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Schellen & Glöcken

Einleitung

Ich habe am 05. Juli 2020 mit diesem Projekt begonnen. Zur Seite gelegt, anderes recherchiert, Dinge getan, zwischendurch mal wieder.. und nun fertig. Endlich.
Mein persönliches Fazit: Schade, immer noch keinen Nachweis für Glöckenkettchen an den Fußknöcheln.
Dafür um so vieles andere.

Vie Spaß!

Sachdienliche Hinweise unter ANgabe von Quelle/Literatur nehme ich gerne entgegen.

Glöckcken in den Bestattungen der Rus in der Region der Oberen Wolga im Späten 10. bis 13. Jh.
& Birka, Haithabu, Gotland, Wisikauten, Estland

Obere Wolga

Die Faktenunabhänig von anderem Trachtzubehör traten in 20% aller Frauenbestattungen Glöckchen aufin der Regel ein bis drei, es sind aber bis 33 sind möglichvon 271 Glöckchen haben 75% einen kreuzförmigen Schlitz, 6% waren waren einfach geschlitzt, drei mit Reliefstreifen. 19% konnten nicht bestimmt werden.
In 58% der Fälle wurden die Glöckchen im Brustbereich angetroffen,
in 40% im Gürtelbereich,
in acht Bestattungen auch in Brust- und Gürtelbereich.
In Khilovo gibt es eine weitere Variante, dass drei paare Glöckchen in (besser: bei) der Hand lagen, am Ärmel festgenäht oder (m.E. am wahrscheinlichsten) ein Armband waren.
„Im Allgemeinen wurden Glöckchen in der Kleidung von Frauen aus der Oberwolga als eigenständiger Schmuck verwendet, seltener findet man sie als Anhänger, die an Ketten mit Perlen und anderen Anhängern aufgehängt sind.“
Lt I. Stepanova wurden sie ebenso auf Kleider genäht, wie man aus ihrer Entdeckung zusammen mit Fäden schließen kann.
„Bei einigen Bestattungen könnten sie die Funktion von Knöpfen, die z.B. einen Kragen schließen, erfüllt haben könnten.
Es gibt einige Fälle, in denen 2 bis 3 Glöckchen auf Ringen aufgereiht waren. Sie wurden in solchen an den Schultern oder an einem Gürtel befestigt.
Symmetrische Glockenpaare auf den Schultern wurden in den Gräbern von Bol'shaia, Kosha, Glinniki und Suchodol angetroffen.
In Glinniki schmückten anscheinend Glocken in Linien einen Kragen und einen Gürtel der Oberbekleidung.“

(„In general, in women’s dress from the Upper Volga, bells were more often used as independent jewelry; they are rarely found as pendants suspended on chains. They were sewn on clothes, as one can infer from their discovery together with threads. In some burials, it is possible to assume that the bells could have fulfilled the function of buttons, clasping a collar, for example. There are some cases when 2 to 3 bells were strung on rings. They were attached in such sheaves to the shoulders or a belt.
Symmetric pairs of bells on the shoulders were found in the burials of Bol’shaia
Kosha, Glinniki, and Sukhodol. In Glinniki the lines of bells decorate, apparently,
a collar and a belt of the outerwear. Similar finds allow one to assume that this was the garment with the belt and the wide cutout for the head
.“ (I. Stepanova, S. 50, 51))

So viel zu der Zusammenfassung über die Verwendung der Glöckchen, nun aber zu den diversen Fakten:
(Hinweis: I. Stepanova widmete sich nicht nur Glöckchen, sondern der Frauen- _und Männertracht generell in der Region der Oberen Wolga im 11. – 13. Jh..)

Berezovetskii

62 von 73 weiblichen Bestattungen enthielten Beigaben. Glöckchen wurden in vier Bestattungen angetroffen. Angaben gibt es nur zu:

Hügel 51, drei Glöckchen als Teil einer Halskette, sechs weitere dicht bei der rechten Schulter. I. Stepanova nennt die Möglichkeit eines Schulterelements oder Bestandteil eines Zopfes.

