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Ja eine weiter Unterseite über die Glasperlen der Slawen, hier in dem Raum Sachsen, Sachsen-Anhalt und Tühringen.

Ich habe basierund auf H. Rempel "Die Reihengräberfriedhöfe des 8. bis 11. Jh. in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen" gearbeitet (wirklich aktuelle Lektüre konnte ich nicht ausfindig machen) und die Perlenfunde sind nicht so beeindruckend.
Über die weiteren Funde und Hintergründe werde ich an anderer Stelle berichten.

„Perlen waren ein beliebter Schmuck. Sie kommen in fast jedem größeren Friedhof vor. Vom Material ausgehend unterscheiden wir Perlen aus Glas, Metall, Halbedelstein, Bernstein, Perlmutt und Fischwirbel.“

„Die Glasperlen sind meist undurchsichtig und einfarbig. Linsen-, walzen- und tonnenförmige (Perlen) in gelb, grün, rotbraun und blau sind am häufigsten vertreten. Sie sind manchmal mit Bändern oder Tupfen belegt oder tragen eine kräftige Fadenauflage. Auch begegnet man kleinen blauen Vierzehnflächnern sowie blauen oder schwarz blauen Mandelperlen, die vielleicht als Anhänger getragen wurden wie die blauen kugeligen Glasbommeln. Senkrecht gerippte Melonenperlen sind selten.

Mehrmals kommen Perlen vor, die über eine Metallhülse gezogen sind. Sie sind aus durchschimmerndem grünem oder blauem Glase in Ei- oder Dattelform hergestellt.

Sehr häufig trifft man Zwillings- oder Drillingsperlen (Mehrfach- oder Reihenperlen) aus farblosem, grünlichem oder blauem Glase mit Gold- oder Silberfolie (Überfangperlen).

Zahlreich sind ferner vielfarbige Schichtperlen, unter ihnen längliche Formen, die ein Kreuz inmitten eines Strahlenkranzes oder Kringel tragen …

Die Perlen aus Amethyst sind entweder mandelförmig oder mehrflächig geschliffen. Bergkristallperlen kommen häufig in roh verfertigter Kugelform vor, vielflächig geschliffene dagegen sind selten. Oft begegnet man kugeligen oder flächigen Perlen aus Karneol. Kleine kugelige, zylindrische oder würfelförmige Bernsteinperlen lieferten die Friedhöfe in … (9 Fundorte)…

Perlmuttscheibchen liegen aus 10 Fundstellen vor, und … (zu erwähnen ist)… aus dem Leubinger (132) Grabhügel ein Fischwirbel (Taf. 4 7 H 13), der wohl als Perle getragen worden ist, wie Vergleichsstücke aus einem Friedhof des 11. und 12. Jahrhunderts in Somotor (Ostslowakei) es als möglich erscheinen lassen.“

„Die meisten Perlen wurden, so weit das noch festzustellen war, in der Halsgegend, bisweilen auch auf der Brust liegend, gefunden. In Zöllnitz (Fund 200), Grab 26, lagen auf dem Haupte einer Toten 334 kleine einfarbige Glasperlen, die wohl den Besatz einer Haube gebildet haben. Anhäufungen kleiner Perlen wurden auch in einigen anderen Gräbern dieses Friedhofes beobachtet.

Die Mannigfaltigkeit der Formen nimmt von Osten nach Westen etwa um die Hälfte zu. Sie tritt am stärksten um Erfurt in Erscheinung, wo auch die meisten Schmucksachen zutage gekommen sind. Gegenüber den Funden aus der Merowingerzeit fällt auf, daß die hier häufiger vorkommenden großen Glasperlen in unseren Gräbern völlig fehlen. Bergkristalle und Karneole sind westlich von Erfurt anscheinend nicht verbreitet (es gibt nur eine Bergkristallperle in Berka, Inventar 111). Das Land westlich der Elb-Saale-Pleiße-Linie weist - mit Ausnahme der perlenfreien Altmark - eine ziemlich gleichmäßige Verteilung der Perlenvorkommen auf. Ostwärts dieses Bereiches sind irgendwelche Perlenfunde in Gräbern nur aus Liebon-Scharnitz bekannt geworden.
Der Versuch, eine zeitliche Ordnung für die Perlen unseres Gebietes aufzustellen, hat zu keinem Ergebnis geführt. Einem Vergleich sämtlicher geschlossenen Funde ist nur zu entnehmen, daß alle Sorten miteinander vorkommen können. Wahrscheinlich sind die bunten, z. T. noch merowingisches Formgut repräsentierenden Glasperlen bereits eine geraume Zeit lang in Gebrauch gewesen, ehe Bergkristall- und Karneolperlen, die des öfteren mit Hacksilbertypen und Schläfenringen der Gruppe III zusammen vorkommen, neben jenen beliebt wurden."

