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Allgemein:
Blaue Polyedrische Perlen (Typ TM 126) der Römischen Kaiserzeit im Barbaricum nach M. Tempelmann-Maczynka.
Die Perlen TM 126 erscheinen erst in der Stufe C la (zweite Hälfte des 2. Jh. und das erste Drittel des 3. Jh.), der Höhepunkt des Vorkommens fällt jedoch in die Stufe C 2 (2. Hälfte des 3. Jh. bis in den Anfang des 4. Jh.).
In der römischen Kaiserzeit sind blaue Perlen nicht die einzigen polyedrischen Perlen, sie sind jedoch am zahlreichsten der verschiedenen Farben vertreten. (trlz.: violett, grün; opak: grün, orange, rot, weiß, schwarz) (Tempelman-Maczynka:, 1985)
Zur Herstellung
Die polyedrischen Perlen wurden in älterer Literatur generell als „geschliffen“ angesprochen. Diesen Punkt kann ich nur aus meiner Erinnerung ansprechen, da ein großer Teil meiner Literatur 2017 verbrannt ist. In den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen gibt es hierzu nur eine Information, M. Siegmann schreibt: „Mehrflächige und facettierte Perlen haben durch den Schliff sehr scharf ausgearbeitete Kanten (welche natürlich sekundär verrundet / abgestoßen sei können), bei heiß geformten Perlen dagegen sind sie normalerweise leicht abgerundet.“ (S. 965)
Bregenz, Österreich
An anderer Stelle werde ich noch ausführlicher auf diesen Bestattungsplatz und die Funde eingehen, so viel: Perlen von 0,25 cm x 0,25 cm sind hier nicht ungewöhnlich und gestalten sich sehr schwierig zu fertigen.
Augst / Kaiseraugst, Österreich
Die polyedrischen Perlen sind in 17 Bestattungen anzutreffen (1341-1342 (Taf. 39); 2790b; 2808d (Taf. 66); 2820a (Taf. 67); 2832a; 2839b; 2846b (Taf. 68); 2851c (Taf. 69); 2876c (Taf. 70); 2888c (Taf. 71); 2902b; 2906a; 2907a (Taf. 72); 2935b; 2943a (Taf. 75); 2947b; 2950 (Taf. 76))
Sie sind vorwiegend aus durchscheinendem blauem und grünem, bzw. violettem Glas hergestellt worden.
Zur den Abmessungen gibt es keine Angaben, auch die Tafeln sind nicht Maßstabsgetreu wiedergeben.
Krummin, Vorpommern
Zu nennen sind zwei Perlen aus Grab 12 Krummin, die alle Perlen nach TM in ihrer Größe (nicht von er Tafel irritieren lassen, die Perlen sind groß dargestellt) selbst fragmentarisch übertreffen. Dazu sind sie von hellblauer transluzender Farbe und jünger wie die Stücke von TM. Den Krumminer Perlen in Maßen entfernt ähnlich sind vier dunkelblaue Exemplare aus Grab 9 von Højbakkegård, Tåstrup Nykirke Sogn, Høje-Tåstrup Kommune, auf Seeland und neun blaue Stücke aus einem Körpergrab von Kirchheim, Ilm-Kr., in Mitteldeutschland, doch erreichen auch sie mit einer Gesamtlänge von bis zu 1,4 cm die Größe der Perlen von Krummin nicht. (Schuster, Jan)
Anmerkung: Ich finde, dass 1 mm nicht so umwerfend ist.
Die Glasperlen aus Grab 12
Zwei Glasperlen, fragmentarisch, stark angeschmolzen, ein Stuck völlig verschmolzen (Taf. 17, 4.8). Außen grau, im Bruch noch violett transluzid. Mit weislichen, ehemals ringförmigen Einlagen. TM 381a. H. 1,2/ 1,5 cm.
10. Glasperle, vollständig (Taf. 17, 6). Blau opakes Grundglas mit roten und gelben Streifeneinlagen. TM 291i. H. 1,2 cm, Dm. 1,7–1,9 cm.
11. Glasperle, stark angeschmolzen und formverändert (Taf. 17, 7). Rot opakes Grundglas mit gelben, blauen und grünen Streifeneinlagen. TM 291g Var.