[Abbildung] [Abbildung]
Hügel 51, drei Glöckchen als Teil einer Halskette, sechs weitere dicht bei der rechten Schulter. I. Stepanova nennt die Möglichkeit eines Schulterelements oder Bestandteil eines Zopfes. Hügel 62, drei Göckchen waren mit einem Bronzeknopf, und eisernem Rasiermesser und Messern an einem dreieckigen Verteiler am Gürtel befestigt (Fig. 28)

Datierung: spätes 10. bis spätes 12. Jh.

32 Bestattungen, 9 Frauen, 4 Männer, 19 unbestimmt. Datierung Ende des 11. und 12. Jh.

Bestattung 1 und 3 von Hügel 21 enthielten bronzene Spirale, Perlen und Glöcken im Brustbereich und als Kopfschmucken neben Schläfenringen. (Fig. 47, 48).

Glöckchen fanden sich in insgesamt vier Bestattungen, bei dreien in größerer Anzahl, zwischen 12 und 33.

Bol’shaia Kosha

32 Bestattungen, 9 Frauen, 4 Männer, 19 unbestimmt. Datierung Ende des 11. und 12. Jh.

Bestattung 1 und 3 von Hügel 21 enthielten bronzene Spirale, Perlen und Glöcken im Brustbereich und als Kopfschmucken neben Schläfenringen. (Fig. 47, 48).

Glöckchen fanden sich in insgesamt vier Bestattungen, bei dreien in größerer Anzahl, zwischen 12 und 33.

Ivanovskoe (Vystavka)

Hier gibt es zwei Grabhügel, wobei der zweite die Bestattung eines Mannes und Kindes enthielt. Zu den Beigaben zählten ein bronzener Armreif, Glöckchen, 14 Glasperlen, drei Perlen aus Silberdraht. Zur Fundlage und Datierung gibt es keine Angaben.

Igrishchi

25 Gräbhügel, 1881 wurden elf Hügel mit drei Körperbesattungen ausgehoben, wahrscheinlich Frauen. Ohne Details zählen zu den Beigaben goldfolierte Glasperlen, ein Glöckchen und Ringelchen (Schläfenringe? Im Original „ringlets“.)

Dudenevo

154 Grabhügel waren 1870 sichtbar, zwischen 1885 und 1903 wurden 20 Hügel ausgehoben. Datiert werden die Bestattungen zwischen dem 11. und der ersten Hälfte des 12. Jh.
In Hügel 6 waren 12 Glöckchen an einem Ring, zusammen mit mehreren Arrmreifen, und großen Ringen neben der linken Schläfe zu finden.
In Hügel 11 waren 16 Perlen auf Wollfädenresten, wohl als Gürtel getragen, angetroffen.
Weitere Exemplare, Anzahl nicht genannt, wurden in weiteren Bestattungen angetroffen, die Fundlage nicht dokumentiert.

Glinniki

95 Grabhügel, 66 wurden ausgehoben (1903, 1906, 1930). 28 Bestattungen davon waren weiblich, 13 männlich und vier unbestimmbar.
In drei Bestttungen fanden sich Glöckchen, „in größerer Zahl.“

Gorki

In einemr Bestattung in Hügel 6 fanden sich drei Gläcken in einer Reihe auf Gürtelhöhe, spätes 11. bis spätes 12. Jh.

Gostomlia

Umfasst 17 Grabhügel, in Grabhügel 6 fanden sich auf Gürtelhöhe in Linie drei Glöckchen, datiert von der zweiten Hälfte des 11. Jh bis 12. Jh.
Hinweisen möchte ich an dieser Stelle auf den Gebrauch von 7 Weißmetallknöpfen im Bereich der Halswirbel in Hügel 85.

