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Ich zitiere hier mal aus Anne Beck "Die wendischen Grabfunde aus Pommern":

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5. Schläfenringe
Das häufigste Fundstück in den slawischen Gräbern stellen die Schläfenringe dar, deren Zugehörigkeit zum slawischen Formenkreis schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts von Friedrich Lisch23erkannt wurde, die von ihm allerdings noch als Armringe aufgefaßt wurden. In ihrer Bedeutung als Kopfschmuck wurden sie erst 1877 von Sophus Müller erkannt24, der sie in zahlreichen slawischen Gräbern nachweisen konnte. Von ihm stammt auch die Bezeichnung Schläfenring. Unter einem Schläfenring versteht man seit dieser Zeit größere oder kleinere offene Ringe, meist aus Bronze oder Silber, die an einem Ende stumpf abschließen, am anderen Ende jedoch flach gehämmert sind und in einer s-förmigen Doppelspirale enden.
Die verhältnismäßig große Zahl der Schläfenringe aus Pommern (auf rund 150 Gräber - ohne Wollin - kommen etwa 110 Ringe dieser Art) macht es wahrscheinlich, dass sie so wohl von Männern (Hinweis: die Veröffentlichung ist von 1969, aber in Zusammenhang mit der Axt gehe ich dem nach) als auch von Frauen getragen wurden, was auch die sonstigen Beigaben einiger Gräber bestätigen.

Man kann folgende Formen unterscheiden:
a) Schläfenringe der kleinen Form
1. kleine aus dünnem Draht hergestellte (Abb. 24)
2. kleine aus dickem Draht gefertigte Ringe (Abb. 25).
Ihr Durchmesser liegt meist unter 2 cm. Zu ihrer Datierung können von den übrigen Beigaben lediglich die Fingerringe mit spitzen Enden, sowie die Eisenaxt von Barwin, Grab 2, herangezogen werden. Beide sind in das 11. und 12. Jh. zu setzen25. In die gleiche Zeit weist auch eine Münze der Zeit um 975, die in dem Hügel 5 von Streckenthin gefunden wurde, ebenso wie das Münzgefäß von Neuhof Hügel 3, Kr. Regenwalde, in den Anfang des 11. Jh. datiert. Das Gräberfeld von Zewelin, aus dem vier dieser Ringe stammen, ist auf Grund einer Münze der Zeit um 1175 in die Wende des 12. zum 13. Jh.
zu setzen.

b) Schläfenringe der mittleren Größe (Abb. 26)
Die Ringe dieses Typus, mit einem Durchmesser von 2,5-5 cm, bestehen aus Silber oder versilbertem Bronzedraht. In größerer Zahl kommen sie nur auf dem Gräberfeld bei der Zeweliner Mühle Kr. Köslin vor. Darüber hinaus wurden sie bei Sagard und Lancken auf Rügen (Abb. 26), in Neppermin auf Usedom in Soltin und Ramsberg Kr. Kammin, Lettnin, Kr. Pyritz, Leikow und Körlin, Kr. Kolberg, gefunden. Eine Datierung dieser Ringform ist auf Grund der übrigen Grabbeigaben kaum möglich. Ihr Vorkommen in dem Grab von Lancken, ebenso wie in dem Gräberfeld von der Zeweliner Mühle macht jedoch ihr Auftreten vom 11. Jh. ab bis in das 12. Jh. hinein wahrscheinlich.

c) Große massive Schläfenringe mit S-förmiger Schlinge (Abb. 27)
Dieser dritte Haupttyp, der die aus massivem Bronzedraht hergestellten Ringe mit einem Durchmesser von 5-9 cm umfasst, liegt aus Neppermin auf Usedom Brietzig und Groß Küssow, Kr. Pyritz, Körlin, Kr. Kolberg, Köslin (Abb. 27) und endlich Mersin, Kr. Köslin, vor. Eine seltene Verzierung tragen die Schläfenringe von Neu Kolziglow, Kr. Rummelsburg: eine auf den Ring aufgezogene Glasperle. Einige Schläfenringe der

23) Medd. Jahrb. 29 (1864), S. 180.
24) Schlesiens Vorzeit 3, S. 189.
25) Ein silberner Fingerring dieser Art wurde in einer Wikingersiedlung auf Grönland gefunden: P. Norlund, Wikingersiedlungen in Grönland Leipzig 1937, S. 26, Abb. 17 links (also nach 1000 n. Chr.).

