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Allgemein:
... umfasst in etwa das Gebiet der sog. Germania Libera, den Raum östlich des Rheins, nördlich der mittleren Donau, sowie die Flußgebiete der Weser, Elbe, Oder und Weichsel. Skandinavien wurde nicht in die Ausarbeitung mit einbezogen, im Osten begrenzt die polnisch-sowjetische Staatsgrenze das Barbaricum.
Besondere Abschnitte, wie z.B. Thüringen, werde ich zu gegebener Zeit einzelnen behandeln und hier nachfügen.
Abbildung: Krosno, Polen -
Der Herstellungsort der mehr als 35.000 Glasperlen läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Der Großteil der Perlen wird im Imperium Romanum produziert worden sein, nur ein kleiner Teil im Barbaricum selber und dort nicht im größeren Stil. Im Barbaricum gibt es kaum Funde, die eine Produktion von Glasperlen belegen könnten. In Mühlberg, Kreis Gotha wurden Glasscherben und Produktionsabfall gefunden, hier scheinen Glasperlen hergestellt worden zu sein. Es wird sich aber nicht um eine große Werkstatt gehandelt haben. In Klein Köris, Lkr. Dahme-Spreewald, wurde Glas verarbeitet. Wahrscheinlich zu Perlen und-/oder Glassteineinlagen. Es wurden 501 Glasstücke geborgen, einige davon zeigen Verarbeitungsspuren, jedoch handelt es sich nicht um Spuren oder Abfälle der Glasperlenherstellung. Wenn also im Barbaricum Glasperlen hergestellt worden sein sollten, dann nur in einem kaum bedeutenden Rahmen!
Werkstättfunde im Römischen Reich werden hier beschrieben.
Abbildung: Grüne polyedrische Glasperlen der RKZ - Elblag, Polen, Grab 9
Die meisten Ketten bestehen aus nicht allzuvielen Perlen, sie nahmen oft nur den mittleren Teil der Schnur ein. Der übrige Teil blieb leer oder konnte auch mit organischem Schmuck wie Beeren, Samenkörner usw. ergänzt werden. In Cieple, Polen, befanden sich in der Halskette durchbohrte Käfer.
Abbildung: TM94, Glasperle, germanisch -
Längere Halsketten, am häufigsten 50 oder mehr Perlen, wurden zweimal um den Hals geschlungen. Es wurden aber auch zwei getrennte Halsketten getragen: Die eine immer ganz kurz, nur den Hals umfassend, die andere viel länger, bis zur Brust reichend. Auch eine Verbindung von zwei Fibeln auf der Schulter mit einer Perlenkette ist möglich, wie es im westgermanischen spätkaiserzeitlichen und frühvölkerwanderungszeitlichen Gräbern in Bremen Mahndorf der Fall ist.
Es gibt auch Armringe aus Perlen, so gefunden in Lubdowitz, Wolin Mlywnowka.
Außerdem ist die Ausschmückung eines Ledergürtels aus Liebenau bekannt: Hier befanden sich in der Beckengegend Reste eines Ledergürtels mit mehreren Eisennieten, dazwischen verstreut 190 kleine Glasperlen vom Durchmesser 2 - 5 mm. In Abraham bildeten etwa 20 Perlen in der Gürtelgegend eine Reihe. In Kietrz wurden beim Gürtel zwei Glasperlen und eine dritte große über der Schnalle gefunden. Die Perlen waren zweifellos auch auf der Bekleidung aufgenäht. In den Textilresten einiger Gräber aus Lubdowidz entdeckte man darin verborgene kleine Perlen.
Einzelne Perlen, die bei den Füßen gefunden wurden, dienten vielleicht zur Verzierung des Fußwerks wie in Szurpily.
Außergewöhnlich ist die Konzentration von Perlen unter dem Schädel von Odry. Möglicherweise war eine Perlenschnur um den Halszopf der Toten gewickelt.
Selten gibt es Perlen in Männergräbern, wenn dann sind es ein bis vier größere Perlen. Ungewöhnlich sind Funde wie Lumpönen mit 9 Perlen um den Hals, Stara Bocwinke mit 29 Perlen und Skomacko mit mehr als 30 Perlen.
Abbildung: Museum Sønderjylland - Arkæologi Haderslev, DK. Rö - Glasperlen der Römischen Iaiserzeit
Die Glasperlen wurden von Magdalena Tempelmann-Maczynska in 537 Typen eingeteilt. Die Typen 388 bis 537 sind Bernsteinperlen bzw. Perlen aus Ton, Stein, Knochen und Metall und ich lasse sie bedingt durch mein Handwerk hier unbeachtet.
Die Einteilung der Typen erfolgt nach Ein- oder Mehrfarbigkeit, Form- und Verzierungsweise, Durchsichtigkeit oder Undurchsichtigkeit, sowie der Farbe. Jeder Fund wird somit in Typen wiedergeben.
Dadurch ergibt sich allerdings ein Problem: Eine Typisierung, auch wenn sie notwendig ist, verallgemeinert. Die Perlen werden dadurch vereinheitlicht und Zeichnungen idealisiert. Sollte ich also eine Replik fertigen, die nicht dem Original entspricht - dies ist die Ursache ;)
Anhand dieser Perlentypen, ihrer Kombination und den weiteren Fundzusammenhängen kann eine Chronologie für die Glasperlen erstellt werden. Natürlich ist die Chronologie nicht absolut, aber bestimmte Perlentypen haben zu bestimmten Zeiten ein häufigeres Vorkommen als andere. Die Gründe lassen sich nicht wirklich festlegen, entweder liegt es an den zur Verfügung stehenden Rohstoffen oder an der Mode. Ich habe versucht, die Chronologie mit Replikaten wieder zu geben. Gibt es für einen Typ mehrere Variationen, ist dieser Typ mit einem entsprechenden Hinweis versehen. Auch die Fundhäufigkeiten sind angegeben. Die regionalen Unterschiede können in dieser Darstellung nicht berücksichtigt werden.
Ich habe 2004/2005 eine Übersicht von 180 Perlentypen erstellt, mit je einer Abbildung und den Informationen zur Häufigkeit in den Zeistufen
Stufe B 1: etwa 10 n. Chr. bis etwa 70 n. Chr.
Stufe B 2: etwa 70 n. Chr. bis etwa in die Mitte des 2. Jhr.
Stufe B 2 / C l: 2. Hälfte des 2. Jhr.
Stufe C la: 2. Hälfte des 2. Jhr. bis in die ersten Jahrzehnte des 3. Jhr.
Stufe C lb: der hauptsächliche Teil der 1. Hälfte und der Anfang der 2. Hälfte des 3. Jhr.
Stufe C 2: 2. Hälfte des 3. Jhr. bis in den Anfang des 4. Jhr.
Stufe C 3: 1. Hälfte des 4. Jhr.
Stufe D: der Anfang bzw. die Mitte des 4. Jhr. bis in die Mitte des 5. Jhr.
Da ich derzeit (Stand 02.11.2019) die HP komplett neu erstellen muss und dann den content einpflegen, gibt es derzeit nur die Übersicht der Typen TM 1 bis 184 als pdf [407 KB]
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Abbildung: Zwei Glasperlencolliers aus Bregenz. -
Ich habe in meinem google-drive tatsächlich Bilder von Repliken gefunden, die ich im Jahr 2001/2002 gefertigt habe.
Es ist nun Zeit, diese aus der Versenkung zu holen.
(Stand: 26.06.2020) Die Bilder mit Chronologie findet der geneigte Leser TM 1 bis 184 als pdf [407 KB]
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