Izbrizh’e

140 Gräbhügel, 90 Grabhügel mit 140 Bestattungen wurden ausgehoben. Hiervon sind 65 Frauenbestattungen, inklusive 9 Mädchen zwischen 6 und 13 Jahren jung

Khilovo

In sieben Bestattungen wurden Glöckchen als Zierrat des Gürtels verwendet, in Hügel 134 wurden zwei Glöckchen mit den Resten eines Leinentäschchens angetroffen.Bestattung Hügel Nr. 34 ist (m.E.) ebenso Interessant, da die Tasche (5) aus Seide auf Holz (Birkenrinde) bestand und zwei Glöcken enthielt.

Khvoshnia

Von 20 Grabhügeln wurden 1903 sieben ausgehoben. In Gräbhügel 3 fand sich eine Frauenbestattung mit Glasperlen und im Gürtelbereich vier Glöckchen mit Schlitz

Kidoml’ia (Novoe)



Im Grabhügel fand sich ein Anhänger bestehend aus einem Ring mit vier Glöcken. Erste Hälfte des 11. bis 13. Jh..

Mozgovo (Babkovo)



Der Bestattungsplatz umfasst 80 Hügel, die zum Teil 1883 und 1902 untersucht wurden. In Hügel 2 wurde eine Frau mit einer Halskette aus 7 silberfoliierten Perlen, einem halbmondförmigen Anhänger und zwei Glöckchen angetroffen. Spätes 11. bis 1. Hälfte des 12. Jh.

Pekunovo 1 und 2

Seit den 1850 ist dieser Bestattungsplatz mit mehr wie 30 Hügeln bekannt. 1863 wurden 30 Hügel ausgehoben, 1893, 1963, 1966 & 1967 wurden 8 Hügel ausgehoben. Nur zwei von acht Hügeln wiesen Beigaben von Frauen auf.
Interessant ist eine weitere Gruppe mit über 200 Hügeln. 86 wurden 1933 und 1972/73 ausgehoben, mit 35 weiblichen und 23 männlichen Bestattungen.
Es wurden Perlen und Glöckchen mit Kreuzschlitz angetroffen (keine näheren Angaben), teilweise vom Gürtel mit einer Kette herab hängend (so in Hügel Nr. 7, Fig. 102; 7); münzdatiert auf die erste Hälfte des 12. Jh..

Petrovskoe

Eine Grabhügel, die in den 1880ern ausgehobgen wurde. Von vier Beigaben führenden Gräbern war nur eines weiblich. Dieses führte (ohne weitere Angaben) einen Fingerring, zwei foliierte Glasperlen und ein Glöckchen.

Pleshkovo-1

Pleshkovo-1 umfasst 56 Grabhügel (24 weibliche, 36 männliche Bestattungen). In fünf Bestattungen wurden Glöckchen mit Kreuzschlitz im Gürtelbereich angetroffen.

In Hügel 6 fanden sich fünf Glöckchen am Gürtel und zwei in einer Perlenkette. (Keine Abb.)

In Hügel 46 verliefen diese vollständig um den Gürtel. Es gibt keine Abb., die Anzahl wird nicht genannt.

In Hügel 25, Grab 1 fanden sich zwei Glöckchen mit einem Messer an einem Ring auf der rechten Schulter.

Eine Besonderheit von Pleshkovo 1, Hügel 6 ist die Befestigung von Glöckchen an Fingerringen.
Für Bestattung aus Hügel 46 sind 16 Schellen an einem Zopf vermerkt.

So werden auch 16 Schellen erneut in Hügel 58, Bestattung 2, angetroffen.

Pleshkovo-2

Die Hügelgruppe 2 liegt nur 130m von Gruppe 1 entfert. Im Hügel 5 waren zwei Glöckchen mit linearem Schlitz an einem Ring im Schulterbereich befestigt. In Hügel drei fand sich nur ein Glöckchen am Gürtel.

