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Gotland

2020

In Zeiten dse Umbruchs (endlich eine neue Spiegelreflexcamera) und auch wenn mir L. Thunark-Nylens "Die Wikingerzeit Gotlands" nicht Hand vorliegt, war das Ziel ein paar Repliken und Fakten einzupflegen, um diese Seite "Gotland" endlich mit Leben zu füllen.

Ich habe es mir anders überlegt. Bevor ich neue Repliken zum Besten gebe, zitiere ich mich selbst aus "Die Frauentracht zur Wikingerzeit auf Gotland" (mehr zu diesem Buch hier)

Es folgt auf dieser nun doch sehr umfangreichen Seite, wobei der Bereich ab "Västergarn" nicht Bestandteil von "Die Frauentracht..." ist.

Abbildung: Glas der Wikinger, hier: Gotland -


1) Perlen aus
- Material: Glas
- Material: Kauri
- Material: Bergkristall & Amethyst
- Material: Karneol
- Material: Bernstein
- Material: Gold, Silber, Bronze
- Material: Fayence
- Material: Knochen

- Västergarn, Fakten



Material: Glas

Vorweg, es gibt nur eine Perlenkette die zwischen TKFn befestigt war: Gammelgarn,Gatarve, GF C 9178 Grab 2. Die paarigen TKF lagen mittig der Oberarme, seitlich des Körpers. Unter dem Hals eine DF. An der linken TKF war eine bronzene Kette und ein Messer, letzteres ohne Verbindungsnachweis. Dies ist das einzige Grab mit einer Glasperlenkette zwischen zwei Tierkopffibeln. In drei (zuvor genannten Gräbern) wurden die Perlen in Strangform getragen.

Sonst handelt es sich um Perlenketten im Halsbereich. Ensembles können wenige Perlen oder bis zu über 200 betragen. Die letzteren in mehreren Reihen vor der Brust, dies jedoch mit Perlenverteilern und i.d.R. fischkopfförmigen Hülsen. Wie in anderen Regionen gibt es Perlen, die für Gotland charakteristisch sind und außerhalb nicht anzutreffen sind.68 Hinwies. Zungen-, siebund löffelförmige Anhänger wurden in Glasperlenketten integriert, jedoch nie Thorshämmer.

Es wurden auf Gotland über 10.000 Perlen erfasst. Eine eingehende Bearbeitung dieser ist nicht erfolgt. (Anm.: ist hier nicht meine Absicht.)69 Die älteren Perlenensembles sind eher umfangreich, in jüngerer Zeit schrumpft die Anzahl der Perlen, während der Größe der Perlen zunimmt. Die frühen Ensembles werden durch eine hohe Zahl von monochromen Perlen (gelb, grün, türkis)70 dominiert, die jungen durch eine Vielzahl polychromer Perlen, bei denen keine primäre Grundfarbe wirklich dominant ist.

Abbildung: Glasperlen, Linde Smiss -

Die Perlen Gotlands sind primär opak, nicht durchscheinend. Die vorherrschende Farbe ist nicht wie in der „blauen Phase“ auf dem Festland (ca. 700 – 750) eben blau, es dominieren die Farben grün, gelb, weiß, rotbraun und opak blau. Opak ist hier auf Gotland in bei jeder Farbe dominant.
Auch segmentierte Perlen, Perlen aus dem Osten, Bergkristall- und Karneolperlensind auf Gotland selten vertreten. Er im 10. Jh. finden sich Importe aus Osteuropa, wie Gold- und Silberfolien, Maiskolben, gefaltete Perlen und Perlen mit Schichtaugen wie auch Perlen aus Karneol und Bergkristall.
J. Callmer merkte seinerseits in der WKZ III:1:16:197ff. an, das die Perlencolliers in Finnland, dem Baltikum und Russland eher einfarbig waren. Gotländische Ensembles setzten sich hingegen aus vielen verschiedenfarbigen Perlen zusammen. Er schließt daraus, dass die Farben eine Bedeutung hatten. (Callmer 2007). Demnach stand rot für Blut. Blut für das Leben, das Bedürfnis Blut zu vergießen. Im Kampf, als Opfer. Menstruationsblut ist symbolisch und mit vielem Tabus und Aberglauben verbunden. Weiß ist die Farbe der Reinheit, körperlich und im Geiste. Es kann aber auch (ebenso wie die Gegensatzfunktion des rot – Blut)- für Tod stehend. Blau hat in vielen Kulturen die Bedeutung von
Fruchtbarkeit, Freude und Glück. Seines Erachtens steht die Kombination dieser arben und ihrer Bedeutung der Grund für deren Beliebtheit.71 Weiß kann auch durch gelb ersetzt werden. Im Bereich der Glasverarbeitung war transluzendes Glas oft mit weiß und rot kombiniert. Nur nicht in Gotland.

