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Mecklenburg - Vorpommern

Gotländische Trachtbestandteile in Mecklenburg-Vorpommern

Die wichtigste Tatsache zu den charakteristischen Trachtbestandteilen der Frauen Gotlands zur Wikingerzeit, den tierkopfförmigen Fibeln, außerhalb von Gotland nennt C. M. Schirren gleich zu Beginn seines Artikels, es sich handelt sich um Detektorfunde, somit Streufunde und nicht um Grabfunde.

Das Fundgut
Germarkung Pasewalk (Fundplatz 249): eine bronzene Tierkopffibel. Die Fibel hat eine wohl angelötete Bodenplatte und ist im Tremolierstich verziert. Das eine Zusammenhang mit der 350 m entfernten slawischen Siedlung des 8. - 12. Jh. besteht kann nur vermutet werden.

Nonnendorf (Fundplatz 8): eine weitere im Tremolierstich verzierte Tierkopffibel, hier fehlt jedoch die Bodenplatte. Die vom 11. bis ins frühe 13. Jh. Bestehende Siedlung weisst Indizien für die Metallverarbeitung auf. M.E. wäre die Fibel als Metallschrott zur Weiterverarbeitung zu deuten.

Peene bei Klein Below (Fpl. 8): eine ebenso im Tremolierstich verzierte Tierkopffibel bei der die Bodenplatte nicht erhalten ist. Auch hier sind im Umkreis zahlreiche Indizien für eine Metallverarbeitung zu finden.

Bauhof, dem befestigten Suburbiumdes Fürstensitzes und Handelsplatzes Uznam(Usedom, Fpl. 2), auch hier ist die im Tremolierstich verziere Fibel ohne Bodenplatte. Die Metallverarbeitung gilt als nachgewiesen, „Schmelzöfen, zahlreiche Gusstiegel aus Keramik, eine Gussform aus Sandstein und Massen an Metallschrott und Schlackeresten machen eine professionelle Verarbeitung von Buntmetall im Detail nachvollziehbar (unpublizierter Grabungsbericht D. Forler).“ (S. 41)

Erwähnt sei zur Vollständigkeit die fischkopfförmige Hülse von Fpl. 1 von Wilhelmshof, Lkr. Vorpommern-Greifswald.
Diese datiert nach LTN in die Zeitstufe VIII:2 oder VIII:3, also zwischen 900/910–990/1005 beziehungsweise 990/1010–1090/1110 n Chr.

Es bleibt von diesem Fundplatz noch ein Fragment eine Dosenfibel mit Resten einer Versilberung (Zinnauflage?). Hierbei ganz wichtig, „Verbiegungen
und der fragmentarische Zustand lassen eine intentionelle Zerstörung erkennen.“ (S. 42)

Datierung der mit Tremolierstich verzierten Fibeln
D. Carlsson datiert diesen Fibeltyp auf 1.100 – 1.150, L. Thunmark-Nylen auf 1.150 – 1.200 n. Chr.. Die Tierkopffibeltradition endet angemerkt um 1.200 n. Chr. Und wird durch Kontinentaleuropäische Trachtbestandteile abgelöst.

Fazit
M. Schirren folgert, das die Fundstücke „Eine zentrale Rolle bei der Metallversorgung könnten, nach dem derzeitigen Verbreitungsbild der Funde gotländischer Provenienz, die spätslawischen Burgorte und Handelszentren Uznam / Usedom und Jumne / Wollin gespielt haben. So wird man aus den dargelegten Überlegungen heraus eher mit – vielleicht nicht einmal direkt – importierten skandinavischen Trachtbestandteilen rechnen dürfen als mit der ehemaligen Anwesenheit einer „echten“ Gotländerin bei Pasewalk.“ (S. 47)

Es geht also um Metallschrott zu Weiterverarbeitung. Hierfür spricht auch, dass die Siedlungen jünger sind wie die Fibeln.

Anmerkung
Ich kann den Autor nicht durchgehend zustimmen, denn diese Aussage ist schlicht falsch: „Tierkopffibeln wurden in der Frauentracht oft paarig getragen, nicht selten verbunden mit einer Kette aus Glas- und/oder Steinperlen; das Loch an der breiten Schmalseite der Pasewalker Fibel zeugt davon.“ (S. 39).

Es gibt auf Gotland keine Grabfunde von Tierkopffibeln die wie Ovalspangen auf dem Festland paarig auf der Brust getragen wurden. Tierkopffibeln wurden seitlich des Oberkörpers getragen, und nicht mit Ketten verbunden. Dies ist hier aber nicht das Thema, nur das die Aussage falsch ist.

Quelle, Abbildungen:
Schirren, C. Michael: Eine Gotländerin in der Uckermark ...? Zu neu entdeckten tierkopfförmigen Fibeln der späten Wikingerzeit in Vorpommern und anderen Objekten gotländischer Provenienz Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern Band 22, 2015

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