Struiskoe

In Hügel 6, Bestattung 1 fanden sich 25 Glöckchen im Brustbereich und drei am Gürtel.(Fig. 150)

(„3 bells with cross-shaped cut on the belt; the dress included more bells (more 20)“).

Offensichtlich sind die Glöckchen im Brustbereich nicht eingezeichnet.
Datiert 11. – 12. Jh.

Sukhodol



Datiert auf das 11. Jh. wurde hier au jeder Schulter je ein Ring mit drei Glöckchen gefunden

Ust’e

Es wurden 17 Hügel mit einer nichtbezifferten Anzahl von Bestattungen ausgehoben. Es fanden sich „Glöckchen“ im Brust- und Gürtelbereich.

Zabor'e

Für die Bestattungen in Zabor´e findet sich nur die Angabe, das Glöckchen mit Schlitzen gefunden worden sind. Und drei Zeichnungenmit diesen Damen.
Zur Bestattung Hügel 15 möchte ich anmerken, das die Halskette aus Glasperlen und mehreren Glöckchen besteht.

Fazit

Die ersten Glöcken treten im 10. Jh. auf, sind aber eher für das 11. bis 13. Jh. typisch. Da Schläfenringe ein charakteristisches Merkmal für Slawen sind, so sind Glöcken in Bestattungen der Rus als Indiz der der Rus-Slawen zu sehen.

Da ich kein Freund statistischer Auswertungen bin, habe ich nur die Fakten genannt und die sind mir vielfältig genug.

Leider habe ich bisher keinen Nachweiss für Fußschellenbändchen gefunden ;)

Quelle/Zeichnungen: Stepanova, Iulia: The Burial Dress of the Rus' in the Upper Volga Region (Late 10th-13th Centuries). Brill, 2017.

Exkursionen



Jetzt geht es um die Fundorte Birke, Haithabu, Wisikauten, Gotland, Estland...

Birka

In elf Gräbern von Birka hat man elf Schellen aus Bronze (Abb. 13:1) gefunden. Die Gräber sind alle Körpergräber, und zwar vier Sarggräber (Bj 91, 721, 756, 948), drei Schachtgräber (Bj 684, 1095, 1145) und vier Kammergräber (Bj 644, 735, 750, 901). Alle vier Sarggräber und ein Schachtgrab sind Kindergräber….Wahrscheinlich waren die Kinder in Bj 756, 948 und 1095, vielleicht auch in 91, Mädchen.“ …“(in) ihrem Verhältnis zu anderen Gegenständen im Grabe (lassen diese) vermuten, dass die Schellen auf der Brust oder in Taillen-/Brustgegend lagen“. (121, 122)

S. Gräslund vermutet auch bei den anderen Bestattungen den Zusammenhang mit einer Kinderbestattung. Sie begründet dies wie folgt „In dem Doppelgrab Bj 644 lagen die Schelle, eine Holzdose, ein Löffelblatt aus Eisen, Glasperlen, ein Glasbecher und Fragmente eines Spiegels ein Stück von den zentral liegenden Skeletten und deren Grabbeigaben entfernt. Es wäre denkbar, dass diese Dinge einem Kind gehört haben, das zusammen mit seinen Eltern hier begraben worden war. In den beiden Doppelgräbern Bj 735 und 750 lag die Schelle u.a. zusammen mit Spiegelfragmenten in der Taillengegend der Frau - vielleicht hat man die Frau mit einem Kind im Arme begraben? Auch in den übrigen drei Gräbern ist es im Hinblick auf die Lage der Schellen nicht undenkbar, dass ein Kind mit einem Erwachsenen zusammen begraben war. Bj 684: Am rechten Fuss lag als einzige Grabbeigabe eine Bronzeschelle, ein Eisenring und ein Eisenzain. Bj 901: Am Fussende der Grabkammer stand nach Stolpe ein Holzkästchen, dessen beide eisernen Trageringe erhalten sind; neben diesem Kästchen lag eine kleine Ringspange aus Eisen, eine Bronzeschelle und ein Eisenfragment. Bj 1145, ein Schachtgrab: In einer Höhe, die der Kniegegend des/der Toten entsprechen dürfte (Skelett nicht erhalten), lag eine Anzahl von Perlen und unterhalb derselben eine Schelle“ (S. 122)

Die Funde datieren allesamt auf die Jüngere Birka Stufe (10. Jh.).