J. Callmer führte abschließend an, das eine große Unregelmäßigkeit der mit dem zum vom Festland vorkommenden chronologischen bestimmbaren Perlen besteht. Einige ältere Typen weisen kaum Abnutzungspuren auf. Wurden die Gräber der Vorfahren geplündert? Oder wurden sie so besonders geschätzt, dass sich nicht im Alltag verwendet wurden? Waren sie anders gesehen so gering geschätzt, das man sie erst später aus der „Schatzkiste“ holte? Die Perlentypen, die für das Festland zeitlich bestimmt wurden, kommen zu ihrer Laufzeit nicht auf Gotland vor.
Auch wenn es sich um einen absoluten Einzelfall handelt wäre es unfair, diesen hier nicht vorzustellen. Es gibt ein einziges Grab mit einer Kette aus Glasperlen zwischen paarigen TKFn.

Material: Kauri

Kauri-Muscheln stammen aus dem Indischen Ozean und dem Roten Meer. Sietreten auf Gotland in Muschelform (cypraea moneta) oder zu Perlenscheiben (cypraea pantherina) verarbeitet auf. (Theeden, S.) Es gibt weder auf dem skandinavischem Festland noch auf Gotland Spuren der Verarbeitung dieser
Muscheln. Es handelt sich somit um Importe.
Die Perlen und Muscheln treten vor allem in den Gräbern von Mädchen im Altervon 5 bis 15 Jahren auf. In allen anderen Bestattungen ist die Anzahl der Muschelfunde wesentlich geringer.

Gemäß S. Theeden kommt den Muschelfunden mehrfach eine Bedeutung zu. Zum einen wurden sie in Gräbern noch nicht geschlechtsreifer Mädchen gefunden, zum anderen aber auch in den Gräbern von Frauen, die während der Schwangerschaft gestorben sind. So in Othem, Slite (SHM 23896:2B), wo eine Kaurimuschel im Beckenbereich lag, nahe dem ungeborenem Fötus. Auch S. Theeden sieht in
diesen Perlen, der Farbe Weiß: Unschuld.
Zum anderen können diese Perlen niemandem von einem sozial niedrigem Status beigegeben worden sein. Sie haben einen langen Weg von ihrem Herkunft- und Verarbeitungsort hinter sich. Sie sind nach Meinung S. Theedens als seltenes und wertvolles Gut anzusehen, dem dazu noch eine weitere Bedeutung für eine geschlechts- und alterspezifische Gruppe zukam. Als Zeichen für Unschuld und
Schutzbedürftigkeit.72

Material: Bergkristall & Amethyst

Hinweis: in dieser Gruppe können sich auch Perlen aus klarem oder amethystfarbenem, transluzendem Glas finden. Nicht jede Perle wurde auf ihre chemische Zusammensetzung untersucht.

Es gibt ungefähr 70 Bergkristall- und 15 Amethystperlen. Beide zeigen matteOberflächen.73 LTN verweist darauf, dass Amethyst seit der Antike als Schutz gegen Trunkenheit verwendet wurde. 74 Häufig sind hierbei rundliche Perlen (11-13mm Durchmesser), kugelig, spulenförmig, seltener länglich quaderförmig oder platt-oval mit abgeschrägten Kanten. Sehr selten finden sich facettierte Perlen.

Beide Materialen finden sich auch in Silber eingefasst. Für die gefassten Bergkristalle besteht die Möglichkeit, sie als Vergrößerungsglas zu nutzen. Der Großteil der gefassten Exemplare stammt aus Kirchhöfen. Sie waren Bestandteil von Glasperlencolliers.

Material: Karneol

LTN beschränkt sich auf Aussagen des Gräberfeldes von Ire. Grade neun Exemplare sind hier vertreten, primär rund, selten geformt.

Material: Bernstein

Das Fundgut beträgt etwa 550 Perlen. Sie sind (mit Abweichungen) kugelig, tonnenförmig, diskus- oder scheibenförmig. Die älteren Exemplare sind wie bei den Glasperlen kleiner, später größer. Wenn sie paarig in einer Bestattung auftreten ist eine dunkler, die andere heller. Wobei auch mehrere Exemplare zusammenmit Glasperlen auftreten.
Die Perlen in den entsprechenden Inventaren sind unabhängig der Zeitstellung größer wie die Glasperlen.

Es gibt keine Kette, die nur aus Bernsteinperlen besteht.