12. Glasperle, vollständig, angeschmolzen (Taf. 17, 3). Hellblau transluzid. TM 14 Var., H. 1,5 cm, Dm. circa 2,2 cm.
13. Glasperle, fragmentarisch (Taf. 17, 5). Dunkelblau transluzid. TM 43 Var. H. 1,4 cm, Dm. circa 3,4 cm.
14. Zwei Glasperlen, fragmentarisch, angeschmolzen (Taf. 17, 1.2). Hellblau transluzid, polyoktaedrisch. TM 126 Var. Di. 1,3 cm × 1,3 cm.
15. Glasfluss einer Perle. Farbe nun bestimmbar, mit Resten gelber Faden.
16. Glasflussbruchstuck einer Perle. Dunkelblau
transluzid, jetzt außen stumpf blaugrau.
17. Glasflußbruchstück, wohl von einer Perle. Hellblau, ehemals transluzid.
18. Großes Glasschmelzstück. Dunkelblau transluzid. 4,0 cm × 4,7 cm.
Bielen, Thüringen
M. Seidel (2006, S. 40/41) führt an, dass „zum Lesefundbestand eines jüngermetallzeitlichen Siedlungsplatzes südöstlich von Bielen … eine kobaltblaue, polyedrische Glasperle des Typs TM 126 (Taf. 5.3) (gehört). Der Verbreitungsschwerpunkt derartiger Perlen liegt östlich der Werra (Pescheck 1978, 31; Erdrich/Voß 1997, 82 ff., Abb. 7). In Mitteldeutschland begegnet der Typ sowohl in Körpergräbern des Horizonts „Haßleben-Leuna-Gommern“88 als auch in zeitgleichen Siedlungen (Laser/Schreiner 1987, 269).89 Aus jüngerkaiserzeitlichen Siedlungen Hessens und Westfalens ist er nur vereinzelt überliefert (Mildenberger 1972, Taf. 2.60; Halpaap 1994, Taf. 86.6–8). Die Perlen sind in Grabfunden sowohl als Bestandteile von Ketten als auch von Armbändern und Ohrringen belegt (Fischer 1984, 127, Abb. 85; Halpaap 1994, 172 f.). Polyedrische bzw. kubooktaedrische Perlen sollen in spätkaiserzeitlichen Werkstätten der Černjachov-Kultur nördlich des Schwarzen Meeres hergestellt worden sein (Schach-Dörges 1970, 83; Halpaap 1994, 172 f.) und in den Zeitraum zwischen der zweiten Hälfte des 3. Jh. bis zum frühen 4. Jh. n. Chr. datieren (Keller 1971, 88, mit Anm. 527; Laser/Leineweber 1991, 224 ff.).
Plikalgalis, Litauen
Rasa Banyte-Rowell erwähnt in dem Material lediglich eine TM 126, Fundort Plikalgalis Grab 278.
Die Repliken sind an den Exemplare ab 0,8 cm orientiert.
Banytė-Rowell, R. Glass beads of the Callatis type in West Lithuanian Cemeteries. In: B. Niezabitowska-Wiśniewska, P. Łuczkiewicz, S. Sadowski, M. Stasiak-Cyran, M. Erdrich, red. STUDIA BARBARICA. Profesorowi Andrzejowi Kokowskiemu w 65. Rocznicę urodzin. Tom I (Lublin 2018), 364-379
Riha, Emilie:) Emilie Riha - Der römische Schmuck aus Augst und Kaiseraugst; Forschungen in Augst, Römermuseum Augst 1990
Schuster, Jan: Beitrage zur Ur- und Fruhgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns Band 53; Schwerin 2018
Seidel, Matthias: Das Südharzvorland von der vorrömischen Eisenzeit bis zur Völkerwanderungszeit : zur Besiedlungsgeschichte einer Altsiedellandschaft im nördlichen Thüringen; 2006
Siegmann, Maren: Bunte Pracht - Die Perlen der frühmittelalterlichen Gräberfelder von Liebenau, Kreis Nienburg/Weser und Dörverden, Kr. Verden/Aller; 2006
Tempelmnann-Maczynska, Magdalena: Die Perlen der römischen Kaiserzeit und der frühen Phase der Völkerwanderungszeit immitteleuropäischen Barbaricum; Mainz, 1985