Zur Funktion führt A. Gräslund an, das gehören die Schellen in den Kindergräbern von Birka wahrscheinlich nicht zur Tracht gehören. „Man kann sie eher als Amulette für das Kind auffassen. Der klingende/ klappernde Ton selbst sollte dann böse Mächte abwehren.
Sie mögen entweder als Anhänger um den Hals getragen oder auch an einem Spielzeug befestigt worden sein. Dass Kinder eine Schelle um den Hals trugen, soll sogar noch in der heutigen Zeit auf dem Lande in Ungarn vorgekommen sein, und zwar damit die Mutter hörte, wo das Kind war (Mora 1932, 68). " (S. 123)

Mir persönlich gefallen die Möglichkeit des Spielzeugs um Eltern zu nerven, mehr noch die Funktion des frühmittelcherlichen Bodyhackings.

„Die Abmessungen im Durchmesser betragen „etwa 1,6 bis 2,9 à 3,0 cm, die Höhe einschliesslich der Öse liegt zwischen 2,0 und 4,0 cm. Die Materialstärke lässt sich nur an dem Schellenfragment Bj 750 messen; sie beträgt hier ca. 2 mm.“

Zur Verzierung siehe Abb. 13:1

Quelle: Anne-Sofie Gräslund: Schellen; in Hägg, Inga: Birka II:1, Systematische Analyse der Gräberfunde, 1984
3) Metallrohling

Die Birka I-Glöckchen:
10. Grab 958, 11., Gr. 144; 12 Gr. 735; 13 Gr. 948; 14 Gr. 721; 15 Gr. 684; 16 Gr. 91; 17 Gr. 1095; 18. Gr. 901

Haithabu

Grab 497
„Vermutlich neben einer Pinzette, einem Pfriem und einer Schere lag die bronzene Schelle in einer Truhe. Das 2,4 x 2,7cm große Exemplar ist aus zwei Teilen gegossen und anschließend zusammen gesetzt worden; davon zeugt noch eine wulstartige Falznaht, die etwa um die Mitte der Schelle verläuft.
Quelle: Arents, U.: Die wikingerzeitlichen Grabfunde von Haithabu, Dissertation, Kiel 1992)

Wiskiauten

In 23 Bestattungen wurden 46 Glöckchen angetroffen. Kat.–Nrn. 2, 3 (2), 4, 5, 13 (5), 16, 23 (3), 33 (3), 45 (4), 48 (2), 64 (3), 75, 91, 136, 175, 179, 195, 199, 202, 205 (10), 213, 214, 217. „die bis auf wenige Unsicherheiten eindeutig in einem Fundzusammenhang zur Pferdeausrüstung stehen“ .

Daher stürze ich mich hier nicht weiter in eine detaillierte Ausführung.

Quelle: Dworschak, Nina: Die wikingerzeitlichen Grabbefunde bei Wiskiauten/Mochovoe im Kaliningrader Gebiet. 2018.

Gotland

Eine aus Bronze gegossene Schelle wurde an einer von einer Gerätefibel
herabhängenden Kette angetroffen (Grötlingbo, Barhalder, SHM 27739:1d
I:45:26)(Stufe III). In einem Grab in Havor, Hablingbo (SHM 7582:12, I:114:6)
wurden Schellenfragmente am Kopf angetroffen.

Quelle: Thunmark-Nýlen, Lena: Die Wikingerzeit Gotlands, Katalog; Stockholm, 2000

Island

Zu der Bestattung (Kornsá (Kt-63) gehört ein Glöckchen.

