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Allgemein:
Eine genaue Untersuchung der einzelnen Gräber liegt nicht vor und die Beschreibung der Glasperlen ist nicht sehr Aussage kräftig.
Insgesamt fanden sich in den Gräbern:
8 blaue TM 181
24 ähnliche
2 Doppelperlen aus blauem Glas Typ 91
sowie
eine goldfolierte Typ 387b.
Abbildungen folgen (Stand 02.11.2019)
Da keine Aussagen über die Art der Bestattungen getroffen werden, ist auch nicht fest stellbar, wie die Glasperlen zu Lebzeiten verwendet worden sind.
Literatur: Nowakowski, Wojciech: Eine vergessene Nekorpole an der Memel - das kaiserzeitliche Gräberfeld von Tilsit-Splitter. ISSN 1392-6748 (link)
Das Gräberfeld Tilsit-Splitter liegt an der Memel im ehemaligen Ostpreußen, im heutigen Polenn.
In den Jahren 1936 bis 1940 wurden hier 140 Gräber, datireend etwa 70 n. Chr. bis etwa in die Mitte des 2. Jhr. , frei gelegt.
Die weitere Recherche führte mich zu „Altpreußischer Kopfschmuck“. (Text: 09.07.20222)
Da sind keine Glasperlen dabei, da es aber den Bestattungsplatz Tilsit-Splitter betrifft und ich die hier vorgestellten Trageweisen interessant finde, gibt es einfach mal etwas aus der Römischen Kaiserzeit zu lesen.
Die Funde:
Schernen, Grab 10, Memelgebiet; Grabung Bezzenberger 1890, Prussiabericht 17. S. 141 Orig. Im Prussia-Museum
Grab Tilsit, Stolbeckerstraße, Grabung Gronau 1935. Orig. im Grenzlandmuseum Tilsit
Grab 78 Ottenhagen, Kr. Königsberg, Grab Dr. Jankuhn 1930, Orig. Im Prussia MuseumGrab 272, Linfuhnen, Kr. Niederung, Grabung Prof. Dr. E. Engel 1939, Orig. im Prussia Museum.
Das Häubchen aus Schernen ist ein sich der Kopfform anschmiegendes Stoffmützen, das dicht mit runden Bronzebuckelchen besetzt ist. Man beachte das ausgesparte Muster! Den Rand schmücken bronzene Spiralanhänger, deren Form sich in Ostpreußen schon in den vorchristlichen Jahrhunderten nachweisen lässt und die unverändert auch in spätheidnischen Gräbern zu finden sind.
Weniger gut erhalten fand sich das gleiche Hütchen noch in Grab 22 und ein weiteres 1937 in Tilsit-Splitter, dessen Gräberfeld ebenso wie Schernen dem Kulturkreis des Memelgebietes angehört. Die anderen Beigaben, Halsringe, und Fibeln, belegen die Zeitstellung auf des 3. und 4. Jh. nach Chr.
Aus Tilsit, Stolbeckerstraße stammt ein Kopfschmuck, den Verfasser im Jahre 13939 bergen konnte. Das Skelett war vergangen, nur einzelne Schädelteile hatten sich unter Einwirkung der bronzenen Beigaben erhalten. Um den ganzen Kopf liefen in vierfacher Anordnung, durch bronzene Querriegel auseinandergehalten, aufgefädelte walzenförmige Bronzespiralen in Form eines Stirnbandes. Zwischen Bronze und Schädelrest war nach noch Gewebe festzustellen, so dass der Schmuck wie ihn die Abb. 2 auf Tafel VII zeigt, in Verbindung mit Kopftuch oder Stoffhäubchen getragen wurde. Um den Hals lag eine Kette aus scheibenförmigen Bernsteinperlen.
