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Allgemein:
2012 habe ich zu diesem Thema ein Buch geschrieben.
Mittlerweile es als pdf kostenlos als download. [1.067 KB]
Ich eine sehr gute Ausarbeitung der osteologischen Beurteilung der Knochenreste von 228 Brand- und Skelettgräber der Mälarseeregion bekommen. Als die archäologische Geschlechtsbestimmung in ihren Kinderstiefeln steckte, erfolgte die Beurteilung des Geschlechtes rein nach der Art der Beigaben. So galt z.B. ein Schwert als männlich, ebenso wie ein Wetzstein. Trachtnadeln und mehr als drei Glasperlen galt als 100% weblich.
Eva Lagerholm und Kerstin Cassel konnten in ihrer Abhandlung „En pärla gön ingen kvinna? “ (sinngemäß Übersetzt: Perlen machen eine Frau?), gibt es bei dem "Institutionen för kultur och kommunikation, södertorns högskola, University colle in schwedisch als pdf" , diese Annahmen erfolgreich wiederlegen.
Demnach hatten 75% der Männer keine Glasperlen in ihrem Grab.
Wie viele Perlen hatten denn dann die Männer in ihrem Grab? Auch darauf geben die Autoren Antwort (ich nehme hier nur die Kurzversion ohne Angabe der Grabnummern.
In elf Bestattungen fanden sich eine Perln, einmal zwei Perlen, in zwei Fällen vier Perlen. Hiermit wäre die klassische Annahme über die Anzahl der Perlen bei Männern erreicht.
Es geht jedoch nach den osteologischen Bestimmungen viel weiter.
Je zweimal wurden 10 und 44 (!) Perlen angetroffen
Nur je einmal wurden 12, 15 18, 30, 50, 88, 125 bzw. 206 Perlen angetroffen!!!
Es zeigt sich, das moderne Untersuchungsmethoden ältere Einstufungen des Geschlechtes der Bestatteten ein ganz anderes Licht auf die Beigaben werfen.
Anmerkung: ich versuche auf jeden Fall die Art der Perlen heraus zu finden, aber das kann leider dauern. Dennoch, so viele Perlen bei den Männern bleiben die Aussnahme!
Abbildung: Lövö, Lunda - Glasperlen aus einer Männerbestattung
1 Einleitung
1.1 Forschungsstand
1.2 Ziele
2 Die Glasperlen auf Gotland
2.1 Die Funde
2.1.1 Die Funde aus den Gräber auf Gotland ohne Angabe der Fundlagen
2.1.2 Die Funde aus den Gräbern auf Gotland mit Angabe der Fundlage
2.2 Die Anzahl der Perlen je Bestattung
2.3 Die Art der Perlen
2.4 Farben und deren Kombination
2.5 Die regionale Verteilung der Glasperlenfunde auf Gotland
2.6 Die Lage der Glasperlen in den Gräbern auf Gotland
2.6.1 Perlen oberhalb des Kopfes
2.6.2 Perlen im Halsbereich
2.6.3 Glasperlenfund im Brustbereich
2.6.4 Perlen im Schulterbereich
2.6.5 Weitere Fundlagen
2.7 Der Sonderfall – Visby, Land Süd, Östra begravningpl. Skelett 5
3 Die Glasperlen in Schweden, beispielhaft auf Björkö
3.1 Die Funde
3.2 Die Bedeutung der Funde
4 Die Glasperlen in Norwegen
4.1 Die Funde
4.2 Die Bedeutung der Funde
5 Die Glasperlen in Lettland
5.1 Die Funde in den Männergräbern von Lettland
5.2 Die Bedeutung der Funde
6 Fazit
6.1 Bedeutung der Vorkommen
6.2 Bedeutung der Perlenfarben, -formen und -materialien
6.3 Mögliche Verwendungen
6.4 Die Bedeutung der Sonderfälle
7 Literatur
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Verhältnis der Perlenfarben und Materialien
Abb. 2: Übersicht der Glasperlen in den Regionen Gotlands
Abb. 3: Rekonstruktion des Fundes
Abb. 4: Teilweise Rekonstruktion des Fundes
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Übersicht der Perlenfarben bei Grabfunden mit zwei Perlen
Kaum habe ich das Werk beendet, schon habe ich neue Informationen. Derzeit werde ich diese nicht einarbeiten, da sie das Ergebnis nicht beeinflussen werden, ich möchte sie aber dennoch hier beifügen:
- Der Leichenbrand einer Urne aus Wyk (auf der Insel Föhr) mit einer einzelnen Glasperle (unbestimmbar) wurde anthropologisch als Mann bestimmt (Eisenschmidt, Silke: Grabfunde des 8. bis 11. Jahrhunderts zwischen Kongea und Eider: Zur Bestattungssitte der Wikingerzeit im südlichen Altdänemark. Studien zur Siedlungsgeschichte und Archäologie der Ostseegebiete 5 (Neumünster 2004). Prähistorische Zeitschrift 80, 2005, S. 125)
- Die Analyse der norwegischen Grabfunde durch J. Petersen hat ergeben, dass es sich bei etwa 28% aller Gräber mit Perlen um Männerbestattungen handeln. Doch nurselten finden sich in diesen Gräbern mehr als drei Perlen (Petersen, Jam 1928: Stavanger Museum 1928. S. 169 f.)