Quelle: Pétursdóttir, Þóra: "Deyr fé, deyja frændr". Re-animating mortuary remains from Viking Age Iceland Online hier (Stand: 19.11.2020)

Je eine weitere fand sich in den Bestattungen Vatnsdalur (Kt-54) und Brú (Kt-35). Sie waren Bestandteil der Halsketten mit Glasperlen. Für den Fund von Meols gibt es keine Fundlage.
Da die alle vier isländischen Glöckchen sich in der Form von den festländischen Skandinaviens untescheiden, vermutet Þ. Pétursdóttir eine englischer Herkunft.

Genau genommen irisch nach einem (!) Fund aus Merlin's Island (London 1948) sowie einer (!) weiteren aus Keoldale, Sutherland, Schottland. Dort datieren die Glöcken auf das 7. – 8. Jh., in Island auf das 10. Jh.. Hier kann man nun drüber streiten oder so wie ich: einfach als interessanten Fakt hinnehmen, denn es gibt keine vergleichende Spektralanalyse.

Eldjárn, K. (1967) “Bjöllurnar frá Kornsá og Brú” in Árbók hins íslenzka fornleifafélags 1966, pp. 67-70. Glöckchen und Schellen auf Island (online hier; Stand: 19.11.2020)) download als dokument gesichert hier [1.971 KB]

Estland, Siksälä Kalmetemäe

Ich habe jetzt bis Seite 55 gesichtet. Auf den weiteren 115 Fundberichten finden sich immer wieder Glöcken, einzeln sowie mehrere in Kinder, Frauen- und Männberstattungen.

Diese als Einzelschmuck, in Halsketten, als Halskette, etc.

Da ich persönlich keine Estland-Darsteller für diesen Zeitrahmen kenne, stelle ich meine Recherche hier ein. Da sind die Dinge, die sind toll. Ja, gab es, kein Pferdeschmuck. Ich empfehle daher: Ratas, Jaana; Laul, Silvila: Siksäla kalmei II, matuste ja leidude kataloog; SBN 978-9985-4-0869-8; online hier (Stand: 19.11.2020)

Nur noch ein Fund aus Estland, da ich die Unterlagen habe:

Russland, skandinavische Funde

Aus der Ladoga Region nahe Priladozhe, einem finnisch besiedeltem Gebiet, mit skandinavischen Bestattungen. Ohne weitere Angaben findet sich auf der Tafel der skandnavischen Funde bei W. Duckzko eine dreizipfelige Fibel mit zwei Ketten und je einem Glöckchen.

Für Gnedzdovo, Brandbestattung 383, werden für diese Männerbestattung noch zwei Glöckchen erwähnt. (S. 194)

Quelle: Duczko, Wladyslaw: Viking Rus, Studies on the Presence of Scandinavians in Eastern Europe

Bodzia

Ein Elitenfriedhof in Polen, ein Schmelztiegel der Skandinavier, Rus, Balten und Polen.

Der Bonus:
Ein Glöckenchen, in einem generellen Detailplan.

In der Bestattung (E864/II) (Frau) fand sich ein Glöckchen im Halsbereich.

Das folgende Zitat rechne ich hierbei zu den Sagen und Mythen von Autoren, die noch ein paar Zeilen in ihrer Arbeit übrig haben:

„Die Glocken haben möglicherweise eine apotropäische Funktion, mit ihrem Ton zu signalisieren, dass sich der Verstorbene bewegte. Dies würde bedeuten, dass sie zum Schutz vor Vampiren eingesetzt wurden.“ (S. 404)

„Generalplan Bodzia“; Figure 17.9 Location of textile headbands (?) with beads on pendilia, necklaces, beads, bell-like pendant and kaptorgi at the cemetery of Bodzia with the indication of the sex of the deceased and numbers of graves (1—decorative headband?; 2—glass, silver or carnelian bead; 3—concentration of glass beads; 4—bronze bell-like pendant; 5—silver trapeze-shaped kaptorga; 6—silver capsule-shaped kaptorga; 7—bead necklace with a silver trapeze-shaped kaptorga; 8—bead necklace; 9—man; 10—woman; 11—child; 12—approximate location) (Drawing: P. Szejnoga).