Weder die Glasperlen noch weitere Beigaben lassen eine nähere Datierung als das 8. bis 11. Jahrhundert zu.

Anmerkung

Die Qualität der Abbildungen und Beschreibungen geben einen gewissen Spielraum zur "Interpretation und künstlerischen Freiheit", es handelt sich um "farbliche Empfindungen" desjenigen, der das Inventar verfasst hat, und es gibt nur Zeichnungen, keine Fotografien
Beispielhaft sei ein Fund aus Berka genannt,
Grab 9 Sk. z. T. zerst.t 85 cm tief, links der Schädelgegend mehrere große Steine. 1 eis. Messer (am rechten Unterarm), L.: 10,8 cm (Taf. 25 A 26); 3 Fingerringe aus Bronzeblech (1 an der rechten, 2 an der linken Hand): 1 mit Punktkreisen, D.: 1,9, Br.: 0,9 cm, 1 mit 2 Reihen von Buckeln, D.: 2,0, Br.: 1,0 cm, 1 glatt, D.: 2,0, Br.: 1,0 cm (Taf. 25 A 27, 28, 30), 1 Fingerring aus Bronzeblech, D.: 1,5 cm (verbogen) Taf. 25 A 31); 1 Stückchen Bronzeblech (Fingerring?), Br.: 0,7 cm (Taf. 25 A 29); 2 Bronzeblechstückchen, gerollt (bei den Perlen gelegen (Taf. 25 A 32, 33); 1 Perle aus Bergkristall (Brustkorb), L.: 1,1 cm (Taf. 25 A 19); 18 Glasperlen: 2 länglich-rund, grün, L.: 1,3 cm (Tä.f. 25 A 1,2; F 36), 6 ring- oder tonnenförmig, 1 schwarzblau, D.: 1,2 cm, 1 grau, D.: 1,2 cm, 2 hellbraun (F 22), D.: 0,9 u. 1,1 cm, 2 grün, D.: 0, 7 u. 0,8 cm (Taf. 25 A 3-8), 3 scheibenförmig: 1 gelbt D.: 0~8 cm (F 15), 2 blau, D.: 0, 7 u. 0,8 cm (Taf. 25 A 9-11), 2 kugelförmig, mit Öse, blau, L.: 1,2 u. 1,4 cm (Taf. 25 A 12, 13), 2 tonnenförmig: 1 blau, mit rot-weißen Bändern, L.: 1,0 cm tTaf. 25 A 15; F 103), 1 blau, rot, grün u. gelb gebändert, L.: (noch) 0,9 cm (Taf. 25 A 16), .2 doppelt: 1 goldig, L.: 1,6 cm, 1 braunrot, L.: 0,9 cm (Taf. 25 A 17, 18; F 73), 1 dreifach, blau, L.: 1,4 cm (Taf. 25 A 14); 6 Perlmuttscheiben, durchbohrt (Brustkorb), D.: 0,9 bis 1,6 cm (Taf. 25 A 20-25); einige Bruchstücke der gleichen Art; 1 menschl. Backzahn mit patinierter Wurzel.

Literatur

Rempel, H.: Reihengräberfriedhöfe des 8. bis 11. Jahrhunderts aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, 1966

Letzte Änderung am Dienstag, 9. Juli 2024 um 06:03:40 Uhr.


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