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Gleicharmige Spangen

Einleitung

(Hinweis: es gibt im DL mehr Bilder in besserer Qualität, die Tabelle ist leserlich)

Also, nachdem ich ja grade der Verursacher des Themas (Stand 2018) der Verwendung der gleicharmigen Spangen (GaS) bin, gehe ich mal ins Detail. Ich empfehle den download des pdf´s [15.305 KB] (wie üblich).
Dieses enthält die Auflistung der Bestattungen (Birka, Körper- und Brandbestattung) mit GaS und alle zur Verfügung stehenden Abbildungen dieser.

Hinweis: Wer sich für norwegische GaS interessiert, findet im letzten Kapitel des PDF´s die Auszüge aus J. Petterssons „Vikinge tide Smykker“ mit Tafeln.

Ziel ist es, Klarheit in zum einen die Trageweise, zum anderen den Sinn der Lochungen zu ermitteln.

Derzeit jedoch berücksichtige ich nur die Fundlage und ggf. Lochungen. Ob es einen Zusammenhang mit dem Gebamsel gibt? Darauf gehe ich ein, wenn ich mich mit den dreizipfligen, OVs und anderen Spangen beschäftigt habe. Nicht Ziel ist es, die Ausführungen von Gun-Britt Aagård (Gleicharmige Spangen in Birka II:1, Stockholm 1984) zur Ornamentik, Konstruktion und Typenbildung wieder zu geben.
Hingegen, gibt einiges wichtiges zu ziteren, so: „Ein schwaches Übergewicht für eine höhereBefestigung unter dem Kinn scheint in Gräbern der ÄBS zu herrschen, während in den Gräbern der JBS etwa gleich viele Spangen oberhalb und unterhalb der ovalen Schalenspangen liegen. Auf Grund dieser Beobachtung darf man indessen kaum behaupten, dass sich die Mode vom 9. Jh. mit hochsitzenden
Spangen zum 10. Jh. mit Spangen auf der Brust verändert habe (Hägg 1971,144).“ Des weiteren „DieBefestigung weiter oben hält man übrigens für die altertümlichere (Hägg 1971, 144). Weiter zitierte auch sie „Sorgfältige Analysen der Stoffreste auf der Rückseite
der Spangen in Birka zeigen, dass das Kleidungsstück zusammengehalten wurde, indem man die Nadel direkt durch den Stoff oder, um diesen zu schonen, durch Stoffösen steckte, die an der Kante des Mantels oder Rocks festgenäht waren (Hägg 1971, 145 f.).“ „Eine Spange (Bj 606) ist aus Silberblech gearbeitet, während die übrigen gegossen sind, meistens aus Bronze und nur in Ausnahmefällen aus
Silber (Bj 556, 594, 639, 645). Die Schmuckwirkung der Spangen konnte noch durch Vergoldung oder Weissmetallbelag erhöht werden, manchmal verzierte man auch die aufgesetzten Knöpfe mit Silberblech. Eine der Silberspangen (Bj 556) ist soga vergoldet. Vergoldung tragen sonst folgende Sangen: Bj 109, 515, 535, 551, 552, 577, 597, 599 (Gruppe I); 854 (Gruppe II); 479, 961, 964,1131(GruppWeissmetallbelag war an folgenden Spangen festzustellen: Bj 602 (Gruppe I); 485, 637, 646, 849 (Gruppe III); 563, 880, 978 (Gruppe IV). Es scheint auch, als habe die Vergoldung ursprünglich die ganze Fläche der Spange bedeckt, während man Weissmetallbelag sparsamer angewendet hat, meistens hat man nur gewisse Ornamentteile, wie Gesichtsmasken, belegt.“ ( Aagård, S. 96, 97).

Abschließend etwas zu den GaS mit figürlichen Elementen. „An einigen Spangen der Gruppe IV (Taf. 82)gibt es am Nadelhalter ein Häkchen zum Befestigen von Bändern oder Ketten für die Geräte.“ ( Aagård,S. 97)

Hinweis: Aagård zählt 67 GaS in 65 Bestattungen, ich nur 47 in 45. Allerdings kann ich z.B. in Bj 44 keine GsA im Grabinventar finden. Gemeint war Bj 444.

Die Spangen aus Grab 178, 385, 602 fehlen. Da diese Gräber somit für keine Auswertung herbei gezogen werden können, sind es nur 62 Gräber mit 64 GaS. Im Inventarverzeichnis zu Grab 44 ist auch keine GaS zu finden, geschweige überhaupt etwas, was den Ansatz für die Vermutung gibt, das dort eine Frau bestattet wurde. … Dazu werden Gräber, Bj 304, 479, 961 964 1014 und 1131 doppelt aufgelistet. Trotz
mehrfacher Ansätze ist es mir nicht möglich, alle Angaben zu bestätigen. Grab 62 hat im Inventar auch
keine GaS...

Erklärung der Tabelle:
Es finden sich bei den Bemerkungen zu erst eine Zahlenkombination „XXX:x“. Dies entspricht der Abbildung der GaS auf den Tafeln von Birka I:Tafeln. Diese sind bei den Abbildungen zu finden.
Die Abbildungen enthalten, wenn vorhanden, die Grabpläne (aus Birka I:1 oder wenn per Hand beschriftet aus dem SHM online und Abbildungen der GaS (aus dem SHM) in numerischer Reihenfolge.