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Gruppe c sind mit den hohlen, verzierten Schläfenringen der Gruppe d in Gräbern vergesellschaftet, die nach Knorr26in das 11. und in den Anfang des 12. Jh. gesetzt werden müssen.
Eine Besonderheit der einfachen Drahtringe mit s-förmiger Öse (Typ IV a nach Lega)27stellen die Ringe mit gerillter Öse (Lega Typ IV b) dar. Aus Gräbern kennen wir sie von Hufenberg Kr. Bublitz und Sydow, Kr. Schlawe. Daneben kommen sie aus den hinterpommerschen Schatzfunden von Lupow Kr. Stolp und Mossin, Kr. Neustettin, die beide aus der Zeit um 1100 stammen.

d) Die großen, hohlen verzierten Schläfenringe (Abb. 28-29)
Diese vierte und letzte Gruppe der in pommerschen Gräbern gefundenen Schläfenringe mit s-förmiger Öse stellen die aus einem dünnen Blech hergestellten, hohlen, verzierten Ringe dar, deren Sonderstellung schon in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erkannt wurde. Sie zeichnen sich den übrigen Schläfenringformen gegenüber durch die Sorgfalt der Verzierung und auch durch die Kostbarkeit des Materials aus. In Pommern ist Silber häufig, und im spätwendischen Burgwall Alt Lübeck in Ostholstein der 1138 aufgegeben wurde, hat man neben den Fundamenten einer frühen christlichen Kirche auch mehrere goldene gefunden28. Dadurch ist auch für die pommerschen Exemplare ein chronologischer Fixpunkt gegeben29. Eine erste Zusammenstellung der bis dahin bekannten Funde unternahm 1892 Lissauer30. Auch unverzierte Stücke kommen vor (Abb. 28). Aus Pommern sind bisher 14 Fundorte von hohlen, verzierten Schläfenringen bekannt, davon allein von Rügen vier Fundorte. Häufigkeitszentren sind einmal Vorpommern und Rügen, andererseits die Gegend von Stettin und der Odermündungsraum. Auf Rügen allein sind vier Fundorte bekannt. Die Reste von vier hohlen Ringen wurden auf der Herthaburg (nicht sicher, ob Grabfunde, vielleicht auch Siedlungsfunde?) gefunden. Weitere sichere rügische Grabfunde stammen aus Lancken und Sagard auf der Halbinsel Jasmund, ferner aus Putbus Von dem vorpommerschen Festland sind Thurow bei Züssow Kr. Greifswald, und Triebsees, Kr. Grimmen, zu erwähnen. Die Ringe von Tribsees sind allerdings wieder sicher keine Grabfunde, sondern, ihrer Patina nach zu urteilen, Moor- oder Wasserfunde.
Aus dem Odermündungsgebiet stammen die Gräber von Neppermin auf Usedom (ins gesamt fünf, teils silberne, hohle Schläfenringe) (Abb. 29a-b), Stettin, Ramin und Penkun, Kr. Randow und Groß Küssow, Kr. Pyritz.
Aus Hinterpommem kennen wir nur zwei Fundorte dieser Art: Körlin, Kr. Kolberg-Körlin (zwei Stücke), und Wusseken, Kr. Stolp (zwei Stücke).
Zur Datierung ist wichtig, dass in einem Schatzfund von Horst, Kr. Pyritz Münzen des 12. Jh. zusammen mit einem hohlen, verzierten Schläfenring gefunden wurden. Der Rest eines hohlen Schläfenringes (hahnenförmiger Aufsatz) fand sich in dem großen Schatz fund von Quilitz auf Usedom der auf Grund der Münzen im Anfang des 11. Jh. vergraben wurde31. Zusammenfassend wäre zu sagen, daß es sich bei den hohlen, verzierten Schläfenringen um eine Spätform handelt, wohl kaum vor der Mitte des

26) Mannus 28 (1936), S. 192.
27) Lega, Kultura Pomorza, Thom 1930; dtsch. Übertragung Danzig 1933, S. 115 ff.
28) R. Beltz, Artikel „Slawen“ in Eberts Reallexikon mit weiterer Literatur. Dort auch die Bemerkung, daß die goldenen Schläfenringe 1914 gestohlen worden seien, ein Schicksal, das gerade für Goldfunde nicht einzig dasteht.
28) Zur Chronologie von Alt Lübeck vgl. K. Hudce, Tonware und Siedlung der Slawen inWagrien Neumünster 1938, S. 39 f.
30) Verhandlungen 1892, S. 476 (Lissauer).
31) Balt. Studien, N. F. 29 (1927), S. 152-206 R Beltz Der Schatzfund von Quilitz 14

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11. Jh. auf tritt und noch das gesamte 12. Jh. umfaßt. Langenheim hält die unverzierten Schläfenringe dieser Art für eine jüngere Form, die er nur ins 12. Jh. setzt”.

Quelle:
Beck, Anne: Die wendischen Grabfunde aus Pommern; in : Baltische Studien N.F. 55 (1969), S. 7-. 32

Fazit:
Dies sind Informationen zur Chronologie, aber mir fehlen noch Angaben zu den Grabfunden selbst, ich habe ja Zeit, die Informationen kommen noch.

online https://www.digitale-bibliothek-mv.de/viewer/image/PPN559838239_NF_55/6/ (Stand: 24.05.20247)

Letzte Änderung am Montag, 8. Juli 2024 um 15:05:10 Uhr.