Quelle: Buko, Andrezj: A Late Viking-Age Elite Cemetery in Central Poland, 2014

Einzelstück

Hier noch ein interessantes Exemplar aus Russland, ein Männerprachtgürtel mit Schellen.

Fazit

Schade, ich habe immer noch keinen Nachweis für Glöckenkettchen an den Fußknöcheln gefunden

Eine andere Verwendung – Falknerei

Frans-Arne H. Stylegar hat zu diesem Thema in seinem blog über Schellenfunde aus Uppåkra und Järresta aus Skane: sie wurden in Langhäusern gefunden.
Aufgrund der Bestattungen Vendel III und Valsgärde 6 sowie 14 weiteren Gräbern des 6. bis 10. Jh. in Schweden, in denen Raubvögel durch Knochenfunde indiziert sind, zieht er schlüssig die Raubvogelhaltung / Falknerey i.V.m. kleinen Schellen in Betracht.

Quelle: http://arkeologi.blogspot.com/2006/06/viking-age-hawking.html

Offene Recherchen

A.S. Gräslund schriebe „"Im Spätmittelalter kommt in Schweden die Schelle häufig als Zubehör der Kleidung.“ Ihre Quelle: Nørlund, Poul1941 Klaededragt i oldtid og middelalder nordis kultur 15b, 1971; dies konnte ich nicht einsehen.

Weiter:
„In Finnland und vor allem in den baltischen Ländern gibt es oft Schellen am Kettenschmuck der Frauengräber aus der Wikingerzeit (Schaumann, M.: Finska kedjagarnityr; Helsingin Yliopiston Arkeologian Laitos, Moniste. 2; Helsinki, 1971; 48, 64; Kivikoski, E.: Die Eisenzeit im Auraflussgebiet, FFT, 43; Helsingfors, 1939; 157“)

Ich lasse diese Aussagen daher so stehen.

Friesland

Nachtrag: A. S. Gräslund schrieb:
„Die Schellen in friesischen Gräbern von Ende des 8.Jhs. und vom Anfang des 9. Jhs. entsprechen dagegen eher denen der Grabbeigaben von Birka. So etwa auf dem Gräberfeld Dunum in Ostfriesland, u.a. in dem Kindergrab 358, in dem eine Schelle und ein Tongefäss als Grabbeigaben lagen, und in Grab 48 mit Schlüssel, Messer und Schelle (Schmid 1970, 50, Abb. 4; nach
einer Mitteilung von Dr. Schmid lag in Grab 48 eine junge Frau). Eine Schelle zusammen mit kleinen Glasperlen und einer Prachtperle gab es in mehreren Kindergräbern im benachbarten Gräberfeld Schortens (unveröffentlicht, H. Rötting, mündl.).“

Literatur: Schmid, P.: Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Dunum, Kreis Wittmund (Ostfriesland), Grabung 1967-1968. Neue Ausgrabungen und Forschungen n Niedersachsen, 5. Hildesheim

Eine andere Verwendung – Falknerei

Frans-Arne H. Stylegar hat zu diesem Thema in seinem blog über Schellenfunde aus Uppåkra und Järresta aus Skane: sie wurden in Langhäusern gefunden.
Aufgrund der Bestattungen Vendel III und Valsgärde 6 sowie 14 weiteren Gräbern des 6. bis 10. Jh. in Schweden, in denen Raubvögel durch Knochenfunde indiziert sind, zieht er schlüssig die Raubvogelhaltung / Falknerey i.V.m. kleinen Schellen in Betracht.

Quelle: http://arkeologi.blogspot.com/2006/06/viking-age-hawking.html