Die Funde
GaS in den Brandbestattungen
Es finden sich in den Bestattungen 29, 109, 134, 158, 158, 304, 385 und 462 GaS. Bj 385 hat keine Lochung,die anderen 4, 2 und 4 Lochungen, wobei in den 4ern Lochungen je eines mit einem Ring versehen ist. Bj 29 und 109 bleiben aufgrund fehlender eigener Abb. ungeklärt.

GaS in den Körpergräber
Bei sieben Bestattungen kann keine Verwendungsweise bestimmt werden (Bj 594, eine Lochung; 599,keine Lochung; 599, keine Lochung; 615, keine Lochung; 880, keine Lochung; 1105, vier Lochungen; 1108,keine Lochung).

In der „Szene“ finden sich die GaS primär Als Verschluß eines Kleides beim Halsausschnitt getragen. In Birka gibt es vier Bestattungen, wo die Funddokmentation diese Auslegung unterstützt (Bj 602, 854, 969,973). Alle GaS wurden waagerecht getragen. Nur Bj 854 hat eine, Bj 969 drei zusätzliche Lochung. Das Verhältnis ist ausgewogen.

Dies sind jedoch die Berühmten Ausnahmen da im Gegensatz hierzu sich die GaS im Zusammenhang mitden OVS in 19 Bestattungen fanden (556, 577, 597, 606, 637, 639, 646, 657, 849, 854, 880, 961, 964, 969,973, 978, 981B, 1014, 1081).

Die GaS wurden in waagerechter, senkrechter als auch diagonaler Lage gefunden.Diese Fundlagen können daher ein Indiz für den Verschluß eines Umhanges, Klappenrockes oder gar einer offenen „Haithabu-Schürze“ sein. Wobei ich trotz Recherche keinerlei Begründung für letzteres finden konnte (Die Theorie des "frontal geöffneten Schürzenkleides gilt mittlerweile als widerlegt, dazu später mehr (Stand: 05.12.2023).

Sechs dieser GaS wurden waagerecht getragen (556, eine Lochung; 602, keine Lochung; 637, keine Lochung; 639, eine Lochung; 961, drei zusätzliche Lochungen; 981B, zwei zusätzliche Lochungen).
Lochungen sind somit hier nicht ungewöhnlich.
Vier weitere wurden diagonal getragen (606, 657, 849, 981B). Bj 657 hatte drei fehlende Nieten, Bj 981B zwei zusätzliche Lochungen. Auch bei dieser Trageweise zeigt sich keine Präferenz.
In den Bestattungen 597 (eine Lochung), 646 (eine Lochung mit Ring), 964 (4 Lochungen), 983 (keine Lochung, Ziegen), 1014 (Lochung X?) und 1081 (eine Lochung) wurden die GaS senkrecht liegendangetroffen.

Ob diese Trageweise beabsichtig war, oder nach Aagård durch das Gewicht von Gebamsel verursacht wurde, steht noch Klärung. Die von ihr geäußerte Annahme einer einzelnen Beigabe ist auszuschließen.

In Grab 530 wurden drei GaS gefunden. Eine einzelne Senkrecht und zwei über Kreuz, diese in Position der OVS. Eine der GaS hatte zwei Lochungen. Siehe auch die Diskussion bei Facebook (externer link)(Hierfür ist eine Anmeldung in der Gruppe erforderlich, Stand aktuell: 05.12.2023.)

In Grab 1130 wurde ebenso eine GaS mit einer OVS paarig verwendet. Siehe Tabelle.
Hinzu kommen zwei GaS ohne Lochungen aus der Schwarzen Erde, wobei ich nicht die 2990 Dokumentationsbilder dieser (Invnr. 5208) unter der sich etwa 20 GaS tl. Aagård befinden, zzgl. dem „Specialcatalog“ (559 Abb.) durchsucht habe (bisher, Stand 17.10.2018). Allerdings habe ich diese vor Jahren als pdf gezogen, was heute nicht mehr geht. (Stand: 05.12.2023)

Angemerkt: Grab 483 z.B. kann nicht berücksichtigt werden im Zusammenhang der Funktion/Verwendung/Trageweise, da die GaS lediglich „ 0,45m von der westlichen Schmalseite der Grabwand entfernt“ gefunden wurde. Obwohl diese eine zusätzliche Lochung mit zusätzlichem Ring hatte.

Fazit:
Am häufigsten wurden die GaS im Bereich der OVS angetroffen (18 Ex.) Während bei waagerecht unddiagonal getragenen GaS das Verhältnis der gelochten zu ungelochten GaS ausgelglichen ist, überwiegen die gelochten bei diesen.
Bei den in ihrer Verwendung nicht bestimmbaren GaS ist das Verhältnis ausgeglichen, ebenso bei denGaS im Halsbreich.
GaS mit Ziegen oder anderen Figuren sind nie extra gelocht.
Die Verwendungen in Bj 530 und 1131 sind einmalig.

Letzte Änderung am Mittwoch, 28. August 2024 um 11:32:48 Uhr.