Es gibt keine Bernsteinsplitter oder Rohbernsteine in Besttungen oder Ketten!!!

Abbildung: Bernstein- und Glasperlen -

Meterial: Gold, Silber, Bronze

Material: Gold
Goldperlen wurden nie in den Gräbern angetroffen.

Material: Silber
Silberperlen sind nur mit zehn Exemplaren in den Gräbern vertreten. Gewöhnlich sind es kugelförmige Spiralperlen. ( II:313:3 II:312:4 unten rechts)
Blechperlen sind nicht in den Gräbern vertreten.

Material: Bronze
Spiralperlen aus Draht zählen zur Vendelzeit. Bronzeperlen aus zusammengerollten Bändern werden separat behandelt.

Meterial: Stein

Hierzu zählen Kalkstein und Schiefer. Die ersten wurden in älterer Literatur mit Perlen aus Muschelschalen gleichgesetzt. Ebenso in dieser Literatur werden riesengroße Perlen aus Schiefer (20-25+ mm) als Spinnwirtel angesprochen - unabhängig von ihrer Lage im Grab. Eine Unterscheidung zu Wirteln ist nur
anhand von Abnutzungsspuren möglich. Alle „Wirtel“ zeigen Abnutzung links und rechts des Fadenloches – folglich werden sie mit anderen Perlen in Kontakt gewesen sein.
Da kein „Wirtel“ auf Gotland dieses Materials diese Spure aufweist, sind sie allesamt als Perlen zu verbuchen.

Material: Fayence

Fayence Perlen sind Perlen aus einer Art Tonmasse, die innerlich schon mit einem glasierendem Element versehen wurde. Es gibt auf Gotland 15 Exemplare, in Haithabu und Birka je eines. Alle sind kannelesiert.
Dies ist ein Produkt aus der Römischen Kaiserzeit, wo diese Perlen nbereits wie noch zur Wikingerzeit mit mehr wie 2cm Durchmesser existierten. Als Pferdegeschirrverzierung.

Abbildung: (Ok, ich habe Glas anstatt eines Ton-Gemisches gen -

Material: Knochen

In drei, evtl. vier, Gräbern von Ire, Gotland, fanden sich nachweislich gekrümmte, scheibenförmige Knochenperlen. L. Thunmark-Nýlen wertet sie als Imitation von Perlen aus Muschelscheiben.
Ebenso aber, wie etwa zehn nachweisliche Perlen aus Geweih oder Knochen, sind diese Perlen unter über 10.000 Perlen aus Glas absolute Einzelstücke.

Fußnoten

68 Vergleiche: Barthelmie, „Wer, Wie, Was, Wo?“
69 Vgl. 64 (64 Ein wenig wie die Zwerge in P. Jacksons „HdR“ und „DH“ in Kriegsausstattung.)
70 Rot und Orange ist als Grundfarbe in der Vendelzeit dominierend. Diese Perlenfarben finden sich bei den monochromen der Wikingerzeit nur noch in wenigen Exemplaren.
71 Ich bin kein Freund solcher Theorien. Tatsache ist, Perlenfarben einer bestimmten Zeit und Region zugeordnet werden können. Auswahl wird wie heute nicht bestanden haben. Modeerscheinungen sind auch akzeptabel, so wie sich die Fibeltracht verändert. So wie Schlaghosen – oder kann man Schlaghosen eine Bedeutung zu messen, außer das sie einer Generation ein Ausdruck der Veränderung waren – eine Mode, wie sich veränderndeTiermotive. Ich trage heute ausschließlich Schlaghosen, da ich mich darin wohl fühle und ich Karotten(jeans) überhaupt nicht mag.
72 Torben sagt: Das ist mit Sicherheit Stoff, in dem man über Jahre am Lagerfeuer diskutieren kann.
73 WKZ III:2:16:188
74 LTNs Quelle: Hanhnloser & Brugger-Koch, 1985, S. 11 f.