- Eine einzelne Glasperle, ohne Beschreibung, wurde 2001 in einem Männergrab in Årstad ,Egersund, Norwegen, entdeckt. (Aftenposten Interactive, 2001-08-01; so zu finden im Viking Heritage Magazine 3, 2001)
- Ein weiterer Fund. Im Jahr 1838 wurde in Moksnes, Frosta parish, Norwegen, in einem Männergrab ein Schwert, eine fränkische Silbermünze sowie mehrere Glasperlen gefunden. Leider, oder wie gewohnt, werden die Glasperlen nirgends beschrieben und auch zur Fundlage gibt es keine Aussage. (Shetelig, Haakon: Viking Antiquities in Great Britain and Ireland, Part V. Oslo, 1940)
- Die Orkneys, Pierowall, Westray
In einem Kistengrab lag ein Skelett in Hockerlage. Am Kopf lag ein Schildbuckel, auf der linken Körperseite ein Schwert. Ohne nähere Angaben fanden sich in diesem Grab auch ein Kamm, einige Glasperlen und ein Wetzstein. Leider ist nicht feststellbar wie viele Perlen es waren und wie sie aussahen.
In der unmittelbaren Nähe wurden weitere Bestattungen entdeckt. Das Grab Nr. 1 enthielt ein Schert, einen Wetzstein, einen Kamm, Überreste eines Schildes sowie mehre Glasperlen. Quelle: Shetelig, Hakon: Viking antiquities in Great Britain and Ireland, Vol. 2, 1940.
Das Gräberfeld Salaspils Lauskola liegt im heutigen Lettland. Während der Wikingerzeit war dieser Bereich von Liven, der ursprünglichen Bevölkerung Lettland besiedelt. Neben den Liven errichteten auch die Wikinger einige Siedlungen.
Das Männergrab 2 aus Salaspils Lauskola ist auf 1.000 n. Ch. datiert. Dem Verstorbenen wurden neben einem mit Beschlägen verzierten Gürtel mit Prunkquasten mehrere Fibeln, Armreifen, eine Axt, ein Messer und ein Speer beigegeben (Ģinters 1981). Die Beigaben Speer und Axt lassen eine geschlechtliche Zuordnung eindeutig zu. Außerdem fanden sich im Grab unzählige, in bis zu fünf Reihen angeordnete Perlen.
Der Fundlage nach könnte es sich ursprünglich um einen mit Glasperlen und bronzenen Spiralen verzierten Saum eines Umhangs gehandelt haben. Es gibt keine Informationen zu der farblichen Zusammenstellung und zur genauen Perlenzahl. Bei dieser hohen Perlenzahl und unter Berücksichtigung der weiteren Beigaben muss es sich um eine Person von sehr hohem Status gehandelt haben. Die Bronzespiralen und die Armreifen lassen auf einen Liven hindeuten. Diese Beigaben sind für livische Bestattung typisch. Allerdings kann es auch ein Wikinger gewesen sein, der sich stark an die livische
Lebensweise angepasst hat.
Ein Bild der Rekonstruktion findet sich im Anhang. Dem Rekonstruktionsversuch liegt das s/w-Foto auf S. 25 (Ģinters 1981) zugrunde. Da wie bereits erwähnt, keine genaue Beschreibung der Glasperlen vorlag, wurde für die Rekonstruktionen auf regional und zeitlich typische Glasperlen zurückgegriffen. Die Rekonstruktion enthält keine Bronzespiralen.