Eine andere Form weißt der Schmuck aus Ottenhagen, Kr. Königsberg, auf. Dr. Jankuhn an den mit Bronze belegten Schädelrest bei der Bergung fotografiert und an Fund an Ort und Stelle eingegipst. Verfasser hat dann im Jahre 1938 eine genaue Untersuchung angestellt und den ganzen Kopfschmuck freigelegt: Vier Stoffbändern waren mit buckelartigen Bronzeklammern besetzt, in der Mitte über der Stirne die größeren, nach den Schläfen zu kleiner werdende. Je 10 waren durch breitere, mit von der Rückseite eingestanzter Kreisverzierung versehenen Bronzeklammern getrennt. An jeder Schläfe endeten die vier Stoffbänder, deren Reste sich nachweisen ließen, an Ringen. Ich nehme das diese zum Befestigen des ganzen Schmuckes am Kopf mit einem weiteren Band versehen waren. Den Abschluss in der Schläfengegend bildeten trapezförmige, mit Punkt- und Kreisverzierungen geschmückte Bronzebleche, die die erwähnten Bänder zusammenhielten.
Den Halsschmuck bildeten 20 Goldfolieperlen. Auf der linken Schulter lag eine bronzene Fibel, die mit verziertem Silberblech plattiert war. Die Form entspricht der Almgren Mannus-Fibl. 32 Taf. V Fig. 117.
Belegt sind die mit Bronzeklammern besetzten Bänder aus samländischen Gräberfeldern: Schlafalken und Dommelheim, Kr. Fischhausen und mehrfach (s. auch Ältere Uhrgeschichte Abb., 146), in Althof, Kr. Insterburg. Jedoch war in den zuletzt erwähnten Funden immer nur ein Schmuckband vorhanden, nicht vier nebeneinander wie in Ottenhagen. Stoffreste zwischen Schädeldecke und Bronze lagen hier nicht vor; der Schmuck wurde also unmittelbar auf dem Haar getragen, wie Abb. 3 Tafel. VIII zeigt. Die Zeitstellung ist das 1. bis 2. Jh. n. Chr.
In Linfuhnen, Kr. Nierung fand Dr. Engel zwei Frauengräber, die einen ganz anders gearteten Kopfschmuck aufwiesen. Aus Grab 272 wurde der Schädel mit allen daran befindlichen Funden geborgen und konnte vom Verfasser in der Werkstatt untersucht werden. Auf dem Schädel befanden sich Stoffreiste, darüber ein Bronzeblechstreifen. Am Hinterkopf war er zusammengehakt, an den Rändern wies er leicht Punktverzierung auf. Kopftuch oder Stoffhabe war also durch den Reifen festgehalten.
Den Abschluss über der Stirne bildeten zehn kleine silberne eimerförmige Anhänger, dazwischen immer eine Bernsteinperle. Die Abbildung 4 gibt die Anordnung wieder, die der Schmuck am Schädel nach festzustellen war. Die Zeitstellung ist hier etwa das 5. Jh. n. Chr.
Einen Vergleichsfund gibt es aus Althof, Kr. Insterburg Grab 98. Einen ähnlichen Wiederherstellungsversuch bringt Dr. Drunert in „Radrauen Nr. 34.
Bemerkenswert sind die erwähnten Funde aus Althof, die, wie in anderen Fällen, die lebhaftrenn Beziehungen Radrauens jener Zeit zum Samland und Memelgebiet belegen.
Das gerade das Memelgebiet (Schalauen) uns diese schönen Aufschlüsse geben konnte und mit vollständigen Funden so reicht vertreten ist, liegt daran, dass die Skelettbestattung dort weit länger ausgeübt wurde als in anderen Teilen der Provinz. Bei den Leichenverbrungen ist bis auf geringe Reste viel Kopfschmuck ähnlicher Art verloren gegangen, zumal der Bronzebesatz in allen Fällen sehr dünn war.
Immerhin geben geben auch die hier wenigen hier erwähnten Beispiele schon eine Anschauung von den dem hohen Stand handwerklicher Geschicklichkeit der altpreußischen Zeit und ebenso verraten sie um den künstlerischen Geschmack jener Frauen und Mädchen.
Quelle: Gronau, Walter: Altpreußischer Glasschmuck; in: Zeitschrift der Altertumsgesellschaft Insterburg. - Insterburg, 1939. - Heft 22. - S. 45-46, Taf. VIII.
Abbildung: Kopfschmuck der Römischen Kaiserzeit -