Abbildung: Perlen aus Bernstein -

[Abbildung] In dieser Replik wird etwas für die Wikingerzeit wieder deutlich: Gotland ist anders. Es Perlen aus Bernstein (hier aus Glas). Dazu später mehr.
Das Vorkommen identischer polychromer Perlentypen ist ungewöhnlich, wobei dieses Ensemble mich sehr an Friesengeschirr erinnert.
Mir sind außerhalb von Gotland folgende Anhäufungen bekannt (Stand: Callmer J., 1976; auf dieser Arbeit beruhen auch die Angabe bxxx, deren Entschlüsselung an anderer Stelle erfolgen wird.Buskerud Kommes parish, Reine; b021 42 Ex.Vestfold, Tjölling parish, Skalberg; b079 24 Ex.Södermanland, Raby-Rönö parish, Ulberga SHM 21956:7; b025 12 Ex.By, Kaupang, Hügel 66; b422 8 Ex.
Uppland, gamla Uppsala parish, Valsgärde; b632 7 Ex.
Uppland, Rasbokil parish, Tibble. Klinten; b088/89 10 Ex.
Gästrikland, Sandviken, Langöm; b484 19 Ex.
Överhassla, Häggeby parish, Uppland; b016 15 Ex.
Solbakken, Straumöy, Nord Fröya parish; b2004 11 Ex.
Flemingsberg, Huddinge parish, Södermannland, Grab 60; b506 6 Ex.
Solberga, Askeby parish, Grab 531; b531 11 Ex.
[Abbildung]
[Abbildung] In der Fundbeschreibung heisst es zwar "Glasperlen, melonig gerippt", dennoch würde es mich nicht wundern, wenn es sich hier tatsächlich um Perlen aus Bergkristall handelt. die mittlere Perle ist eine freie Interpretration, denn es heisst: blaue Glasperle mit Girlanden. "Glas" weist auf translzend hin, sonst wäre es nur eine "Perle".
Für Gotland nicht ungewöhnlich sind türkise gerippte Melonenperlen (opak) in verschiedenen Größen. Diese kommen auch außerhalb von Gotland vor, dies ist jedoch ungewöhnlich.Im Original wurden diese Perlen aus der römischen Kaiserzeit aus einem Ton-Quarzit-Gemisch in Formen ausgeformt und als Pferdegeschirrschmuck gebraucht. [Abbildung]

Spezell: Västergarn

In den Bestattungen und der Siedlung von Västergarn, Gotland wurden 93 Perlen gefunden. Sie bestanden aus Glas (56), Bergkristall (2), Karneol (1), Bernstein (4), Knochen (1), Metall (3), Jade (2) und unbestimmbaren Material (6) .

Die Farben der Glasperlen waren rot, orange, gelb, blau, blaugrün, türkis, grün, lila, pink, weiß, grau, schwarz, klar und blau.

Es gibt nur drei Perlen mit Silberfolieneinlage und eine einzige Mosaikperle. 34 der weiteren 52 Perlen waren einfarbig. Damit, wie in anderen Regionen Skandinaviens, waren die monochromen Glasperlen überzählig, wenn auch nicht in größeren Zahlen vorhanden.

Die Perlen waren ring-, würfel,- tonnen- oder scheibenförmig, bikonisch, zylindrisch, facettiert oder segmentiert. (Zu der Defintion, was Archäologen bierunter verstehen folgt eine gesonderte Ausarbeitung (fast fertig, Stand 23.08.2013) .

Die verschiedenen Perlenvarianten wurden wie folgt eingteilt:

Abbildung: Alva, Rimone - Alva Rimone



Typ A1: transluzendV
on den einfarbigen Perlen waren nur neun transluzend, von diesen Exeplaren war alleine fünf blau.

Typ A2: opak
Neun der einfarbige Perlen sind undurchsichtig und hauptsächlich gelb und braun. Dies waren ringförmig-bauchig, zylindrisch und tonnenförmig

Typ A3: opak, matt
Es gibt insgesamt sechzehn opake Perlen mit einer matten Oberfläche. Hiervon sind sechs gelb von denen vier zylinderförmig, eine kugelförmig und eine ringförmig. Es gibt drei rote und drei orange fassförmige Perlen. Des weiteren existiert eine blaue zylinderförmige, eine braune ringförmige, ein grüne tonnenförmige Perle. Bei einer weiteren es war nicht möglich die Farbe zu bestimmen.

WIESO UNTERSCHEIDUNG MATT / OPAK??? (Anm. von mir)
Matte bauchige rote und orange Perlen treten erstmalig zur römischen Eisenzeit und während der Vendelzeit auf. Gelbe Perlen treten während der zweiten Hälfte des 9. Jahrhundert verstärkt auf. Die Zahl der orangenen, matten, Perlen, wird nur noch kleineren Zahlen gefunden. Der Zustand der Perlen wird vom Autor also für wichtig für die Zeitstellung der Perlen gehalten. Dies hat aber nichts mit der Vabrikation zu tun. Gem. Maren Siegmann werden bleihaltige Perlen eher von den in der Erde befindlichen Säuren angegriffen als weniger bleihaltige. Dadurch zersetzt sich die Oberfläche bzw. ganze Struktur der Perle. Je "zerfressener" bzw. "matter" eine Perle ist, um so älter ist diese. Dadurch kann eine chemische Analyse durchaus zu einer Bestimmung des Alters der Perle führen.

