modernen Sterbetabellen gezogen und das wirklich interessante: die Übereinstimmung. Hiernach ist die Bevölkerung von Espenfelde vorrangig eines natürlichen Todes gestorben. Und das ermittelt anhand der Bestattungsausrichtung. Die Ergebnisse stimmen dazu mit anderen Gräberfeldern (Deitzsch, Töllnitz) überein.

Zu den typischen Beigaben von Frauenbestattungen zählen Schläfenringe, deren Zahl zwischen eins und zehn schwankt, mehrheitlich jedoch zwei beträgt.

Es folgen weitere Beigaben wie Perlen, Ringe oder Messer. Keramik ist nicht anzutreffen.

Die Perlen

Bernsteinperlen wurden nur in zwei Gräbern angetroffen.

Halbedelsteine; 38 der Bestattungen enthielten Perlen aus Halbedelsteinen: Karneol (36 Gräber), Bergkristall (27) und Amethyst (4). Für spät-slawische Fundzusammenhänge sind diese Perlen nicht untypisch, sie sind z.B. auch in Potsdam-Golm mit 48 und in Potsdam-Marienwerder mit 48 Exemplaren in Hortfunden anzutreffen. Bach und Dusek verweisen folgend darauf, das in Böhmen, Polen und der Slowakei diese Perlen auch in Hortfunden an zu treffen sind, sie jedoch in Ketten im Gegensatz zu Thüringen nur als einzelne Exemplare erscheinen. Hingegen sind vor allem Bergkristallperlen in der ehemaligen Sowjetunion wesentlich zahlreicher, besonders in Ladoga, Kiew und Smolensk.

Glasperlen wurden in 59 Bestattungen angetroffen, die Zahl schwankt von „wenigen Exemplaren“, bis zu 127, 151 und 334.
Die Glasperlen sind zumeist klein, ring-, kugel- oder tonnenförmig monochrom. Augenperlen gibt es nur sieben Exemplare, eine einzige weitere Perle ist mit einer Zickzackfadenauflage verziert.

Leider gibt es keine detaillierten Grabinventare, daher ist über die tatsächliche Perlenvarianz und Pracht keine Aussage möglich.

Fingerringe aus Glas wurden in vier Bestattungen angetroffen. Eine fünfter Ring wurde auf Höhe der Schläfe angetroffen, entweder als Ergänzung zu einem Schläfenring oder ebendies als eigener getragen.

Fazit

Die Angaben sind für die Zeit der Veröffentlichung entsprechend charakteristisch mangelhaft die Glasperlen betreffend. Wer etwas über Schläfenringe lesen möchte, ist mit der Veröffentlichung von Bach und Dusek sehr gut beraten. Für die Glasperlen lässt sich nur fest halten, das es keine Besonderheiten gibt. Kurze Ketten, lange Ketten. Aber keine Besonderheiten.

Anzumerken bleibt, dass das Gräberfeld von Espenfeld als christlich gilt. Die typischen Keramikgefäße für Speisebeigaben wie auch Münzfunde für um „die Reise in das Reich der Toten“ zu bezahlen fehlen gänzlich. Zu den Beigaben zählen nur Schmuck- und Trachtbestandteile.

Literatur

Bach, Herbert und Dusek, Sigrid: Slawen in Thüringen. Geschichte , Kultur und Anthropologie im 10. bis 12. Jahrhundert Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Thüringens II. Weimar 1971


@ Torben Barthelmie, 2003 - 2023