Die Perlenvarianten
Typ B1: Goldfoliierte PerlenDrei der Perlen wurden mit Goldfolie veredelt. Eine von ihnen ist tonnenförmig, während die beiden anderen zylindrisch sind..

Typ C: polychrome Perlen
19 Glasperlen wurden mehrfarbig verziert, hier liegen verschiedene Varianten vor.

Typ C1: unregelmäßige Schleifen
Fünf der Perlen wurden mit einem gelben, unregelmäßigem Achterschleifenmuster verziert.

Typ C2: ZickzackfadenauflageEs gibt zwei Perlen bräunlicher Grundfarbe, die mit einer in Schleifen bzw. zackenförmigen Fadenauflage verziert waren.

Typ C5: Wellenlinien
Diese wurden parallel zum Äquator aufgeschmolzen. Zwischen diesen beiden läuft ein blaues Muster, dessen genaue Form schwer zu erkennen ist.

Typ C1.1: Schichtaugenperlen
Bei dieser Perlenart werden verschiedenfarbige Farbpunkte aufeinander geschmolzen. Es gibt eine grüne tonnenförmige Perle mit drei roten Punkten und einem schwarzen Punkt in deren Mitte.
Sie datiert auf die Zeit 790 bis 845 n. Chr.

Typ C1.2: StrahlenaugenperlenEs wurden drei Perlen mit so genannten Strahlenaugen gefunden. Strahlenaugen werden aus Glasstäben erschmolzen. Sie sind eine Art Mosaikscheibe, die auf den Grundkörper aufgeschmolzen wird.
Zwei der Perlen sind von weißer Grundfarbe. Eine hat zwei blaue Augen, die gegenseitig platziert wurden. Sie datieren in das späte 9. Jhr. Die zweite ist eine halbe Perle, die noch ein Strahlenauge hat. Sie klare(!) und weiße Strahlen mit gelbem Auge. Die dritte Perle ist ein gequetscht kugelförmig blaue Perle mit weißen Augen mit blauen und weißen Strahlen.

Typ D: Mosaik Perlen
Nur eine von von den Perlen ist die „klassische Mosaikperle. Sie ist kugelförmig mit zwei Mustern. Eines mit grünen Streifen in einem unregelmäßigen Muster und das andere Muster mit einem Auge und Balken. Die Strahlen sind blau und weiß mit einer roten Mitte.

Abbildung: Kvie, Grab 3c, 1949 - Glasperlen, Gotland, Wikinger


Typ E: Andere Glasperlen
Sechs der Glasperlen entsprechen nicht einer der bisher in der Archäologie definierten Form. Eine von ihnen ist eine Art Mosaikperle, aber sie ist Besonders in ihrer Erscheinung.
Sie ist zylindrisch und hat weiße und blaue Schleifen, dazu kleine gelbe Quadrate.
Eine weitere ist tonnenförmig, von gelber Grundfarbe mit einem blauen Band um den Äquator, um diesen finden sich Quadrate und Spirale.
Es folgt die Hälfte einer tonnenförmigen Perle mit rotem Grundkörper und zwei gelben Streifen über den Äquator. Charakteristisch für Gotland ist, das diese „Bänder“ aus einer Art Mosaik bestehen, und aus vielzähligen Spiralen zusammengesetzt ist.
Zuletzt das Fragment einer großen Perle in diesem Typ. Es hat einen durchscheinenden blau-grünen Grundkörper roten Fleck.

Die letzteren beiden Perlen sind zu zersetzt, als das sich SICHER eine Art der Verzierung bzw. Herstellung bestimmen lässt.

Typ Q: Bergkristallperlen
Bergkristallperlen sind für die Siedlung Birka nicht unüblich, in Västergard sind nur zwei Exemplare bekannt. Diese sind würfelförmig, sie treten in Skandinavien zwischen 915 - 980 AD auf.

Typ G: Karneolperlen
Karneol ist ein Halbedelstein, der aus dem Kaukasus und dem Nahen Osten stammt. In der Archäologie wird vermutet, dass diese Perlen ihren Ursprung in Indien und Iran haben. Sie haben wohl die gleiche Herkunft wie arabische importierte Silbermünzen. Die älteste Perle aus Karneol wird auf „um 700 n. Chr.“ datiert. Sie hat die Form und Größe einer Erbse.

Typ H: Bernsteinperlen
Bernstein ist natürlich in vielen Orten zu finden, es wird vermutet, dass er zum Hauptteil aus den südlichen Teilen der Ostsee und Baltikum stammt. Bernsteinperlen wurden von 2000 v. Chr. verwendet worden. In dem Fundmaterial, gibt es vier Bernsteinperlen. Zwei davon gedrückt kugelig, eine zylinder- und eine ringförmige.

Typ I: Knochen
Die neunzehn gefundenen Knochenperlen sind ring-, zylinder- oder bikonischer Form. Eine der Perlen ist hervorzuheben, da sie wie eine Hantel geformte und in der Mitte dreifach gerippt ist

Typ J: Metallperlen
Es wurden drei Perlen aus Metall gefunden: zwei aus Silber und Bronze. Detaillierte Beschreibungen liegen nicht vor (Anm. des Überstz., also mir)

Typ K: Jadeperlen
Jade gibt es an vielen Orte – für Schmuckqualität stammt dieser aber fast ohne Ausnahme aus Spanien oder England. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass Jade bzw. eher der Schmuck, aus England importiert wurde. Die eine der Perlen ist kugelförmig, die andere tonnenförmig. Ähnliche Perlen dieser Form und aus Jade wurden in Varnhems Kloster gefunden, diese waren Bestandteil eines Rosenkranzens. (SHM 18393, Artikel 530918).

Typ l: Unbestimmte
Sechs Perlen waren aufgrund ihres Erhaltungszustandes nicht näher zu bestimmen (Material, Form, Verzierung).

Vergleich zu anderen Regionen und eine chronologische Beurteilung.
Für einen überregionalen Vergleich erscheint das Material von Västergarn grundsätzlich serh klein, aber die Perlentypen weisen durchaus eine chronologische Identität mit Funden aus Gotland, datierend auf 1000 bis 1100 nach Chr., auf.
Hervorzuheben sind die Funde der Perlen aus Knochen, die anscheinend, wie die zwei Jadeperlen, zu Rosenkränzen gehörten. Diese finden sich z.B. auch im christianisierten Fröjel, ebenfalls Gotland.

Wie sieht es aber im überregionalen Vergleich aus? Dazu helfen die folgenden Übersichten mit den Perlenfunden aus Birka, Lund sowie Gotland im Allgemeinen. Anm.: die Funde aus Birka und Gotlands datieren auf das 9. Bis 10. Jhr., Lund aus dem 10. Jhr. Diese zeitliche Differenz ergibt natürlich Abweichungen, die leider nicht detailliert berücksichtigt wurden, von mir auch nicht aufgearbeitet werden.

hier folgende die prozentuale Verteilung der Perlt

Västergarn und "der Rest" von Gotland

Kurz beurteilt unterscheidet sich das Fundmaterial von Vaestergarn nicht zu anderen Räumlichkeiten. Aber im Detail sieht das, wie zu erwarten, ganz anders aus. Typ C1 & C2 treten nur in Leksand, Sigtuna, Lund und Västergarn auf, nicht in Birka.
Diese Perlentypen sind vor allem für das 11. Jahrhundert charakteristisch, verstärkt nach 1050n. Chr.

Der Typ C8 (Perlen mit einer Bänderung in der Mitte) ist in Leksund und Gotland im allgemeinen stärker vertreten. Sie dienen als Leitperle für die Zeitstellung um 1.1100.
Leitperle bzw. Leittyp ist eine Bezeichnung, die besagt, „diese Perle passt in diese Zeit“.
Auffällig ist für Västergarn die große Anzahl an Knochenperlen. Sigtuna, Mittelschweden, weist auch eine höhere Zahl an Knochenperlen als andere Regionen auf, aber bei weitem nicht so viele. Als Begründung kann die spätere Einführung der Brandbestattung auf Gotland angeführt werden. Laut der Autorin handelt es sich bei den Knochenperlen um Perlen für Rosenkränze. Gotland wurde um 1.000 nach Christus christianisiert, die Brandbestattungen waren nicht mehr üblich. Ein Zeichen der Christianisierung(?). Somit können Perlen aus Knochen besser und vermehrt, erhalten bleiben.

Die Autorin geht im weiteren Text auf die Datierungsmöglichkeiten von Gebäuden und Siedlungsschichten über Glasperlen ein – das ist hingegen nicht das Interesse meiner Arbeit, daher hier in kurz: es funktioniert!

Fazit

Es gibt Perlen auf Gotland, je nach Farbe und Form, die eine chronologische Zuordnung erlauben. Das Wichtigste ist hingegen, das die Glasperlen durch die Verwendung von Knochenperlen abgelöst wurden. Die regionalen Unterschiede, beurteilt am Fundmaterial, sind mininal, Västergarn weicht nicht so sehr von der Varianz der Perlen auf dem skandinavischem Festland ab (Norwegen nicht berücksichtigt).

Literatur

Toll, A. 1987: Pärlor från Sigtuna. Datering genom jämförande studier.

die Tracht

zu Penjarve, Grab 25/1957
Die Perlen traten in bis zu fünf Reihen unter der linken Brustkorbseite beim Brustbein auf, wenigstens teilweise dicht aneinander in senkrechten parallel zum Brustbein liegend, damit als Stränge an einer bronzenen Ringfibel befestigt (einzige Möglichkeit, obwohl die Fibel auf Höhe der Schulter lag).
Das Skelett war in Bauchlage, es handelt sich um archäologische Untersuchung, die Bestattung war nicht gestört.
Und die Trageweise ist eigentlich charakteristisch für die die Vendel- früheste Wikingerzeit auf Bornholm (DK).

Hellvi, eine besondere Bestattung

Das Skelett ruhte auf natürlichem Kies und war urspr. mit einer Anzahl von größeren Feldsteinen bedeckt. Rückenlage, Kopf Richtung NNO, die Arme leicht gebogen. Die rechte Hand unter dem Becken, die linke Hand über dem Bach. Die Dosenfibel lag unter dem Kinn, die TKFn beiderseits der Brust etwas oberhalb der Mitte der Oberarmknochen. Eine Trachtnadel stand mit dem Kopf nach oben links vom Hals. Die Perlenverteiler lagen beiderseits des Kiefers. Die fischkopfförmigen Anhänger fanden sich teils bogenförmig angeordnet, teils verstreut, auf der oberen Brust, die Perlen lagen teils unterhalb des Schädels. Die Spitzen der Kettenhalter fanden sich unmittelbar unterhalb er TKFn mit den Ketten in einem flachen Boden über Gürtelhöhe. Die Gerätefibel fand sich in den linken Armbeuge, das Messer in Scheide und drei Schlüssel langen längs der linken Seite, teilweise unterhalb der Gerätfibel.
Die Tierkopffibeln indizieren wie die weiteren Beigaben einen Übergang von der Vendel- zur Wikingerzeit. Die baltischen Kettenverteiler sind ein Unikum auf Gotland.

und: Bilder

Gotland

Obige Texte erstellt und nicht neu geschrieben, seit etwa 20 Jahren.

ab hier: neu ab 17.12.2023

Kämme auf Gotland

"... etwa 400 bis 500 Kämme (inkl. Fragmenten)" wurden auf Gotland gefunden und für die Wikingerzeit datiert. L. Thunmark-Nylen. schreibt „von bis etwa", dies mag irritieren, es gibt aber durch die fragmentarischen Funde und vor allem die „früh“ ausgegrabenen, falsch dokumentierten und in Archiven „verirrten“ … keine genaue Zahl. LTN (2006) wies darauf hin, dass eben bei in Kulturschichten und Brandgräbern gefundenen Fragmenten weder eine genaue Zahl noch eine Typenzuordnung möglich ist.

Zur Lage der Kämme zitiere ich L. T-TN direkt:
„In den männlichen Skelettgräben finden sie (die Kämme) sich häufig in der Taillen oder Hüftregion wieder. Diese Lage ist fast die Regel für Kämme mit Futteral aus vergänglichem Material, "offensichtlich von einem Gürtel herab hängend".

Auch in Frauengräbern kann der Kamm in der Hüftregion liegen. Vielfach wird dann gesagt, daß der Kamm auf der Brust lag, aber einige Male ist bemerkt worden, dass der Kamm unter der Wirbelsäule des Skelettes lag (Grötlingbo, Barshalder, SHM 19055:11; Visby Land Süd Kopparsvik GF C 12675:2 (Frau gemäß osteologischer Beurteilung), als auch im Oberarmbereich, seltener im Schulter- oder Kopfbereich. Ebenso wurde, am häufigsten in Frauengräbern, ist der Kamm unterhalb der Füße dokumentiert. Ich sage, in diesem Fall ist der Kamm eine Grabbeigabe, kein Trachtzubehör, da der Kamm folglich nicht im Alltag getragen wurde sondern zum Hausrat gehörte.

Die Fakten
- feingezahnte Kämme waren zuerst ausschließlich den Männern vorbehalten,
- chronologisch folgende Kämme, feine Varianten, Kämme mit Futteral, ebenso.

- In späteren Phasen wurden diese auch von Frauen gebraucht, wobei die Zähnung gröber war,
- und als zweireihige Kämme in Gebrauch kamen, waren diese zuerst auch den Männern vorbehalten und
- später erst auch von Frauen gebraucht (bzw. in den Gräbern angetroffen).

Unterschieden werden
(Typeneinteilung)
- einreihige Kämme, EK
- einreihige Kämme mit Futteral, FK
-zweireihige Kämme, ZK und
- Pferdekämme PK (hier nicht weiter Thema).

Das Futteral hatte eine doppelte Funktion, zum einen diente es zur Aufhängung (gesonderte Lochung), zum anderen war es ein zum Schutz der Zähne.

Techninsch gaben aufgeniete Spannleisten den Zähnen eine leichte Federung, damit der Kamm im Futteral fest saß.
Um das heraus fallen des Kammes aus dem Futteral des weiteren zu Verhindern, hat dieses eine Lochung, die auch auf den Abschlußplättchens des Kamms selbst zu finden ist. Die Sicherung erfolgte durch einen Splint.

Typen
EK1 Große Kämme mit flachen breiten Griffleisten. Datiert VIII:1 & VIII:2

EK2 Kleinere Kämme mit gewölbten schmalen Griffleisten; der Rücken mit aufgeschwungenen Griffleistenenden, gewöhnlicherweise verziert. Datiert spät VIII:2, erster Teil VIII:3

EK3 Kämme mit gewölbtem schmalen Griffleisten; Rücken ohne aufgeschwungene Griffleistenenden; verschiedene Verzierungen. Datiert VIII:3, selten in Anfang VIII:4.

EK4 Kämme mit gewölbten Griffleisten; Rücken ohne aufgeschwungene Griffleisten; keine Verzierungen Glanzzeit VIII:4; beginnend Ende VIII:3

FK1 Futteral mit breiten Spannleisten. Die Verzierung besteht vor allem durch Schrägkreuze wie Rautenmuster, Einzelschrägkreuzen, einzelnen und doppelten Schrägkreuzreihen sowie flächendeckenden Kreisaugen. Übergang Ende VIII:2- Anfang
VIII:3

FK2 Futteral mit schmalen Spannleisten. Vorherrschend ist die Verzierung mit Kordelbandmustern. Ende VIII:3, Glanzzeit VIII:4

FK3 Futteral mit Spann- und Schutzleisten, einteilig geschnitten. Verzierung wie FK2
VIII:4, vermutlich Ende VIII:3

Zk1 Einteilig. Die Verzierung beschränkt sich auf versenkte oder rippenartig erhöhte Linien auf der Mittelpartie. VIII:4, Ende VIII:3

Zk2 Dreilagenkonstruktion. Ein Exemplar, von zehn, mit Schrägkreuzen auf der Leiste und Kreisaugen auf der Abschlußplatte. VIII:4.

Chronologie, nach Thunmark-Nylén, 2006:
Per. VIII: 1 = 800-900/910
Per. VIII: 2 = 900/910-990/1005
Per. VIII: 3 = 990/1005-1090/1110
Per. VIII: 4 = 1090/1110-1200.

LTN setzt die Perioden mit drei Phasen (fast) gleich.
1 = heidnische oder vor-christliche Phase
2 = glaubenschristliche Phase
3 = kirchenchristliche Phase.

Die Zahnzahl archäologisch definiert: Zähne pro 2cm.
Bei den einreihigen Kämmen sind es 11-14 Zähne, zu meist.
Die gröber gearbeiteten Kämmen sind es lediglich 8-9 Zähne.
Sehr feine Kämme können bis zu 14 Zähne haben.
Die Zähne der zweiseitigen Kämme haben auf der „feinen“ Seite bis zu 20 Zähnen.
Diese Zahnzahl ist auch bei den einseitigen Kämmen mit Futteral anzutreffen.

Vernietung?
Mit Bronze oder Eisennieten.

Bronzeleisten?
L. TN weist auf Kämme mit Bronzeleisten hin, die allesamt dem Typ EK2 zugehörig
sind. Hellvi, Ire Grab 218B I:194:12; Grötlingbo SHM 27739:1b, I:47:17; Halla SHM
2359+2669, II:191:4; Halla SHM 20517:33, I:136:8; Roma GF C 1786:87; Stanga
SHM 31677

Fazit
Die älteren Kämme sind durch einfache Exemplare verteten. Futterale treten um 900 n. Chr. auf.
M.E. waren die Kämme vorher in organischem Material (Leder/Stoff) gehüllt. Die Verzierung der jüngeren Exemplaren bestehen aus Punkten, Kreisaugen und Linien, ggf. in Kombination.
Ich persönlich finde es interessant, das die Männner erst einmal immer die besseren Kämme hatten.

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